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Polizei überfällt BFC-Fan-Party


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    Kommentar


    Die Blutgrätsche der Polizei
    Jens Weinreich


    Sie nennen sich "Freunde der 3. Halbzeit" oder die "Erlebnisorientierten". Sie wählen putzig anmutende Umschreibungen für einen perfiden Zeitvertreib, der darin besteht, am Rande von Fußballspielen andere Menschen brutalstmöglich zu verletzen. Gegen derartig veranlagte Hooligans der höchsten Gefahrenkategorien C und B, die im Ausrichterland der Fußball-WM 2006 längst zu Staatsfeinden erklärt wurden, soll sich der Polizeieinsatz in der Nacht zum Sonntag in der Berliner Diskothek Jeton gerichtet haben. Dumm nur, dass sich unter den 158 zwischenzeitlich festgenommenen Personen und ein paar Dutzend Verletzten vergleichsweise wenige bekannte "Erlebnisorientierte" befanden. Die Mehrzahl der vom Sondereinsatzkommando Festgesetzten war in jener Nacht auf andere Erlebnisse aus. Es handelt sich um durchaus unbescholtene Bürger, die keiner der Hooligan-Kategorien zuzuordnen sind, und deren Vergehen darin bestand, sich zur falschen Zeit - vor dem brisanten Oberligaspiel zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem BFC Dynamo - am falschen Ort - im einschlägig bekannten Jeton - aufgehalten zu haben. Allerdings, selbst im deutschen Strafgesetzbuch gilt derlei Fehlverhalten noch nicht als kapitales Verbrechen.


    Es geht gar nicht darum, einen Einsatz gegen Hooligans zu verurteilen, sondern um die alte, immer wieder aktuelle Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt. Rechtfertigt die (unbewiesene) Behauptung, durch diesen gewaltsamen Einsatz der Polizei seien angeblich geplante Gewalttaten beim Oberligaspiel verhindert worden, den so genannten Kollateralschaden, also Verletzungen an Leib und Seele bei einigen Dutzenden Menschen? Rechtfertigt dies zahlreiche "vorbeugende" Blutgrätschen der Sicherheitskräfte? Wobei selbst Laien wissen, dass Blutgrätschen - im Fußball wie im richtigen Leben - mit Platzverweisen geahndet werden sollten.


    Die Hoffnung der Polizei, den harten Kern der Branche, der sich erst vor drei Wochen beim Punktspiel zwischen dem BFC und dem SV Yesilyurt auch gegen Beamte ausgetobt hat, nun mächtig eingeschüchtert zu haben, könnte trügerisch sein. Bei der Weltmeisterschaft 1990 hatte die italienische Polizei auch geglaubt, mit gewaltiger Präsenz und enormer Schlagfertigkeit einschüchtern zu können. Man musste indes erkennen, dass die Hooligans dadurch nur gereizt worden sind. Wer sich in diesen Tagen in diversen Internet-Foren umschaut, erkennt ähnliche Tendenzen.


    Es wäre allerdings verfehlt, sich nach diesem nächtlichen Einsatz an wohlfeilen Lage- und Taktikeinschätzungen zur WM 2006 zu versuchen. Das wäre allein im Interesse derjenigen, die diese Aktion verantworten müssen. Sie verlangen jetzt nur das, was sie immer verlangen: Mehr Geld, mehr Sicherheitskräfte, mehr Handlungsspielraum - ohne ein überzeugendes Konzept präsentieren zu können. Das Vorgehen im Jeton, das sich einreiht in zahlreiche umstrittene Aktionen der vergangenen Monate, kann kaum als beispielhaft gelten. Oder muss man sich während der WM darauf einstellen, dass täglich an allen zwölf Spielorten vorbeugend Dutzende Diskotheken und Kneipen gestürmt werden? Dass also im Sommer 2006 täglich tausende unschuldiger Personen niedergeknüppelt, gefesselt, verletzt, entwürdigt und verhaftet werden sollen?


    Es mag ja sein, dass dies eine verlockende Aussicht ist für manche Hardliner im Bundesinnenministerium und in Polizeibehörden, die glauben, dass Gewalt noch immer das beste Mittel gegen Gewaltbereitschaft sei. Wenn das so wäre, sollte man gegen derartige Wild-West-Methoden einschreiten, bevor die Cowboys noch größeren Schaden anrichten. Auf den Vorfall in Berlin bezogen, heißt das: Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss muss tätig werden. Das schreibt sich so leicht, obwohl man doch weiß, dass ein Untersuchungsausschuss eher selten zur Aufklärung beiträgt. Egal, Behördenvertreter haben sich schon nach wenigen Tagen und nur zaghaft kritischer Medienberichterstattung in veritable Widersprüche verstrickt. Man darf es auch deutlicher ausdrücken: Sie haben gelogen. Ja, es war eine deftige Lüge, zu behaupten, es sei im Jeton zu "massiven Widerstandshandlungen" gekommen.


