Dede Optimist: Können wieder viel erreichen
Die gleiche Punktzahl wie vor einem Jahr nach acht Bundesliga-Spielen, fünf Siege in Serie, und für die Experten ist der Fall klar: Bayern München und Borussia Dortmund tragen einen Zweikampf um die Deutsche Meisterschaft aus.
Solche Spekulationen überlässt Matthias Sammer lieber anderen und befindet über das aktuelle Leistungsvermögen, "dass noch Luft ist nach oben". Aber nach holprigem Start hat sich der BVB stabilisiert - auch dank Sammers Maßnahme, den Deckungsbereich zu stabilisieren. Denn Titel werden nur aus einer sicheren Abwehr heraus gewonnen.
Nach Christoph Metzelder hat sich mit dem gerade 22 Jahre alt gewordenen Ahmed Madouni ein weiteres Talent in die Mannschaft gespielt. Dede übernimmt mehr Defensiv-Aufgaben, Sebastian Kehl hat den Auftrag, die hinteren Reihen zu organisieren. Der Torhüter gilt zudem als Bank: Selbst Oliver-Kahn-Fans räumen ein, dass Jens Lehmann derzeit der Bessere ist.
Sammer bieten sich sehr viele taktische Möglichkeiten - ein Indiz dafür, dass sich das Team weiter entwickelt hat. Die alten Haudegen wie Jörg Heinrich und Stefan Reuter sind vielseitig verwendbar. Beide erleben in diesen Herbsttagen ihren x-ten Frühling.
Groß ist das Gedränge im Mittelfeld - und um seine Jungs bei Laune zu halten, greift da Sammers Rotation besonders häufig. Evanilson, Dede, Heinrich, Reuter, Kehl und Frings - sie alle durften schon verschnaufen. Jetzt hat sich auch Lars Ricken zurück gemeldet. Der Konkurrenzkampf tobt wie nie. Als "unverzichtbar" kann sich lediglich Tomas Rosicky fühlen. Tatsächlich bestimmt der 22-Jährige über das Wohl und Wehe der Mannschaft in der Offensive.
Sammer wird, sobald er Amoroso gute physische Verfassung bescheinigt, sein System wieder verändern und auf drei Angreifer (Ewerthon, Koller, Amoroso) setzen, ohne damit die defensive Ordnung vernachlässigen. Mit Heiko Herrlich und Giuseppe Reina verfügt er für den Sturm über gute Alternativen.
"Die Qualität der Mannschaft ist gegenüber dem Vorjahr noch besser geworden", urteilt Leonardo Dede, "wenn wir so weiter arbeiten, können wir wieder sehr viel erreichen." So ist es, zumal sich mittlerweile der komplette Kader in Sachen Fitness auf einem fast einheitlich hohen Niveau bewegt.
Beste Voraussetzungen also, um Samstag gegen Bielefeld die jüngste Erfolgsserie mit drei Liga-Siegen in Folge fortzusetzen, obwohl Sammer warnt: "Arminia steht viel besser in der Tabelle, als man es ihr am Anfang der Saison zugetraut hatte." Gerade gegen die vermeintlich Schwachen hat der BVB in der Vergangenheit gepatzt. Wir erinnern an das 0:2 gegen den SC Freiburg - die letzte Heimniederlage vor fast einem Jahr. Und gegen Bielefeld hieß es in der Saison 1999/2000 im Westfalenstadion 1:3.
16.10.2002 Von Wilfried Wittke