Aus der Frankfurter Rundschau:
ZitatAlles anzeigenKommentar zu Arminia Bielefeld
Abwärts
von Wolfgang Hettfleisch
Fußball-Zweitligist Arminia Bielefeld kämpft ums Überleben. Die Ausgliederung des Stadions gilt als letzter Strohhalm für den mit 27 Millionen Euro verschuldeten, ehemaligen Bundesligisten.
Die finanzielle Lage, da muss man nicht groß drum herumreden, ist desaströs. Eine Ausgliederung soll helfen, das havarierte Schiff noch mal flottzukriegen. Man will Ladung über Bord werfen, um wieder manövrierfähig zu werden. Mit einem dramatischen Appell wird versucht, eine Mehrheit für den verzweifelt anmutenden Versuch zu finden: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.“
Formal haben die Mitglieder von Arminia Bielefeld eine Wahl – faktisch haben sie keine. Finde sich bei der Abstimmung am Dienstag keine Mehrheit für die Ausgliederung des Stadions, dessen Umbau die Bilanz noch immer massiv belastet, gingen beim Traditionsverein die Lichter aus, erklären die Klubbosse. Man kann das wahlweise kaufmännische Vernunft oder Erpressung nennen.
Wie immer in solchen Fällen, wird die Schuldfrage diskutiert. Es ist noch nicht so lange her, da mischte man in der höchsten Spielklasse mit, konnte bei entsprechender Tagesform den einen oder anderen Großen ärgern und so den eigenen Anhang entzücken. Die schlimmsten Fehler, heißt es, werden begangen, wenn es rund läuft. Das galt auch für den DSC Arminia, dessen Geschichte reich ist an Aufs und Abs. Die alte Alm bekam ein kostspieliges Facelifting. Die damalige Klubführung ließ sich gern loben für ihre Innovationskraft und die vermeintliche Fähigkeit, trotz bescheidener Mittel im Reigen der ungleich finanzstärkeren Konkurrenz mithalten zu können.
Als das dann nicht mehr gelang und der Abstieg erfolgte, bekam die aufgehübschte Fassade bald Risse. Die Ostwestfalen hatten auf Pump gelebt. Als die schon einkalkulierten Einnahmen als Erstligist ausblieben, gab es ein Spardiktat, das die Mannschaft binnen zwei Jahren so schwächte, dass sie inzwischen auch in der Zweitklassigkeit nicht mehr mithalten kann. Es wäre albern, das den für kleines Geld geholten Profis vorzuwerfen. Die Sünden auf der Alm haben andere begangen.