    Die Staatsmacht soll ihre Bürger vor den Gewalttätern im Fan-Trikot schützen. Sie tut das aber nicht, indem sie die Bürger niederknüppelt. So wie die Polizei in der Diskothek Jeton aufgetreten ist, unterscheidet sie sich kaum von den Erlebnisorientierten. Das kann nicht das Modell für die WM 2006 sein.


    http://www.berlinonline.de/ber…itung/meinung/476929.html

  • Aktuelles / Berlin
    25.08.2005, 16:51 Uhr
    Polizei richtet nach Einsatz gegen Hooligans Ermittlungsteam ein
    Nach Kritik an dem massiven Einsatz gegen Hooligans in der Friedrichshainer Diskothek «Jeton» hat die Berliner Polizei ein Ermittlungsteam eingerichtet. Dieses solle die im Zusammenhang mit dem Einsatz erhobenen Vorwürfe prüfen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag in Berlin. Bislang seien bei der Polizei 40 Anzeigen von 22 Betroffenen unter anderem wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung eingegangen. Die Zahl könne in den kommenden Tagen aber noch steigen, da die Bearbeitung auf den Dienststellen Zeit in Anspruch nehme.


    Der Berliner Rechtsanwalt René Lau geht davon aus, dass bislang 80 bis 100 Anzeigen nach dem Einsatz erstattet wurden. Er kündigte an, dass auch er bis Anfang nächster Woche mehrere Anzeigen für Betroffene erstatten werde. Laut Medienberichten soll Lau am Montag zusammen mit dem Fanbeauftragten des BFC Dynamo und einem betroffenen Journalisten vor dem parlamentarischen Innenausschuss gehört werden.


    Bei der Razzia gegen gewaltbereite Fußballfans vor der Oberligabegegnung zwischen 1.FC Union und BFC Dynamo waren in der Nacht zum Sonntag 158 Menschen vorübergehend festgenommen worden, 21 wurden dabei verletzt. Die Festgenommenen wurden zum überwiegenden Teil erst am Sonntagabend wieder auf freien Fuß gesetzt.


    Die Polizei rechtfertigte den Einsatz mit konkreten Hinweise darauf, dass bei dem Treffen massive Ausschreitungen gegen gegnerische Fans sowie Polizisten geplant worden seien. Von den 158 festgenommenen Personen hätten 70 der gewaltbereiten Szene angehört. Entgegen ersten Polizeiberichten stießen die etwa 100 eingesetzten SEK-Beamten aus Berlin und weiteren Bundesländern bei der Erstürmung des Gebäudes aber auf keinen nennenswerten Widerstand.


    © ddp


    http://www.berlinonline.de/akt…_html/ddp_1249815170.html


  • Und grundsätzlich solltest Du bei meinen Artikeln gelesen haben, dass ich Dir da vollkommen zustimme... sollte ja keine Entschuldigung sein, sondern nur ein Aspekt, warum es dazu gekommen ist, habe ja nicht gesagt, dass das dadurch richtig war oder verständlich und nachvollziehbar...


    Aber wenn ich über "gewaltätigen Launen" und "Diener" lese, dann bezweifel ich, dass du Dich neutral und objektiv mit dieser Angelegenheit befasst...

    Jedes schwankende Regime hat bisher versucht, als letzten Ausweg seine Untertanen durch einen Krieg an sich zu fesseln.(George Bernard Shaw)

