Dazu heute in der NW:
Stadion-Ausbau: Aufschub bis Juni 2006
Vereinbarung zwischen Arminia und Umweltbehörde
VON HUBERTUS GÄRTNER
Bielefeld. Fußball-Bundesligist Arminia Bielefeld hat kurz vor Weihnachten nicht nur den Kontrakt mit Trainer Uwe Rapolder verlängert, sondern auch einen Friedensvertrag mit dem Staatlichen Amt für Umwelt und Arbeitsschutz Ostwestfalen-Lippe (StAfUA) geschlossen.
Obwohl bei den Bundesligaspielen in der Schüco-Arena auf der Alm die vorgegebenen "Lärmimmissionsrichtwerte" wegen fehlender Schallschutzmaßnahmen nicht eingehalten werden, gewährt die Behörde dem DSC Arminia einen weiteren großzügigen Aufschub. Bis zum 30. Juni 2006 werde man "von entsprechenden Verwaltungsmaßnahmen zur Durchsetzung der Anforderungen der 18. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImschV) absehen", schreibt das StAfUA in typischem Behördendeutsch an den Verein. Der Brief ist vom 18. November datiert und liegt dieser Zeitung vor.
Click here to find out more!
Die Debatte um den Stadionlärm hat in Bielefeld eine längere Geschichte. Bereits vor mehr als acht Jahren hatte der Technische Überwachungsverein Nord (TÜV) im Zusammenhang mit dem Ausbau der Schüco-Arena eine schalltechnische Untersuchung durchgeführt. Darin wurde die Errichtung einer 22 Meter hohen Schutzwand oder einer geschlossenen Tribüne vorgeschlagen, um den Lärm in den gesetzlich vorgegebenen Grenzen zu halten. Die Auflagen in der Baugenehmigung vom 19. August 1996 wurden bis zum heutigen Tag jedoch nur teilweise erfüllt. Was zur Folge hat, dass es rund um das Stadion immer noch zu laut ist. Das haben jüngste Messungen des StAfUA ergeben. "Zweifelsohne liegt eine Lärmbelästigung während der Spiele für die betroffene Nachbarschaft vor, eine Gesundheitsgefährdung ist jedoch auszuschließen", heißt es in einem weiteren, vom 24. November datierten Schreiben des Staatlichen Amtes für Umwelt und Arbeitsschutz OWL an das Bauamt der Stadt Bielefeld.
In diesem Schreiben wird der vom StAfUA gewährte Aufschub bis zum 30. Juni 2006 ausführlich begründet. Man habe bei dieser "Ermessensentscheidung" zwischen den Schutzansprüchen der Nachbarschaft einerseits und der Ausübung von Sportveranstaltungen "mit überregionalem Interesse für die hiesige Region" abwägen müssen, heißt es. Außerdem sei die Verhältnismäßigkeit zu prüfen gewesen.
Eine sofortige Anordnung zum Ausbau der Osttribüne würde für den Verein eine notwendige Investition von acht Millionen Euro bedeuten. Weil der Verein derzeit 5,3 Millionen Euro Verbindlichkeiten habe, sei eine solche Auflage gegenwärtig nicht zumutbar. Die Errichtung einer 22 Meter hohen Schallschutzwand sei als Alternative ebenfalls "nicht sinnvoll", weil die Wand nach dem späteren Bau einer Tribüne wieder abgerissen werden müsste. Eine "Einschränkung der Betriebszeiten" in der Schüco-Arena komme "aus Lizensierungsgründen" nicht in Frage, so das Staatliche Amt für Umwelt und Arbeitsschutz OWL.
Die Behörde will Arminia Bielefeld in der laufenden Bundesligasaison "die Gelegenheit geben, sich finanziell zu stabilisieren" und die "Tilgungsleistungen zu intensivieren." Sie will Arminia ferner "bitten", bis zum Start der nächsten Saison ein Finanzierungskonzept vorzulegen. Allen Verantwortlichen des Vereines sei bewusst, "dass Anstrengungen intensiviert werden müssen", um "die Renovierungsmaßnahme" in der Schüco-Arena abzuschließen, schreibt das StAfUA.