Zitat
Original von Arminen-Stefan
Mir ist der Beitrag von SWB-Religion zu schwarz-weiß. Es gibt durchaus noch Zwischenstufen zwischen Lamm und Kentsch. Beide sind Extreme: Der eine ein Hasardeur, der andere ein Pfennigfuchser. Es ist sicher eine Visison, mit einem finanziell gesunden Verein in der ersten Liga zu spielen. Finanzielle Gesundheit und sportlicher Erfolg schließen sich ja nicht aus (wie beim BVB beispielsweise), sondern können Hand in Hand gehen. Fussball ist aber grundsätzlich keine exakte Wissenschaft, sondern ein risikobehaftetes Geschäft. Und wer jedes Risiko grundsätzlich scheut, der ist in der Bundesliga falsch und sollte lieber Beamter werden.
Natürlich gibt es Zwischenstufen zwischen Lamm und Kentsch. Aber Kentsch hatte keine realistische Alternative zu seinem angeblichen Buchhalter- oder Pfennigpfuchsertum.
Lamm hat alles, aber auch wirklich ALLES auf eine Karte gesetzt. Das totale Risiko. Er hat Geld ausgegeben, dass er erst 1, 2 oder 3 Jahre später einzunehmen gedachte. Und nach dem Abstieg 98 brach dieses Kartenhaus dann plötzlich sehr schnell zusammen. Ohne den Aufstieg 99 wäre der Verein inzwischen so pleite wie Hessen Kassel, der FC Gütersloh oder Lok Leipzig. Damals notwendige Tilgungsraten für Schulden oder ebenfalls für das Überleben notwendige Neuinvestitionen konnten nur über neue Kredite finanziert werden, die mit den jetzigen Einnahmen erst abbezahlt werden.
Aufgrund dieser verfahrenen Situation waren alle Arminia-Finanzchefs nach Lamm an einen extrem engen Haushalt gefesselt. Es gab nicht den geringsten Spielraum für die ein oder andere Ausgabe, die man mal tätigt, um etwas auszuprobieren, Risiken sozusagen. Selbst im Herbst 2004 mussten kleinste Rechnungen über 150,- € wochenlang in der Geschäftsstelle liegen bleiben, weil kein Geld auf dem Konto war. (Da soll mir dieser dumme Bild-Spinner mal erklären, wie Kentsch "kleinere Ausgaben" für UR bewilligen soll, wenn kein Geld da ist...). Wer dies nicht glaubt, kann ja mal die Mitarbeiter der Geschäftsstelle fragen, wann die im letzten Jahr ihre Gehälter bekommen haben. (An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal ausdrücklich meinen allergrößten Respekt für deren Engagement und Einsatz trotz dieser unmotivierenden Rahmenbedingungen aussprechen. Aber das nur so am Rande...)
Das sieht jetzt glücklicherweise etwas besser aus. Zwar schwingt noch immer das finanzielle Damenkloschwert mit dem Alm-Ausbau, dem Bau des Jugendleistungszentrums, dem Abbau der alten Alm-Schulden etc. über den Häuptern der Vereinsverantwortlichen. Allerdings handelt es sich dabei um langfristige Verbindlichkeiten, die in Krisenzeiten sicherlich auch noch einmal durch eine entsprechende Bürgschaft abgesichert werden könnten und nicht zwangsläufig das Aus bedeuten würden.
Ich halte allerdings nichts davon, jetzt bei allen Transfertätigkeiten mitbieten zu wollen, um um jeden Preis den Wunschspieler bekommen zu können. Denn so eine Vorgehensweise kann aus 2 Gründen zum großen Bumerang werden:
1. Wenn es sportlich nicht so gut läuft, wird aus der großen Investition plötzlich ein großer Klotz am Bein, der (bei entsprechender vertraglicher Bindung) in der 2.Liga zum finanziellen Genickbruch führen könnte.
2. Arminia lebt derzeit insbesondere von der relativen Ausgeglichenheit und dem homogenen Charakter des Kaders in finanzieller und in sportlicher Hinsicht. Durch das Aufbrechen des derzeitigen Gehaltsgefüges würde diese Homogenität spätestens in einer kleinen sportlichen Krise zerstört werden und Neid und Missgunst Einzug halten.
Natürlich kann man sich für solche Fälle immer absichern und entsprechende Klauseln in den Vertrag schreiben lassen. Allerdings sieht die Kehrseite dann meist so aus, dass der Vertragspartner (der Spieler oder der Trainer) ebenfalls irgendeine Form von Ausstiegsklausel oder sonstiger Klausel bekommt und dann ggfs. zu ungünstigen Bedingungen (wie jetzt bei Buckley geschehen) wechselt.
Aber die Frage, die sich mir stellt, ist noch immer nicht beantwortet:
Was könnten das für Visionen sein, von denen UR gesprochen hat und mit denen sich kein Arminia-Vorstand bzw. Herr Kentsch identifizieren kann??? Die Antwort "Risiken einzugehen" ist mir da einfach zu simpel. Das ist alles zu dünn und ohne Substanz. Welche Risiken denn?
Den Hinweis von Superstar Arminia kann ich da nur noch einmal betonen: Arminia geht in jedem Jahr erneut ein großes Risiko ein. Im letzten Jahr UR zu verpflichten war z.B. eins. Oder Buckley, oder jetzt Krupnikowicz oder, oder oder... (Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.)
Wann ist denn ein Risiko ein echtes Risiko, das dann einer großen Vision würdig wäre???
Hier hat UR nur dummes Zeug geschwätzt, ohne mal seine große Vision zu verbreiten. Warum hat er im Laufe der Saison nicht ein einziges Mal davon gesprochen? Warum fängt er erst jetzt damit an? Das ist doch alles nur dummes Geschwätz von diesem Herrn aus der großen visionären Kaderschmiede in Ahlen! Mehr nicht! Es eignet sich hervorragend zur Polarisierung zwischen den Fans, aber es bringt uns keinen Deut weiter.
Ich bin mir ziemlich sicher, wenn UR tatsächlich eine große Vision hätte, würden wir ihm alle die Füße küssen und ihm ein Denkmal bauen, das wir nicht von den schlechtesten Sprayern.. (jetzt fange ich auch noch anzu schwätzen).
Vielleicht kann mir mal jemand helfen. Was könnte es für Visionen geben, die UR haben könnte, die Kentsch/der Vorstand aber niemals unterstützen würde??? (Außer der Gehaltverdreifachung für UR!)
Um kein Pfennigpfuchser zu sein, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Man muss Geld haben bzw. eine höhere Basis für Einnahmen. Und außer Mainz und MSV Duisburg gibt es meines Erachtens in der kommenden Saison keinen Verein, der finanziell schlechter gestellt ist als Arminia. Selbst die Pleiteclubs BVB und S04 haben aufgrund ihrer größeren Einflussmöglichkeiten und ihrer besseren Ausgangsbasis bessere Karten. Dies sind die Rahmenbedingungen, mit denen Arminia zu leben hat. Da ist vergleichsweise wenig Spielraum für größere Risiken.
Wenn wir irgendwann einmal eine Stadionauslastung von 90-95% haben, wenn wir die Nr. 1 in OWL sind, wenn wir so viele Dauerkarten verkaufen wie Mainz 05, usw. dann können wir anfangen, uns Gedanken über höhere Ziele als den Klassenerhalt zu machen. Bis dahin bleibt alles andere nur eine Vision. (Und das ist in meinen Augen eine echte Vision!)