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  • @ arminia blue


    Das Werbung für dieses Spiel gemacht wurde mit Texten wie "Spielabbruch am 3. Spieltag" und "Für einen brenneden Gästeblock" mußte man nicht aus der Zeitung heraus lesen, sondern auf vielen Deckblättern von Homepages beider Vereine. Ob man diese nun ernst nehmen konnte oder nicht ist auch für die Polizei schwierig zu entscheiden, und wer Spiele des BFC oder Union kennt oder selber dabei war, weiß das es, und damit meine ich jetzt nicht alle Fans beider Parteien, gerade bei diesen Vereinen und genau diesem Stadtduell immer wieder zu extremen Auschreitungen kam, bei dem auch Polizisten schwer verletzt wurden. Hätte man diese Warnungen nicht ernst genommen und es wäre wieder einmal zu schweren Ausschreitungen gekommen, dann hätte es wieder gehießen, "die Polizei hat mal wieder nicht reagiert" und "die Fans im Osten konnten wieder mal zuschlagen , weil die Bullen zugeschaut haben". Die Härte des Einsatzes geht natürlich nicht in Ordnung aber die Tatsache das man Warnungen ernst genommen hat! Ich habe jahrelang Spiele des BFC live erleben dürfen und die haben genauso normale Fans wie alle anderen, aber glaubt mir vor deren harter Szene haben sogar die von euch als Skandalfans bezeichneten Dynamo Dresden Fans großen Respekt. Deshalb immer beide Seiten betrachten um sich ein Bild zu machen. Die Bilder die im Tread sind sagen nicht viel aus. Man sieht Blut, Leute die vor laufenden Kameras Interviews geben und sonst nix. Was wirklich vorgefallen ist, wissen eh nur an dem Abend anwesende Leute, also ist es müselig sich eine Meinung zu bilden. :nein:



  • Deinen Eintrag kann ich nur unterschreiben... auch wenn ich selbst als "Diener" des Staates mit "gewaltätigen Launen" (nicht wahr support-your-local) tätig bin, glaube ich mittlerweile nach den Berichten auch, dass das Vorgehen falsch, unprofessionell und viel zu hart war...


    Aber ich finde auch, dass man sich immer ein eigenes Bild machen sollte, und eine eigene Meinung bilden sollte, ohne auf reißerische Artikel sofort zu reagieren... Das wäre ja so, als würde man sagen, alle Dynamo Dresden-Fans Hools und Schläger wären... ;), ohne auch nur einmal ein Spiel live gesehen zu haben....


    Verallgemeinungen helfen dabei absolut nicht... Ich kenne zB einige der Kollegen, die immer auf der Alm arbeiten müssen, und von denen sind ein Großeil auch absolute Arminia-Fans, die privat dann auch auswärts dabei sind...

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  • Moinsen Arminen,


    ehrlich gesagt bin ich heilfroh darüber, das ich kein Polizist bin und gerade auch bei Demos oder bei Fußballspielen nicht meinen Dienst versehen muss.


    Nur weil ein Beamter seinen Dienst versieht, bedeutet das ja auch nicht, das er mit der Entscheidung nun so oder so vorzugehen persönlich auch einverstanden ist. Was ich damit sagen möchte ist:


    Letztlich sind die Beamten vor Ort nur Befehlsempfänger die einen gegebenen Befehl nur "Verweigern" dürfen, wenn es dadurch zu einer Straftat kommen würde, oder gegen Gesetze verstößt. Ich kann mir sicherlich kein Urteil über die am Sonntag vorgefallenen Vorkommnisse erlauben, meine jedoch, das sicherlich nicht alle 100 Beamten dort so hart vorgegangen sind und das viele wohl auch gegen diese Gewaltausübung waren "persönlich" wohlgemerkt. Wen man hier zur Rechenschaft ziehen muss, sind also nicht nur die Befehlsempfänger und ausführenden Beamten, sondern und vor allem die befehlsgebenden Beamten, die die Planung vorgenommen haben, die bei der Einsatzbesprechung ihren Beamten aufdoktriert haben dass sie so hart vorzugehen haben!


    Dennoch bin ich als Bürger dieses Staates über die Brutalität und vor allem die Vorgehensweise empört, vor allem wenn es stimmen sollte das ein Richter unter Druck gesetzt worden ist.


    Ich bin jedoch auch gegen Gewaltbereitschaft bei Fußballspielen durch Fußballfans und finde es ebenso empörend, das Polizisten verletzt werden durch Amoklaufende Fans denen es nur auf Randale ankommt und das Fußballspiel selber eigentlich eher nebensächlich ist.


    Gewalt und Fußball passen meiner Meinung nach einfach nicht zusammen!


    SWB Gruß
    Bennobarkeeper

    Behandel jeden so, wie Du selbst behandelt werden möchtest.

  • Ich kann auch nicht begreifen, was so schön daran sein soll, sich gegenseitig auf die Fresse zu hauen, aber man kann einen rechtswidrigen Einsatz der Polizei nicht damit gutheißen, daß es ja nicht die falschen getroffen habe...
    Der Zweck darf nicht immer die Mittel heiligen, sonst landen wir irgendwann mal tatsächlich in einem Polizeistaat.

