Wenn man ihn, wie ich zum Beispiel, immer kritisiert, dann muss man auch mal zugeben können, dass dies ein sehr gutes Interview ist. Natürlich nethält es die üblichen Textbausteine ("Ich sehe, wie er jeden Tag im Training arbeitet, und bin von ihm überzeugt."), aber insgesamt ein gutes Interview. Schriftlich kommt der Inhalt wesentlich besser an, als in seinen stotternden Interviews ;):
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Vom 10.03.2007
MAINZ/BIELEFELD Reinhard Saftig war von März bis August 1997 Trainer des FSV Mainz 05. Damals verpasste er durch das 4:5 in Wolfsburg den Aufstieg in die Erste Bundesliga und wurde kurz nach Beginn der folgenden Saison entlassen. Heute kehrt der 55-Jährige als Sportgeschäftsführer von Arminia Bielefeld zum Duell mit Mainz 05 an den Bruchweg zurück.
Arminia Bielefeld hatte bis vergangene Woche elfmal in Folge nicht gewonnen. Wie groß ist Ihre Erleichterung nach dem 3:2 über den 1. FC Nürnberg, Herr Saftig?
Saftig: Das kann nur der erste Schritt sein, jetzt wollen wir in Mainz eine neue Serie starten. Der Sieg war vor allem wichtig für unseren Trainer. Es sind ja schon sinnlose Diskussionen über ihn aufgekommen.
Was macht Sie sicher, dass Frank Geideck Arminia vor dem Abstieg bewahrt?
Saftig: Ich sehe, wie er jeden Tag im Training arbeitet, und bin von ihm überzeugt. Er ist ein intelligenter Typ und von seinem beruflichen Werdegang geeignet für den Job. Er ist Diplom-Sportlehrer...
...wie der Mainzer Coach Jürgen Klopp.
Saftig: Von der Ausstrahlung ist Geideck nicht mit Klopp vergleichbar, aber als der damals zum Trainer befördert wurde, gab es auch Bedenken.
War die ständige Debatte um Geidecks Vorgänger Thomas von Heesen der Hauptgrund für die Talfahrt?
Saftig: Das war ein Faktor, aber nicht der alleinige. Unsere gute Serie zum Saisonstart wurde nicht gewürdigt, weil immer nur gefragt wurde: Bleibt von Heesen oder nicht? Und wer folgt ihm? Das war für uns nur schwer zu handhaben.
Haben Sie bzw. der Arminia-Vorstand in dieser Sache keine Fehler gemacht?
Saftig: Ein erfolgreicher Trainer ist immer in der besseren Position. Uns wurde, nachdem von Heesen seinen Abschied angekündigt hatte, geraten, ihn sofort zu entlassen. Aber Freiburg und Fürth sind Gegenbeispiele, wie man auch mit einem Trainer auf Abruf Erfolg haben kann.
Das Interview
Geidecks Vertrag bis 2009 gilt auch für Liga zwei?
Saftig: Das gilt bei uns für fast alle Verträge. Wir sind auch auf einen Abstieg vorbereitet. Unser Ziel wird aber immer sein, in der Ersten Liga zu bleiben. Da sind wir strukturiert wie Mainz 05.
Anderes Thema: Ihr Spieler Jörg Böhme sah für ein Foul an Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer nur Gelb und traf später. Verstehen Sie die öffentliche Erregung?
Saftig: Mich stört gewaltig, wie er an den Pranger gestellt wird. Die Szene war nicht schön, aber so etwas kann passieren. Wenn Böhmes angebliche "Jugendsünden" in diesem Zusammenhang in der Presse breit getreten werden, ist das grenzwertig. Ich darf daran erinnern, dass wir wie Mainz seit Jahren in der Fairplay-Wertung immer ganz vorne liegen.
Sie haben den Vertrag mit dem Ex-Mainzer Markus Schuler bis 2010 verlängert. Welche Rolle spielt er für Sie?
Saftig: Er soll hier Führungsspieler werden. Er ist lange im Verein, hat mit 29 Jahren ein gewisses Alter und immer konstante Leistungen geboten.
Mit welchen Gefühlen ist für Sie die Rückkehr an ihren alten Arbeitsplatz in Mainz verbunden?
Saftig: Der Fußball ist so schnelllebig, meine Zeit in Mainz war kurz und ist lange her, deshalb ist das für mich ein Spiel wie jedes andere. Außerdem spielt bei Mainz 05 außer Dimo Wache ja niemand mehr aus meiner Zeit.
Sie wären mit Mainz beinahe aufgestiegen...
Saftig: Wir hatten in Wolfsburg ein bisschen Pech, es sollte halt nicht sein.
Was erwarten Sie am Samstag?
Saftig: Ein interessantes und spannendes Spiel. Das 1:2 in Aachen war für die Mainzer kein Rückschlag, dafür haben sie zu oft gewonnen. Ihre Serie nach der Winterpause hat jeden überrascht, aber da spielt sich viel im Kopf ab. Außerdem haben die Veränderungen im Kader viel ausgemacht.
Sie meinen vor allem Mohamed Zidan?
Saftig: Ich habe ihn schon zu seiner Zeit bei AB Kopenhagen beobachtet. Er hat Qualitäten, aber man muss ihn richtig behandeln. Mainz ist finanziell ein hohes Risiko eingegangen, es scheint sich auszuzahlen.
Hätte Bielefeld ihn sich nicht leisten können?
Saftig: Wenn Zidan wirklich 2,5 Millionen Euro gekostet hat - nein! Wir haben nur bis zu einer Million Euro Ablöse eine Chance mitzubieten.
Aber dafür hat Bielefeld - anders als Mainz - beim Stadion Planungssicherheit.
Saftig: Wir fangen im April mit dem Ausbau der Osttribüne an. Damit können wir den VIP-Bereich ausdehnen und neue Zuschauerschichten anlocken. So können wir unseren Wettbewerbsnachteil zumindest ein wenig ausgleichen.