Ich halte nicht soviel von ihm.
hier was aus der nw.
[Blockierte Grafik: http://www.nw-news.de/i/fotostrecke2/big/1143.jpeg]
15.01.2003: Der Weg auf den Platz ist das Ziel
Für den Südkoreaner Cha ist die eigene Höflichkeit das größte Problem
Aksu. Als Du-Ri Cha kürzlich in der Weltauswahl zum 100. Geburtstag von Real Madrid mit den Superstars der Kickerkunst Seite an Seite spielte, da machte das anerzogene Verhalten wohl Sinn. Im freundschaftlichen Vergleich gegen Zidane, Ronaldo und Figo, gemeinsam mit den Brasilianern Cafu und Rivaldo sowie dem Italiener Maldini war Zurückhaltung geboten.
Junger Spieler gibt älterem Spieler den Ball, sobald dieser danach verlangt. "So habe ich es in Korea gelernt", sagt Cha, 22 Jahre jung. "Und wenn das nicht passierte, gabs richtig Ärger." Nun war der Ball beim 3:3 Mitte Dezember, an dem der Neu-Bielefelder 45 Minuten mitwirken durfte, ohne jeden Zweifel bei den genannten Weltstars in den besten Füßen.
Doch in der Bundesliga, wo der Sohn des berühmten Bum-Kun Cha - Profi in Frankfurt und Leverkusen - im Sommer nach erfolgreicher WM anheuerte, sollte er nach der Vorstellung von Benno Möhlmann mehr auf eigene Faust unternehmen. "Du-Ri muss lernen, sich durchzusetzen, das Zeug dazu hat er", fordert der Trainer. Das Talent aus Asien weiß das. Auch aus vielen Gesprächen mit seinem Vater, der ihm eine "Amateur-Mentalität" zuschreibt. Bis zum Profi mit Ecken und Kanten scheint es ein mühselig langer Weg. Die Welt, aus der Du-Ri kommt, unterscheidet sich zu krass von dem Umfeld, in dem er sich nun selbstsicher bewegen soll. Ein Freund aus Frankfurt hat ihm geraten: "Wenn Du dich in der Bundesliga behaupten willst, musst Du ein Arschloch werden." Er hat darauf geantwortet: "Das kann sein." Du-Ri Cha ist nach eigener Einschätzung so langsam dabei, "auf dem Platz etwas egoistischer zu werden". Er träumt gar irgendwann von einem Wechsel nach Leverkusen, wo er in der F- und E-Jugend die ersten Fußball-Schritte unternahm. Und die WM 2006 in Deutschland will er unbedingt für Südkorea bestreiten.
"Deshalb muss ich die Umstellung schaffen." Bloß wie, wenn ihm seine Höflichkeit verbietet, mit älteren Spielern Auseinandersetzungen zu führen? Noch immer erstaunen ihn die kleinen Rangeleien auf dem Trainingsplatz, in denen die Profis wie Platzhirsche laute Töne von sich gebend ihr Revier abstecken. "Bei uns in Korea war die Mannschaft wie eine Familie. Der Jüngere hat den Älteren respektiert. Hier kämpft jeder gegen jeden um seinen Platz", beschreibt Du-Ri seinen Konflikt.
"Rade war der beste Ausländer in der Liga und mein absolutes Idol"
Es widerstrebt ihm noch heute, mehr als ein flehendes "Rübe" über den Platz zu rufen, wenn er im Spiel den Ball haben möchte. Rededuelle um andere Dinge bleiben suspekt. "Ich will ja von dem älteren Spieler lernen." Chas Zimmerkollege ist mit Rade Bogdanovic einer dieser Routiniers. Der 32-Jährige hat dem Nationalspieler schon viele Tipps gegeben. Im Gegenzug erzählte Du-Ri mit leuchtenden Augen eine Geschichte aus seiner Jugend. Bum-Kun Cha wurde nach seiner Bundesliga-Zeit Trainer bei Hyundai Ulsan. Damals war Bogdanovic gerade nach Südkorea gewechselt und spielte für Pohang. "Rade war der beste Ausländer in der Liga und mein absolutes Idol. Deshalb habe ich meinen Vater gebeten, mich bei jedem Heimspiel gegen Pohang als Balljunge einzusetzen." Wenn er mit seinem Idol über Fußball reden kann, fühlt Du-Ri sich wohl.
Schwieriger sind die einsamen Tage in Bielefeld. Als Vater und Mutter ihre einmonatige Starthilfe beendeten, "wurde ich immer schlechter". Probleme bei der Selbstversorgung sorgten dafür, "dass ich auf dem Platz gar keine Kraft mehr hatte." Abends auszugehen verbietet ihm seine Mentalität. Du-Ri sagt: "Außerhalb des Platzes habe ich nur Spaß im Internet. Und Sonntags gehe ich in die Kirche. Ich bin einfach lieber zu Hause." Von dort telefoniert er oft mit seiner großen Liebe Hee Jung Lee. 500 Euro wird er so jeden Monat los. "Das ist ein Problem", gesteht Du-Ri, "sie kann nicht nach Bielefeld kommen, weil sie ihr Jura-Studium in Seoul gerade erst begonnen hat."
Wenigstens die Eltern wollen Cha ab Februar wieder in Bielefeld betreuen. "Das ist wichtig für mich und meine Karriere." Dass ihm noch sehr viel gelingen wird, daran glaubt der junge Cha fest: "Gott hat mich bis hier her geführt und wird mich auch zu meinen Zielen bringen."
BILD: Zielsicher: Du-Ri Cha hat sich vorgenommen, in der Rückrunde das ein oder andere Mal für Arminia ins Schwarze zu treffen.