    :ball: :ball: :ball: :ball: :ball: :ball: :ball: :ball: :ball: :ball: :ball: :arminia:


    SCHWARZ-WEISS-BLAU - Ein Leben lang - SINCE 1960

  • Zitat

    Original von justdoitDSC



    Aber wenn ich über "gewaltätigen Launen" und "Diener" lese, dann bezweifel ich, dass du Dich neutral und objektiv mit dieser Angelegenheit befasst...



    NEUTRAL als teilweise Betroffener sicherlich schon seit langem nicht mehr, OBJEKTIV ganz bestimmt.....





    Die kennen wir auch ;)


  • Wie gesagt, in der Sache stimme ich Dir ja auch vollkommen zu, und auch bei der Sache in Berlin glaube ich nach Studium aller Berichte daran, dass hier ein vollkommen überzogenes und falsches Verhalten an den Tag gelegt wurde...


    Was mich manchmal nur ein wenig wundert ist die Tatsache, dass ich, obwohl ich seit Jahren alle Heimspiele und fast alle Auswärtsspiele mitmache, ich noch NIE irgendwo überhaupt einen längeren Disput, geschweige denn irgendwelche Probleme mit Kollegen im Zusammenhang mit den Spielen hatte... Und auch alle Leute aus meinem Bekanntenkreis nicht... Vielleicht sollten sich betroffene dann mal fragen, warum es bei denen öfters zu diesen Problemen kommt...

    Jedes schwankende Regime hat bisher versucht, als letzten Ausweg seine Untertanen durch einen Krieg an sich zu fesseln.(George Bernard Shaw)

  • Aktuelles / Berlin
    26.08.2005, 01:27 Uhr
    Ströbele fordert Überprüfung des Sicherheitskonzepts zur WM 2006
    Nach dem umstrittenen Einsatz der Berliner Polizei gegen Hooligans hat der Berliner Bundestagsabgeordnete und Fraktionsvize der Grünen, Hans-Christian Ströbele, gefordert, das bundespolitische Sicherheitskonzept zur Fußballweltmeisterschaft 2006 zu überprüfen. «Das Konzept muss auf seine Tragfähigkeit hin untersucht werden», sagte Ströbele der «Berliner Zeitung» (Freitagausgabe). Es müsse geprüft werden, ob das Konzept helfe, Konfrontationen und Eskalationen zwischen Hooligans und Polizei zu vermeiden.


    Er habe zwar keine Sympathie für Hooligans, unterstrich der Grünen-Politiker. Aber der Rechtsstaat müsse «unantastbar» sein. Zudem müssten rechtsstaatliche Regeln angewandt werden. Ströbele forderte zudem, dass Polizisten vor der WM auf derartige Konfliktsituationen vorbereitet werden.


    Am vergangenen Wochenende war die Berliner Polizei mit einem Großaufgebot gegen Hooligans in einer Diskothek vorgegangen und hatte rund 160 von ihnen festgenommen. 21 Personen erlitten Verletzungen.
    http://www.berlinonline.de/akt…_html/ddp_1250124370.html

  • http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=77052&IDC=5


    26.08.05
    Anzeigenflut gegen die Polizei
    Fan-Beauftragter des BFC sagt im Innenausschuss aus / Kripo ermittelt gegen Einsatzkräfte

