"Ein Auge tränt wegen Arminia"
INTERVIEW: Middendorp begründet seine Absage
Bielefeld. Für Ernst Middendorp (46) heißt es ab sofort Johannesburg statt Bielefeld. Warum sich der frühere Arminen-Trainer (1988 bis 1990 und 1994 bis 1998) nicht entschließen konnte, beim Bundesligisten den Posten des Geschäftsführers Sport zu bekleiden, verriet er im Gespräch mit Torsten Ziegler.
Sie schließen sich für zwei Jahre plus Option auf weitere zwei Jahre dem südafrikanischen Erstligisten Johannesburg an, dabei hatte sich Arminia große Hoffnung auf ihre Rückkehr gemacht.
ERNST MIDDENDORP: Es darf jetzt auf keinen Fall der Eindruck aufkommen, ich hätte mich gegen Arminia entschieden, absolut nicht! Arminia hat die Sache in den Gesprächen mit mir seit vorigen Dienstag überzeugend konstruktiv und konkret vorangetrieben.
Woran scheiterte es?
MIDDENDORP: Mit dem Klub in Südafrika stehe ich seit Januar in Kontakt. Im März war ich sechs Tage lang da. Ich habe meinen Katalog an Vorstellungen, Bedingungen und Wünschen, was finanzielle und strukturelle Dinge betrifft, auf den Tisch gelegt. Wir haben uns eine Frist bis Ende Mai gegeben. Bis dahin sollte der Verein sagen, was er bewerkstelligen kann. Als ich jetzt für drei Tage wieder da war, passierte etwas sehr Beeindruckendes: Sie sind zu annähernd 100 Prozent auf meine Forderungen eingegangen. Da habe ich mich im Wort gefühlt und da war’s auch eine Selbstverständlichkeit, dass ich zusage. Die Mannschaft hat schon in den vergangenen zwei Jahren gut funktioniert. Ich muss da keine Aufbauarbeit leisten. Die haben ein Trainingsgelände, das ist fast besser als das von Bayern München.
Haben Sie wegen Arminia wenigstens ein tränendes Auge?
MIDDENDORP: Offen und ehrlich: Ja! Aber Arminia kannte meine Situation von Beginn an. Da gab es keine Kasperei. Ich hätte es ja auch gerne gemacht. Erstens, weil es Arminia ist, zweitens, weil es die Erste Liga ist, drittens, weil ich von meinem Profil her gut aufgehoben gewesen wäre. Dennoch gehe ich aus den genannten Gründen aus vollster Überzeugung nach Johannesburg. Südafrika richtet die WM 2010 aus. Nach der WM 2006 wird sich in dieser Weltstadt noch mehr bewegen lassen.
Von Arminia-Seite hieß es, Sie sähen den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf der Trainerbank.
MIDDENDORP: Es ist momentan so, dass ich mich schwer tue, den Rasen komplett gegen die Schreibtisch-Unterlage einzutauschen, wie es ja bei Arminia verlangt gewesen wäre. Die Funktion des Technical Director in Johannesburg sieht neben Management-Aufgaben eine Tätigkeit zu 50 bis 60 Prozent mit der Mannschaft auf dem Feld vor. Vielleicht war das der letzte Kick gegen das Arminen-Angebot.