Sammers große Furcht vor dem Schlendrian
(wiwi) Gestern Nachmittag war Borussia komplett und die Nationalspieler-Riege mit Erfolgserlebnissen zurückgekehrt. Die Deutschen hatten indes weniger zu lachen als die beiden Tschechen.
Rosicky und Koller hatten mit ihrem Team nicht nur jeweils 2:0 gegen Moldawien und Weißrussland gewonnen, sondern auch eine spielerisch eindrucksvolle Vorstellung geboten, was man von den Wörns, Frings und Co. beim 2:1 gegen die Färöer Inseln nun wirklich nicht behaupten konnte. Frings musste dazu noch als Notstopfen die linke Außenbahn beackern - eine Rolle, auf die er wohl gern verzichtet hätte.
Matthias Sammer zog sofort einen Schluss-Strich unter die Länderspiel-Tour. Sein Thema heißt einzig und allein Arminia Bielefeld. "Über die 14-tägige Bundesligapause ist genug geredet worden. Letztlich ist entscheidend, dass die Mannschaft eine Entwicklung beweist", erwartet er morgen Taten und volle Konzentration. Er kennt seine Pappenheimer und fürchtet nichts mehr als den Schlendrian, der angesichts eines wenig spektakulären Gegners gern mal Einzug hält in Borussias Kabine.
"Wer mit der Einstellung ins Spiel geht, die Arminia habe auswärts noch nichts gerissen, wird sich wundern. Es ist noch nicht lange her, da hat Bielefeld Schalke 04 selbst in Unterzahl besiegt. Die Mannschaften in der Bundesliga sind enger zusammengerückt", schreibt er seinen Stars ins Stammbuch und fordert, die "Reihenfolge zu beachten": "Wir müssen den Gegner erst über Kampf bezwingen und uns dann fußballerisch durchsetzen."
Ein Selbstläufer wird es nicht, morgen im Westfalenstadion. Von den letzten acht Partien gegen die Ostwestfalen verlor der BVB immerhin fünf, die letzte vor zwei Jahren mit 1:3, obwohl die Borussia durch einen von Andreas Möller verwandelten Elfmeter sogar in Führung gegangen war. Nachdem der Aufsteiger bei seinen Gastspielen lediglich in Kaiserslautern einen Punkt mitgenommen hat, fordert Trainer Benno Möhlmann Wiedergutmachung ein. "Ich will Fortschritte sehen", betont er.
Vor allem nach der letzten 0:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach hatte er kein gutes Haar an seiner Mannschaft gelassen. Sie wird im Westfalenstadion von knapp 4 000 Fans unterstützt, die besonders gern Siege beim BVB feiern. Kapitän Reinhardt versichert, dass die Spieler ihre Lehren gezogen hätten aus der Partie im Bökelberg: "Wir müssen mutiger und zwingender nach vorn spielen, um die Abwehr zu entlasten."
Verzichten muss Möhlmann auf Mittelfeldspieler Janic (Innenbandanriss). Außer ihm fallen Borges, Sternkopf und Aracic aus. Dabrowski (Grippe) kehrt in die Elf zurück.
17.10.2002
11:1-Sieg gegen Bielefeld vor 20 Jahren
(ts) Vor fast 20 Jahren, am 6. November 1982, ereignete sich im Westfalenstadion ein aus BVB-Sicht denkwürdiges Spiel gegen Arminia Bielefeld.
An jenem trüben Samstag gewannen die Borussen gegen die Ostwestfalen mit sage und schreibe 11:1; Rekordsieg des BVB in der Bundesliga.
Es war eines der kuriosesten Spiele im Westfalenstadion überhaupt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Borussen in der 16. Minute durch einen Treffer des damaligen Bielefelders Frank Pagelsdorf in Rückstand geraten waren.
Doch dann kam der BVB-Motor auf Touren. Am Ende hieß es 11:1; und so mancher BVB-Fan auf der Südtribüne hatte seine liebe Mühe, dem alten Brauch, pro BVB-Tor ein Pils zu trinken, nachzukommen. Allein von den fünf Treffern von Manfred Bürgsmüller hätte man damals einen kräftigen Schwips bekommen. Klotz (3) sowie Abramczik, Raducanu und Huber gaben Bielefeld (und den Pils-Trinkern) dann den Rest.
Der BVB klopfte nach diesem Sieg an das Tor zur Tabellenspitze, der schwarz-gelbe Himmel hing voller Geigen. Dennoch sollte die Borussia wenig später in ein tiefes Loch fallen. Im Februar 1983 wurde Trainer Kalli Feldkamp überraschend entlassen - der BVB stand seinerzeit auf dem vierten Platz, was für damalige Zeiten etwas Besonderes war. Die Saison beendete die Borussia auf dem siebten Platz. Der 11:1-Sieg geriet dennoch nicht in Vergessenheit. Schon gar nicht für Horst Köppel, den aktuellen Trainer der BVB-Amateure. Er war nämlich damals Coach der Bielefelder.
Übrigens: Das letzte Heimspiel gegen Bielefeld (Saison 99/00) hat der BVB mit 1:3 verloren. Das Pils blieb trotz des BVB-Tores stehen.
17.10.2002
Quelle: http://www.waz.de