    Von Matthias Koch und Rainer Funke



    Die brutale Polizei-Gewalt gegen vermeintliche Hooligans beim Einsatz in der Diskothek »Jeton« in der Frankfurter Allee war vielen Besuchern eines Friedrichshainer Lokals am Mittwochabend noch anzusehen. Etliche der rund 100 Frauen und Männer kamen mit Nasenbeinbrüchen, blau geprügelten Augen und genähten Platzwunden zu der internen Veranstaltung. Hier haben gleichermaßen geschädigte Fußball-Fans und normale Disco-Besucher ihre weitere Vorgehensweise besprochen.
    »Es geht nur um die Wahrheit. Wir wollen wissen, warum dieser Polizeieinsatz stattgefunden hat. Uns interessieren auch die vielen Widersprüche«, sagte Rainer L. Der Fan-Beauftragte des BFC Dynamo wurde inzwischen von Volker Ratzmann, Fraktionschef der Grünen, angerufen. Eine Einladung für den Innenausschuss des Abgeordnetenhauses an den Ex-Hooligan, der sich eigenen Worten zufolge seit 15 Jahren nichts mehr zu Schulden kommen lässt, ist unterwegs. Rainer L., der während der Razzia drei Stunden lang an den Armen gefesselt auf dem Fußboden liegen musste, will am Montag aussagen.
    Die bislang offiziell zugegebene Zahl von 40 Anzeigen gegen Polizeibeamte hält Rechtsanwalt Rene Lau für reichlich untertrieben. »Zusammen mit den Mandanten, die Kollegen von mir betreuen, dürften bislang bis zu 100 Anzeigen erstattet worden sein. Diese Ziffer wird vermutlich noch steigen«, meinte der dem BFC nahe stehende Anwalt, Bruder des Dynamo-Stürmers Hendryk. Allein am Mittwoch sprach Lau mit mehreren »Jeton«-Besuchern, die ihre Anzeige noch gar nicht auf den Weg gebracht haben. »Die Polizei verstieß erheblich gegen Bürgerrechte. Juristisch bin ich davon überzeugt, dass selbst die Anwesenheit von Hooligans keinen Polizeieinsatz dieser Art rechtfertigt.« Laut Polizei befanden sich in der Nacht zum Sonntag im Moment des Zugriffs 570 Menschen. 158 wurden festgenommen. Unter den größtenteils bis zum Sonntagabend festgehaltenen und später in Gefängnisse verschleppten Personen waren 22 Fans der Polizeikategorie B (gewaltbereit), 19 Fans der Kategorie C (gewaltsuchend) und 28 in der staatlichen Akte »Gewalttäter Sport« vermerkt. Über die Hälfte der ohne Gegenwehr festgenommenen Disco-Besucher gehörte also nicht mal zum Dunstkreis vermeintlicher Rädelsführer der Hooliganszene. Dennoch wurden sie wie alle anderen der 570 Gäste von den vermummten Beamten des Spezialeinsatzkommandos zu Boden »genötigt«, wie es auf Polizeideutsch heißt.
    Die Schläger unter den Polizisten auszumachen, dürfte schwierig sein. Deshalb könnte sich die Flut von Anzeigen gegen Einsatzleiter Michael Knape und Bernd Kossin, einen leitenden SEK-Mitarbeiter, richten. Unabhängig davon werden BFC-Fans eine Internetseite (http://www.gegen-polizeige- walt.de.vu) schalten, die sich mit dem Thema befasst. Auch Demos gegen Polizeigewalt sind erwogen worden.
    Wegen der vielen Anzeigen gegen die Polizei wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung oder Freiheitsberaubung ermittelt jetzt gegen die Einsatzkräfte eine Sondergruppe des Landeskriminalamtes, die nach dem Namen der Disko benannt ist. Auch wird ein Führungsbeamter der Sondergruppe »Hooligans« verdächtigt, Razzientermine und anderes mehr an die Szene gegen Bezahlung verraten zu haben. Der Mann soll inzwischen vorläufig auf einen anderen Posten versetzt worden sein.
    Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hüllt sich derweil zum Thema »Jeton« weiter in Schweigen. Der Sachverhalt müsse »in gebotener Eile und Sorgfalt aufgeklärt werden«, ließ er gegenüber ND verlauten. Polizeipräsident Dieter Glietsch erstelle derzeit einen Bericht über Abläufe und Hintergründe.

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  • Zitat

    Was mich manchmal nur ein wenig wundert ist die Tatsache, dass ich, obwohl ich seit Jahren alle Heimspiele und fast alle Auswärtsspiele mitmache, ich noch NIE irgendwo überhaupt einen längeren Disput, geschweige denn irgendwelche Probleme mit Kollegen im Zusammenhang mit den Spielen hatte... Und auch alle Leute aus meinem Bekanntenkreis nicht...



    Dieses wird sicherlich an der Tatsache liegen, dass Du zu der eher "einfachen" Sorte Fans gehörst. Das ist mit Sicherheit nichts Schlimmes udn soll Dir bestimmt auch nicht vorgeworfen werden, aber ich wage einfach mal die Vermutung, dass Du erstens nicht unbedingt jemand bist der auch mal zum abfeiern auf den Zaun springt, sich verbal gegen sinnlose Ordner- und Polizeiaktionen zur Wehr setzt und vermutlich auch nicht unbedingt zum engeren Kern der Fanszene gehörst, welcher ja doch immer wieder gerne von unseren SKB's auf Sichtweise gehalten wird ... !


