Am Samstag Duell Arm gegen Reich
Beim FC Bayern sitzen die Zaungäste in der ersten Reihe. Vor Wind und Regen geschützt hinter einer großflächigen Glaswand. Einen Milchkaffee schlürfend, können sie es sich im Klub-Restaurant gemütlich machen - und die Vorbereitungen der Kicker auf das Spiel gegen Bielefeld begutachten. Die Trainingsgäste des DSC müssen dagegen in der Kälte stehen. Im Vergleich zum Beckenbauer-Klub ist der DSC eben ein bescheidener Verein - wie schon ein Vergleich der Trainingsgelände zeigt.
So verhält sich das Bayern-Areal an der Säbener Straße zu dem Arminia-Platz an der Friedrich-Hagemann-Straße ungefähr wie ein Fünf-Sterne-Hotel zu einer Jugendherberge. Hinter dem prachtvollen Atrium-Bau im Münchner Stadtteil Harlaching verbirgt sich das Herz der Anlage: vier Rasenplätze, von denen einer dank Heizung auch im Winter immer schön grün und weich ist. So gleiten die Spieler-Füße auch bei widrigen Bedingungen über ein teppichartiges Geläuf. Das beschmutzte Schuhwerk können Kahn & Co in der Kabine direkt in einen Schacht werfen - es landet eine Etage tiefer in der Reinigungskammer.
Der etwas abgelegene Trainingsplatz der Arminia hat seinen ursprünglichen Charme bewahrt - früher schwitzten hier britische Soldaten. Die Umkleidekabine, ein rustikaler Backsteinbau, unterstreicht, dass Fußball in erster Linie harte Arbeit ist. Diese wird in Bielefeld auf einem saftigen Rasenplatz geschult, der sich immer dem Wetter anpasst: bei Regen matschig, bei Frost knüppelhart. Für Fans des Rekordmeisters ist die Säbener Straße längst zu einer Pilgerstätte geworden. Bis zu 3.000 wollen hautnah miterleben, wenn ein Spieler mal nicht nur gegen den Ball, sondern auch gegen einen Kollegen tritt. Arminias Übungseinheiten werden zumeist nur von einem eingefleischten Fachpublikum beobachtet, schon 16 Zuschauer gelten als guter Besuch.
Der Geruch des Besonderen lockt täglich eine Horde Journalisten zum Bayern-Camp. Neben mindestens vier Reportern der schreibenen Zunft versuchen zumeist zwei Kamerateams, die taktischen Tricks der Mannschaft zu enttarnen. Nach jeder Trainingseinheit muss Coach Ottmar Hitzfeld vor der Presse eine Rede zur Lage des Vereins halten. Das ganze wird live im Internet übertragen, damit auch alle der weltweit 110.000 organisierten Fans in 1.900 Klubs auf dem Laufenden bleiben.
Benno Möhlmann dagegen muss sich nur einmal pro Woche aus offiziellem Anlass den bohrenden Fragen der Journalisten stellen - bei der donnerstäglichen Pressekonferenz. Was er zu sagen hat, können die 1.500 Mitglieder der 35 Fanvereinigungen unter anderem in dieser Zeitung nachlesen.
Der etwas höhere Zuspruch bei den Bayern äußert sich auch in der Anzahl der verkauften Trikots. Rund 600.000 Bayern-Anhänger kleiden sich seit Saisonbeginn schon mit der neuen Kollektion ein, die meisten wählten ein Trikot mit der Nummer 12 auf dem Rücken. Die trägt kein Spieler, sondern ist allein den Fans vorbehalten. 600 DSC-Anhänger tragen ein blaues Shirt mit der Brinkmann-Nummer 30, insgesamt gingen in dieser Spielzeit 4.000 Laibchen über die Ladentheke. Die Gigantomanie des FC Bayern lässt sich am Besten am Gehalt des Top-Verdieners Oliver Kahns ablesen: 4,75 Millionen soll der Keeper laut Sport-Bild im Jahr verdienen, das ist so viel wie Arminias halber Kader. All der Zahlen zum Trotz will der kleine DSC dem großen FCB Samstag ein Bein stellen. Denn wie sagte doch Otto Rehhagel: Entscheidend ist aufm Platz.