ZitatAlles anzeigenMittwoch, den 01.03.2006
Mit ein paar Tagen Abstand und etwas heimischer Ruhe, kann man die letzten vierzehn Tage richtig genießen. Die Punkte aber auch die Ruhe im Umfeld tun uns allen einfach gut.
Allerdings ist auch noch nicht die Zeit sich zurückzulehnen. In unserer Situation ist die kommende Serie genauso wichtig und vielleicht noch etwas schwieriger aber es spielt sich einfacher, wenn man mit dem nötigen Selbstbewusstsein an Herausforderungen wie Hannover oder Palermo geht. Für Überheblichkeit fehlt jedoch jede Grundlage. Wir werden weiterhin über den Kampf und den in den letzten Spielen so eindrucksvoll demonstrierten Teamgeist und Willen zu unserem Spiel finden müssen. Viel harte Arbeit liegt in den nächsten Monaten noch vor uns. Doch wir werden weiterhin die Herausforderung annehmen und versuchen immer unsere beste Leistung abzurufen. Wohin uns das in der Tabelle führen wird, zeigt sich am Ende der Saison. In der jetzigen Situation konzentrieren wir uns nur rein auf unsere Leistung und nicht auf die unserer Konkurrenten.
Es ist aber in der letzten Woche etwas passiert was mich wirklich verärgert hat und was ich nicht unkommentiert lassen möchte. Ich meine das Verhalten der Ordnungskräfte beim Spiel in Barcelona. Wir bekommen ja meistens nicht mit, was um ein Spiel herum passiert und lesen dann nur irgendwelche Stellungnahmen von den Verantwortlichen in der Presse. Die wirklich Betroffenen kommen in den Medien leider nur selten zu Wort.Diesmal sind aber auch wir im Stadion ganz direkt mit dem unmöglichen und unfreundlichen Verhalten einiger übereifriger Aufpasser konfrontiert worden. Da wirst du als Spieler daran gehindert zu deinen eigenen Fans zu gehen und mit ihnen das Weiterkommen im UEFA Cup zu feiern. Was soll denn so etwas? Da frage ich mich wirklich was da für eine Sicherheitspolitik im internationalen Fußball verfolgt wird.Um es ganz klar zu sagen, ich verurteile jede Form der Gewalt in und um den Fußball aber ebenso sage ich, dass man Gewalt nicht mit Gewalt gegen alle Fans und überharten Strafen bekämpfen kann. Abschreckung wie sie momentan praktiziert wird, auch und besonders im Vorfeld der WM, kann der Kultur des Fußballs nur schaden. Im Moment werden Fußballfans an sich kriminalisiert. Als potentielle Straftäter und gewaltbereite Gruppe hingestellt und auch so behandelt. Wenn man den Medien vertraut ist jeder bekennender Fan ein gewaltbereiter Hooligan, vor dem die Gesellschaft geschützt werden muss. Das erlaubt Präventivmaßnahmen, die meiner Meinung nach nichts in unserem Sport zu suchen haben.
Einige Geschichten, die ich aus Barcelona gehört habe, sind wirklich gar nicht mehr zu nachzuvollziehen. Und damit meine ich nicht in erster Linie den Umgang mit der streng überwachten, so genannten „harten Szene“, das ist ein Kapitel für sich, sondern den gegenüber der ganz „normalen“ Gruppe der Fußballfans. Die Leute haben viel Geld ausgegeben um Schalke zu begleiten und zu unterstützen. Wie ich gehört habe, waren auch die Tage vor dem Spiel sehr schön in Barcelona aber was sich dann teilweise auf dem Weg zum Stadion und danach abgespielt hat erscheint mir absolut inakzeptabel.
Natürlich muss es verhindert werden, dass der Fußball als Spielwiese missbraucht wird von einigen wenigen, die nur ihren Frust abladen wollen. Aber deshalb alle Fans von vornherein wie potentielle Kriminelle zu behandeln entbehrt doch jeder Verhältnismäßigkeit. Fußballfans sind doch eine homogene Gruppe aus allen Teilen der Gesellschaft – keine eigene Spezies. Und sie sind nicht besser als die Gesellschaft an sich!Sicherlich fallen immer wieder einige aus dem Rahmen und die sollen und müssen auch hart bestraft werden. Allerdings auf der Basis des Rechtsstaates in dem wir doch leben.Aber bitte wo fängt Gewalt an?
Stadionverbote von bis zu sechs Jahren ohne gerichtliche Feststellung von Schuld, massive Polizeikessel vom Flughafen/Bahnhof zum Stadion, härteste Personenkontrollen mit z. T. Anal Untersuchungen, Erkennungsdienstliche Untersuchungen aufgrund der Tatsache, dass man in einem Fanbus fährt oder einen Vereinsschal trägt? Nur einige Beispiele, die einige von Euch vielleicht gar nicht kennen, die aber inzwischen auch in Deutschland zu Standard im Umgang mit Fans gehören.
Sicherlich muss die Fußballszene gewaltfrei sein aber durch Einsatz massiver Überwachung, vorbeugender Maßnahmen und kollektiver Schuldzuweisungen am Rande des Erlaubten in einer Demokratie, einen Raum „Stadion“ schaffen der mit der Realität drum herum nichts mehr zu tun hat? Das geht für mein Empfinden einfach mal zu weit.
Es mag sein, dass ich durch meine eigene Geschichte zu sensibel auf ein solches Vorgehen reagiere aber wenn ich mich so umhöre stehe ich nicht alleine mit meinen Vorbehalten da.Fans haben leider keine Lobby, wie es scheint, aber ich weiß nicht wohin das noch führen soll. Ich weiß nur, dass ich die Befürchtung habe, am Ende dieses Prozesses werden wir, die Fußballfans, und dazu zähle ich mich auch, die Verlierer sein.
So, das musste jetzt mal sein. Denn wenn ich als Fan mit auf Auswärtsfahrten gehen würde und man mich so behandelte, hätte ich mir (und die meisten meiner Kollegen wahrscheinlich auch) schon ein lebenslanges Stadionverbot eingehandelt - allein durch mein diplomatischen Wesen.
Bis zum Spiel in Hannover wünsch ich Euch allen einen schönen Frühlingsanfang und viel Schnee
Euer Faeustel
Quelle: http://www.frankrost.com
Kann man wohl nur sagen, Respekt an Frank Rost !!!!
Sowas würde man doch gerne von mehreren Spielern der Bundesliga hören !!!!