    Fans die ein wenig "aus der Reihe tanzen" und ihren Emotionen auch mal freien Lauf lassen und sich häufiger auch mal in Begleitung von Personen befinden, die wegen Bagatellen bereits polizeibekannt sind, haben es heutzutage eben nicht mehr leicht ... ! Das kann man genügend andere Beispiele aus diversen Fanszenen anbringen, aber das hatten wir alles schon mal ...

    Die Ware Fussball ist nicht der wahre Fussball!

  • Sport
    http://www.jungewelt.de/2005/08-26/029.php


    Heinrich Hecht


    Ordnung und Sicherheit


    Ein kleiner Ostberliner Fußballverein bedroht die Welt


    Schafft es ein Oberliga-Fußballklub auf die Seite eins der Süddeutschen Zeitung, ist die nationale Sicherheit bedroht. Seit dem 20. August läuft eine bemerkenswerte Reklamekampagne einer informellen Schattenstruktur bei der Berliner Polizei, flankiert von Otto Schilys Lebenswerk zur Abschaffung der bürgerlichen Grundrechte mittels Schröders 1. FC Deutschland 06.


    Professionell wurde das Ostberliner Lokalderby zwischen DDR-Rekordmeister BFC Dynamo und dem 1. FC Union Berlin als Ausgangspunkt gewählt. Der BFC veranstaltete am Samstag ein internationales Fanturnier und informierte die Polizei sehr pflichtbewußt über die geplante Abschlußfeier mit Freibier in der Diskothek »Jeton«. Ein korrupter Polizist der »Ermittlungsgruppe Hooligans« informierte die Fans über eine bevorstehende Razzia. Das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis Hooligans– Fußballpolizei sichert solche Allianzen, ohne den einen hat der andere keinen Spaß.


    Sonntag gegen 1.30 Uhr stürmten Beamte des SEK die Disko. Das Berliner SEK klassifizierte ein ehemaliger Ausbilder gegenüber jW: »Alles Psychopathen«. Die Beamten prügelten und verletzten wahllos, die Überwachungsvideos der Disko wurden konfisziert. 188 Diskobesucher wurden gefesselt und der herangekarrten Springer-Presse zur Ablichtung überlassen. Die Blätter des Meinungsmonopols multiplizierten am Montag folgsam: »Bravo Polizei!« (B.Z.). Der Sportinformationsdienst meldet 11.23 Uhr einen »Testlauf« zur Fußball-WM. Dummerweise lagen unter den terrorisierten Gästen auch Journalisten in Blutlachen, und die junge Welt berichtete zeitgleich objektiv. Nach dem Abdruck der Polizeipropaganda übernahm die Berliner Zeitung am Dienstag den Tatsachenbericht des Radiojournalisten Steve Winkler aus dem Internetforum des BFC. Plötzlich hatten die »gewaltbereiten Fans des BFC Dynamo« (Morgenpost) ein zivilgesellschaftliches Gesicht. Und das hatte voll in die Fresse bekommen: Massenverhaftung auf Grundlage dubioser »Aufklärungsergebnisse«, massive Körperverletzungen, folterähnliche Demütigungen, Nötigungen, 19 Stunden Haft für 158 freie Bürger und Fehlinformation des Polizeisprechers (»Wir haben den polizeilichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit definitiv nicht verletzt.«) und des Polizeipräsidenten (»Ich erwarte von jeder Vereinsführung, auch vom BFC Dynamo, daß sie sich nicht mit Gewalttätern solidarisiert, sondern mit der Polizei kooperiert.«)


    Noch am 20. August hatte die Morgenpost vom SPD-Innensenator Ehrhart Körting vermeldet, daß keine Sicherheitsbedenken zur WM beständen: »Fußballfans sind schließlich keine Terroristen.« Gegen diesen Leichtsinn schoß die Gewerkschaft der Polizei (GdP) am 22. August: »Höchst alarmiert sind wir durch die Vorgänge vom Wochenende. Um ein einziges Spiel der 4. Liga zwischen dem 1. FC Union und dem BFC Dynamo abzusichern, mußten 1 100 Bereitschaftspolizisten eingesetzt werden.« Die Medienkampagne holperte ein bißchen, als Polizeipräsident Dieter Glietsch am 23. August die gewaltrechtfertigende Mär vom Widerstand der Diskobesucher gegen das SEK korrigieren muß. Bei der »Übermittlung der Informationen« habe es »Fehlinterpretationen und Mißverständnisse« gegeben. Blutlachen sind eben nur ein Komunikationsproblem. Im BFC-Fan-Forum wurde das mit: »Was, gewaltsame Auseinandersetzung? – Ach, Sie reden von der Sitzblockade in der Diskothek« kommentiert.


