Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS)

  • "Keine Begründung für Alkoholverbot"


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    Nach aktuellem Stand beginnt die WM, ohne dass eine Vorrundenpartie als Risikospiel eingestuft werden müsste. Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) hat "noch keine Einschätzung über ein konkretes Gefährdungspotenzial gemacht", sagte deren Leiter Michael Endler.
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    ZIS-Leiter Michael EndlerDie ZIS, derzeit 17 Fußball- und Hooliganismus-Experten im Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen, wird bis zur WM auf 140 Mitarbeiter, darunter 33 Verbindungsleute aus dem Ausland, aufgestockt. Die Innenministerien der Länder, die Polizeibehörden in den Spielorten und das WM-OK stimmen ihre Sicherheitsmaßnahmen für jedes einzelne Spiel aufgrund der Lageberichte der ZIS ab. Endler (52) zu häufig diskutierten Themen:


    Alkoholverbot
    "Wir haben keinen Anhaltspunkt, eine derartige Empfehlung auszusprechen. Es gibt derzeit keine vernünftige, nachvollziehbare Begründung für ein Alkoholverbot, die einen Eingriff in bestehende Konzessionen rechtfertigen könnte. Das schließt aber nicht aus, dass wir oder andere Beteiligte das aufgrund aktueller Ereignisse während der WM empfehlen."


    Public Viewing
    "Die Diskussion der letzten Monate ist absolut überbewertet. Ohne konkrete und aktuelle, weitere Erkenntnisse unterscheidet sich die derzeit anzunehmende Gefährdungslage kaum von der auf Schützenfesten, beim Oktoberfest oder an Altweiber in Köln: Gedränge in Menschenmengen, teilweise undiszipliniert saufende Jugendliche und junge Erwachsene. Das sind die Nebenwirkungen. Wir sollten uns auf die Wirkung von Public Viewing konzentrieren. Außer im Stadion gibt es nun mal keine andere Chance, WM-Feeling zu erleben. Das ist durchaus gewünscht."


    Englische Hooligans
    "Zu den Spielen, die eine etwas erhöhte Aufmerksamkeit verdienen, gehören die üblichen Verdächtigen. Wir schreiben aber keine Vorurteile fort. Wir wollen das OK, die Bevölkerung und auch unsere Kollegen vor Ort auf etwas andere Zuschauer aus England einstellen. 3000 ,banning orders’ hindern den harten Kern der Gewalttäter an der Ausreise."


    Holländische Fans
    "Die für uns relevanten Kreise (gewaltsuchende Deutsche, Anm. d. Red.) faseln viel von Gegnern aus anderen Ländern. So weit wir das zurückverfolgen, bis 1988, gibt es keinen einzigen nachweisbaren Fall von Hooliganismus unter dem Stichwort Oranje. Unter dem Aspekt ist nicht so sehr wichtig, was bringen die Holländer an Potenzial mit, sondern wie stellen sich unsere Gegenüber auf die von ihnen vermutete Anwesenheit holländischer Hooligans ein und greifen dann aus lauter Frust normale Kuttenfans an, so wie wir es 1992 bei der EURO in Schweden erlebt haben."


    Eine neue Gefahr aus dem Osten
    "Was aus Polen und auch aus Tschechien berichtet wird, gab es auch schon in Zeiten des Kommunismus. Natürlich haben unsere Zielgruppen aus diesen Ländern heute mehr Reisemöglichkeiten. Unsere Kollegen dort sind dabei, sich uns anzugleichen. Sie liefern mittlerweile Ergebnisse, die sind nicht von schlechten Eltern. Das lässt für die WM hoffen."


    Deutsche Gewalttäter
    "In der Datei Gewalttäter Sport stehen 7000 Personen. Der Kreis der Gewaltsuchenden und Gewaltbereiten, die im Hinblick auf die WM in Frage kommen, umfasst zurzeit etwa 10 000 Personen. Das ist die Schätzung der Polizeibehörden, die an jedem Wochenende bis in die Regio- nalligen hinein im Einsatz sind."


    Maßnahmen in Deutschland
    "Vorbereitende Maßnahmen können Gefährderansprachen und Meldeauflagen bis hin zu schriftlichen Platzverweisen und Bereichsbetretungsverboten sein, in dem Umfang, wie es die Polizeibehörden vor Ort begründen. Eine Gefährderansprache kann auch mit einem Besuch am Arbeitsplatz geschehen."


    Interview: Jörg Jakob
    Quelle: kicker.de, 09.03.06 13.15

    30 Jahre Leidenschaft
    Einmal Armine - Immer Armine

  • Stimmt, schon teuflisch das die versuchen ihren Job zu machen. Und noch teuflischer, dass die nur angemessene Maßnahmen ergreifen wollen, statt hart zuzupacken. Am teuflischsten aber, dass support-your-local in dem Interview nichts findet, wo er mit seiner klischeehaften Schwarzweiß-Sicht bezüglich der Polizei plakativ hausieren gehen könnte. :D

    Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen.

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