ZitatAlles anzeigenArminia 2012 - ein Rückblick: Phillip Köster im Gespräch mit Thomas von Heesen
Ende Mai stand stand fest: Der DSC Arminia Bielefeld ist fünftklassig. Der Traditionsverein stieg 2 Jahre nach dem Abstieg aus der „OBI-League“ – Deutschlands 3. Profiliga – abermals ab. Nun erwartet ihn die Tristesse der zweithöchsten Amateurklasse. Ein Rückblick: Mit Phillip Köster und Thomas von Heesen
Phillip Köster (11 Freunde):
Tommy, schön Dich wieder zu sehen. Wie ergeht es Dir nach dem Gewinn der Champions League mit den Spurs?
Thomas von Heesen:
Die Mannschaft hat großartiges geleistet. Nicht nur, dass ich mit Tottenham hier alle Möglichkeiten hatte, meine Fußballphilsophie umzusetzen. Wir haben auch bewiesen, dass man mit begrenztem Budget im internationalen Geschäft erfolgreich sein kann.
PK:
Es ist wirklich erstaunlich, wie sie mit einem – an europäischen Verhältnissen gemessenen - mittelmäßigen Etat Ihre Ziele erreicht haben. Aber so ganz ohne Stars und Publikumslieblingen geht es ja offensichtlich auch in Tottenham nicht... .
TvH:
Das ist schon richtig. Es muß ein ausgewogenes Verhältnis sein zwischen Spielern mit Erfahrung und Flair, die schon etwas geleistet haben und den jungen hungrigen Wölfen, die man noch formen kann, damit sie in das System passen.
PK:
Womit wir beim Thema sind. Der DSC Arminia Bielefeld, vor ein paar Jahren noch Ihr Leib- und Seelenverein, droht in der Versenkung zu verschwinden. Eine tragische Geschichte, zumal nach dem Ende der Bundesliga-Saison 2005/2006 ja fast die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt waren... .
TvH:
In der Tat: Der Verein hatte seinerzeit gute Perspektiven. Leider wurde die Chance vertan. Das hat vielfältige Gründe.
PK:
Sie und Ihr Co Frank Geideck haben den Verein seinerzeit ja noch in der Sommerpause verlassen. Können Sie für unsere Leser die damalige Situation noch einmal zusammenfassen?
TvH:
Es passte einfach nicht mehr. Die damalige Vereinsführung sah den Club eher als ‚Ausbildungsverein’ für die ‚großen Teams’. Darüber hinaus empfanden sie mich als Bedrohung, da ich ein Querdenker war. In Ostwestfalen ist so etwas nicht gerade karrierefördernd... .
PK:
Können Sie das näher erklären?
TvH:
Nun, es bestand die Gefahr, dass ich beim Großteil des Publikums zu beliebt wurde. Seinerzeit waren andererseits aber auch einige Fans skeptisch gegenüber meinem Konzept. Ich habe das erkannt und für mich den Schluß gezogen, dass es besser ist zu gehen. Außerdem wurden mir ja auch seitens der Vereinsführung immer wieder Steine in den Weg gelegt, meine Vision zu verwirklichen. Als nach Boayke und Buckley dann auch noch Zuma für die Saison 06/07 absagte, habe ich gehandelt. Ich hatte insgesamt ein paar Verstärkungen gefordert. Die hatten ihren Preis, hätten aber ohne Probleme finanziert werden können. Am Ende hätte ich nur erneut ein paar Talente zur Verfügung gehabt. Es muß aber schon etwas mehr als das sein, um wirklich auch mal nach oben schaun zu können.
Ich bin dann zu Borussia Mönchengladbach gewechselt.
PK:
Mit denen sie prompt Meister wurden... .
TvH:
Korrekt. Dort konnte ich all meine Vorstellungen umsetzen. Außerdem konnte ich noch Rob Moore und Roland Kopp davon überzeugen, dass ich gemeinsam mit Boayke, Zuma und Buckley dort wirklich etwas erreichen könnte. Bereits am Ende der Saison hat sich das bewahrheitet, zumal auch die Gladbacher Viererkette mit Heiko Westermann eine echte Verstärkung erhielt. Heiko besaß eine Ausstiegsklausel aussteigen zu dürfen, wenn der eigene Trainer ihn mitnehmen würde... .
PK:
Westermann ist Ihnen ja bis heute treu geblieben...
TvH:
Richtig. Ich habe es zur Bedingung gemacht, bei Tottenham den besten Verteidiger aller Zeiten zu verpflichten. Er hat sein Können bei der EM 2008 und bei der WM 2010 eindeutig unter Beweis gestellt.
PK:
Tommy, wenn man Sie heute auf ihren ehemaligen Verein anspricht... was denken Sie im Nachhinein?
TvH:
Ich kann nicht verhehlen, dass mir mein Herz blutet. Es hätte so nicht ausgehen müssen... . Aber als dann auch noch alles rund herum um die Wettskandale heraus kam... . Am Ende haben Volker Graul und Rainer Calmund ja auch ausgepackt. Das war das Ende... .
PK:
Die Firma Möntmann Immobilien konnte das Alm Gelände ja noch gut vermarkten, so dass der Verein ja wenigstens überleben konnte... .
TvH:
Ja, aber von da an spielten die Arminen auf der Russheide – gemeinsam mit ihrem alten Lokalrivalen VfB Fichte. Nun teilen sie sich sogar dieselbe Liga. Ich denke, das war es dann wohl. Die Fußball-Landkarte wird ohne Ostwestfalen auskommen müssen, wenn es sich um höherklassige Ereignisse handelt... .
PK:
Rückblickend betrachtet: Hätte es anders laufen können?
TvH:
Davon bin ich fest überzeugt. Natürlich habe ich meinen Forderungen vehement Nachdruck verliehen. Ich hatte eine Vision. Dennoch wäre ich wäre bereit gewesen, Geduld zu haben, um sie mit Arminia Bielefeld umsetzen zu können. Aber im Sommer 2006 hat man mir in Bielefeld quasi den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich hatte keine andere Option, als den Verein zu verlassen. Frank Geideck hat meine Meinung geteilt und sich mir angeschlossen. Wir arbeiten ja auch heute noch erfolgreich zusammen bei den Spurs.
TvH:
Sind sie noch dann und wann in Bielefeld?
PK:
Natürlich. Ich komme ja aus der Region und fühle mich ihr auch nach wie vor verbunden. Aber ich bin immer wieder traurig, wenn ich daheim bin und sehe, dass es dort keinen Profi-Fußball mehr gibt. Es hätte anders verlaufen können.
PK:
Herr von Heesen, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
... Achtung: alles rein fiktiv!