    Zeitgleich log der »Leiter der Führungsgruppe« des bundesweit berüchtigten Berliner Prügel-SEK, Bernd Kossin. Vorwürfe, daß Festgenommene nicht zur Toilette gelassen wurden, seien eine »Frechheit«.


    Zur Sicherung der Kampagne wurde schnell der korrupte Polizist aus dem Ärmel gezogen. Die Überfallenen waren gemein, sie haben sich vorsätzlich nicht gewehrt. Am Donnerstag lief alles wieder nach Plan. Der Tagesspiegel rührte das Bedrohungsszenario zurecht. Unter der Überschrift »Dynamo-Fans sprechen von Racheakt« wird ein Polizeieinsatz vor Wochen mit 13 verletzten Polizisten als Einsatzursache rekapituliert. »Beim BFC hieß es, daß der Einsatz im »Jeton« die Stimmung unter Fans massiv verschlechtert habe. Die Szene warte auf die nächste Gelegenheit zum Zuschlagen.« Der BFC geht mit »anwaltlicher Hilfe« gegen den Artikel vor.


    Die Süddeutsche übernahm die nachträgliche Rechtfertigung und hievte den Berliner GdP-Vorsitzenden Eberhard Schönberg auf die Eins: »Von Fußballfans kann keine Rede sein. Die Hooligan-Szene besteht aus Neonazis, Kriminellen, Gewalttätern.« Sie fressen gewöhnlich auch Kinder. Die verprügelten Fußballturnierteilnehmer aus Aberdeen und Malmö werden froh sein, das zu lesen.


    Am Mittwoch hatte Otto Schily in derselben Zeitung die Wiedereinführung des Schutzhaftparagraphen angekündigt »Wenn man zwar sicher weiß, daß Personen gefährlich sind, aber keine konkreten Anhaltspunkte für eine Straftat hat – ist es da völlig außerhalb des Denkbaren, daß man sie für einen gewissen Zeitraum in Gewahrsam nimmt, zur Gefahrenabwehr und zur Sicherheit der Bevölkerung?«


    Der 1. FC Deutschland 06 wird eine Polizeidiktatur. Mittlerweile verteilt ein bundesweites Netzwerk von Faninitiativen T-Shirts mit dem Aufdruck: »DIE WELT ZU GAST – DIE DEUTSCHEN IM KNAST«.

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  • Hallo allerseits!


    Der Innenausschuß des Berliner Senats hat übrigens mittlerweile den Polizeieinsatz im Nachhinein ausdrücklich gebilligt und als gerechtfertigt bezeichnet. Über die überzogenen Maßnahmen scheint man dabei kein Wort verloren zu haben. Haste da noch Töne...? :nein: :nein: :nein:


    Ciao, Toto

    Zweite Liga, wir kommen!


    "Vielleicht wäre das Spiel anders ausgegangen,
    wenn wir vorne ein Tor geschossen hätten."
    [Manuel Neuer nach dem 0:0 der U-21 gegen Spanien]


    "Wenn man sich mit dem Ball bewegt, ist das das eine,
    wenn man sich ohne Ball bewegt, ist das das andere."
    [Jürgen Klinsmann, zum damaligen Zeitpunkt Bundestrainer]

    Einmal editiert, zuletzt von Toto Schillaci ()

