ST. PAULI-NEUZUGANG | 14.01.2003
Lieber Kiez-Klub als das Abenteuer Arsenal
STEFAN KRAUSE
Torwart-Hüne Heinz Müller: Warum der 24-Jährige nach Hamburg wechselte / Starke Bilanz / »Möhlmann hat mich verarscht«
Was bewegt einen Fußball-Profi, eher das Angebot eines deutschen Zweitliga-Letzten anzunehmen als das von Arsenal London? Heinz Müller ist ein Vertreter der seltenen Spezies, der diese Frage beantworten kann. "Ich will endlich wieder spielen", erklärt der neue Keeper des FC St. Pauli. "Und das hätte ich in England nicht gekonnt. Außerdem habe ich keine Angst vor der Herausforderung, die in Hamburg auf mich wartet."
Es war an Heiligabend, als beim damaligen Bielefelder das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung ein Vertreter der "Gunners". "Ich sollte meine Sachen packen und rüber kommen", erzählt Müller. Der 1,94-Meter-Hüne (95 Kilo) überlegte nicht lange, zumal er bereits vorher bei Arsenal auf der Wunschliste stand. "Die haben mich schon zu meinen Zeiten bei Hannover 96 mehrfach beobachtet." Drei Tage trainierte er bei Henry, Bergkamp und Co. mit, flog dann wieder nach Hause. Dort wurde er mit St. Paulis konkreter Offerte konfrontiert. Londons Coach Arsene Wenger dagegen wollte noch ein bisschen feilschen. "Da habe ich denen halt abgesagt." So einfach war das. Ganz ehrlich?
"Na ja, das ist schon eine andere Welt da drüben", gesteht der 24-Jährige. "Die haben 50 Teppich-mäßige Rasenplätze, verdienen eine Schweinekohle, ihre Ferraris werden alle zwei Tage von Vereinsangestellten gewienert." Aber Geld sei halt nicht alles. "Ich war ja auch bei Arminia Bielefeld nicht wirklich unterbezahlt ." Und trotzdem wollte der gebürtige Frankfurter auf Gedeih und Verderb weg. "Weil Benno Möhlmann mich verarscht hat." Als klare Nummer 1 sei er vom Trainer geholt worden, in dieser Saison stand er genau einmal (beim 5:0 im DFB-Pokal in Saarbrücken) zwischen den Pfosten.
Das soll nun alles anders werden. "Ich freue mich tierisch. St. Pauli ist ein absoluter Kult-Klub, die Fans sind weltklasse." Und werden sich sicher freuen, wenn sie von Müllers Zweitliga-Bilanz erfahren. 13 Partien absolvierte er im Unterhaus, "bis jetzt bin ich ungeschlagen". Wenn nun noch Freundin Pia (absolviert eine Lehre in Bielefeld) als Glücksbringerin nachkommt, kann doch in Sachen Abstiegskampf eigentlich nichts mehr schief gehen. "Wunder gibt es immer wieder", glaubt Heinz Müller. "Und ich bin hier, um dabei mitzuhelfen."
Jetzt geht's aber los mit dem Schmierentheater.... nenenene!!