  • In diesem Thema nehmen seit Tagen alle Partei für Fans des BFC. Ich persönlich habe aber irgendwie Verständniss für beide Seiten. Warum? Ganz einfach. Ich als neutrale Person die an diesem Abend nicht in der besagten Disco war, kann doch schlecht Partei für eine von beiden Seiten übernehmen. Keiner weiß , was an diesem Abend wirklich in dieser Disco abging und ob nicht wirklich irgendwelche Treffs besprochen wurden, denn warum waren unter den festgenommenen auch bekannte aus der Hooliganszene sogar aus dem Ausland? Klar Medientechnisch macht man jetzt Interviews stellt sich als Opfer den Kameras. Keiner weiß ob das nicht als Deckmantel für die Szene genutzt wird, denn es würde sich keiner hinstellen und sagen, "ja wir hatten da einiges besprochen". Logisch. Alle verurteilen nun die Polizei. Zeigen Sympatie mit den Fans des BFC Dynamo (Ohne die Szene aus Berlin wirklich zu kennen, weil diese im TV nie zu sehen ist). Ist das wirklich so gut. Nur als Beispiel, die 3 oben genannten Bilder sind auf vielen BFC Pages zu sehen, auf denen aber auch viele Bilder von Schlägereien mit der Polizei und anderen Fans zu sehen sind. Ist es wirklich Sinn und Zweck, das Fans von Arminia als Beführworter für diese Szene dastehen. Ich weiß ja nicht. Den durch Medien kann man viel erreichen. Und wer nun in diesem Thema recht hat und wer nicht, ist der Presse doch sch... egal. Denen geht es doch nur um möglichst lange Berichte in Wort und Bild um Leser zu binden. Die Fans sehen eine Disco voller Blut einen Fanbeauftragten der sich negativ über den brutalen Einsatz äußert und einige verletzte Opfer nach dem Einsatz. Und schon ist der "Böse" gefunden. Klar man hätte auch anders vorgehen können, und bekannte aus dieser Szene rausfischen können, aber wer in dieser Disco verkehrt weiß doch was da für ein Publikum verkehrt. Diese Disco hat schon lang einen Ruf als Szenetreff weg und das sollte gerade den Berlinern klar sein. Also direkt "Unschuldige" wird es nicht getroffen haben.
    Ich vertrete weder diesen überzogenen Polizeieinsatz noch die seit Tagen im TV gezeigten medienwirksammen Auftritte von immerwieder ein und den selben Personen, die nun einen offiziellen Aufruf gegn die Polizei machen. Beide Seiten sind nicht ohne und sollten dies auch intern klären ohne sich in der Presse zu profilieren!!!!!
    Ich selber als Dynamo Fan habe schon oft unter Polizeiwillkür leiden müßen, aber warum? Weil es immer wieder zu sinnlosen Übergriffen kommt, die überhaupt nichts mit Fußball zun tun haben. Und damit muß ich jeden Polizeieinsatz akzeptieren, durch die diese Szene gebremmst wird und durch die uns waren Fans wieder Fußball garantiert wird!!

  • Polizei entschuldigt sich für Hooligan-Haue
    SEK-EINSATZ Unschuldige verletzt, 77 Anzeigen gegen beteiligte Beamten
    Norbert Koch-Klaucke


    http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/berlin/92510.html


    Der Polizeieinsatz im "Jeton": Blut fließt über den Kopf eines Besuchers. (Foto: Lier/Berliner Morgenpost)


    Berlin - Der Prügeltanz in der Lichtenberger Diskothek "Jeton": Jetzt will sich Polizeipräsident Dieter Glietsch entschuldigen. Das versprach er gestern im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses.



    Die Nacht vorm Fußballspiel BFC gegen den 1. FC Union vor zwei Wochen: Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei (105 Mann) stürmt die Disko an der Frankfurter Allee, zerschlägt ein Treffen der Hooligans (KURIER berichtete). 158 Festnahmen, 21 Verletzte. Dazu dann 77 Strafanzeigen gegen Polizisten.


    Der Einsatz hatte gestern ein politisches Nachspiel im Innenausschuss. Polizeipräsident Glietsch gab zu, bei 47 der 158 Festgenommenen hätte es "keine polizeilichen Erkenntnisse" gegeben. Dies ändere aber nichts daran, dass der Einsatz "rechtmäßig" war. "Wir haben mögliche, geplante Gewalttaten verhindert", rechtfertigte Glietsch.


    Trotzdem räumte der PolizeiChef Fehler ein, etwa bei den Festnahmen: "Soweit im Einzelfall Unschuldige betroffen sind, bedaure ich dies sehr", sagte Glietsch. Ich habe kein Problem damit, mich bei diesen Personen zu entschuldigen."


    Bei den 77 Anzeigen gegen die Polizei sind 39 vor allem wegen Körperverletzung gestellt worden. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) stellte sich trotz der Vorwürfe hinter seinem Polizeichef. "Ich halte es für richtig, wenn es die Polizei als ihre Aufgabe sieht, Gewalttaten im Vorfeld zu bekämpfen", sagte er.


    Der Grüne-Innenexperte Volker Ratzmann beschuldigte den Polizeipräsidenten, dass seine Leute in der Disko wie eine "germanische Streitaxt" das Recht gegen die Hooligans durchgesetzt und damit auch Unschuldige getroffen hätten. Fritz Felgentreu (SPD) und Frank Henkel (CDU) meinten, dass man aus diesem "normalen Polizeieinsatz kein Politikum machen" müsse.

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