Hier ein Artikel von http://www.welt.de vom 19.11.2005 (Online-Ausgabe der Welt). Geht mir runter wie Öl...... :-))
Rache der Hinterbliebenen
Trotz namhafter Abgänge behauptet sich Bielefeld - Heute gegen Bayern
Bielefeld/Berlin - Sein bisher größtes Erlebnis im Trikot des VfL Wolfsburg hatte Matthias Langkamp (21) Mitte Oktober in Hamburg. Zum 1:0-Sieg durfte er allerdings nichts beitragen, denn er stand nicht auf, sondern neben dem Platz. Rund fünf Minuten wartete er vergeblich auf seine Einwechslung. Weil der 1,3 Millionen Euro-Transfer bisher einem Einsatz noch nie näher gekommen ist, seit er im Juli von Bielefeld nach Wolfsburg gewechselt ist, gilt er nun schon als Fehleinkauf beim VfL.
Im Trikot der Arminia hatte der U 21-Nationalspieler im Vorjahr schönere Erlebnisse. Bei den Ostwestfalen, die die erfolgreichste Saison ihrer Geschichte spielten und ins Halbfinale um den DFB-Pokal einzogen, startete er binnen Wochen von der Oberliga in die Bundesliga durch und weckte alsbald Begehrlichkeiten - nicht nur er.
Das attraktive Spiel der Bielefelder Nobodies rief die halbe Liga auf den Plan - und kostete die sparsamen Arminen die halbe Mannschaft. Wegen vermeintlich besserer Perspektiven bei anderen Klubs. Das scheint einer der fatalsten Irrtümer der Bundesligageschichte zu werden, denn abgesehen vom Bremer Patrick Owomoyela geht es keinem besser. Benjamin Lense (1. FC Nürnberg) und Ervin Skela (Kaiserslautern) stehen auf Abstiegsrängen, in Abstiegsgefahr ist auch der nach Köln abgewanderte Trainer Uwe Rapolder. Delron Buckley, vorübergehend einer der torgefährlichsten Stürmer der Liga, wartet in Dortmund noch auf seinen ersten Treffer. Er spielte erst siebenmal, nie über 90 Minuten.
Es scheint, als laste ein Fluch auf allen, die Bielefeld untreu werden. Klubpräsident Hans-Hermann Schwick verlängerte mühelos die Namensliste mit Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit - mit Maul, Diabang oder Wichniarek, die abstiegen oder Reservisten wurden.
In Bielefeld dagegen - vor der Saison als Abstiegskandidat gehandelt - läuft es wider Erwarten gut. Nach einem Fehlstart wurden nun schon 15 Punkte gesammelt, auf Platz elf empfängt Arminia heute die Münchner Bayern in der ausverkauften SchücoArena. Der Spielausgang wird an der "grundsätzlichen Zufriedenheit" (Schwick) der Bielefelder nichts ändern. Sie genießen es, viel besser zu sein als gedacht mit einem Trainer ohne Lizenz - Ex-Sportdirektor Thomas von Heesen - einem Kader mit nur einem aktuellen Nationalspieler (Zuma).
Aber die Mannschaft spielt dennoch begeisternd, besiegte im Oktober Hertha BSC und Hannover 3:0. Was bei Unterlegenen sofort mittelschwere Erdbeben auslöste. Schwick nimmt das mit einem Lächeln hin: "Das ist typisch. Bielefeld wird immer unterschätzt, auch die Stadt. Viele, die hier waren, haben die familiäre Atmosphäre schätzen gelernt."
Davon kann in Köln und Dortmund keine Rede sein, und deshalb sind sie bei Arminia auch nicht überrascht von den Schwierigkeiten des Ex-Trainers und des einstigen Torjägers: "Köln ist ein heißes Pflaster. Auch mußte Rapolder dort erst ein Team aufbauen, bei uns hatte er mehr Zeit, da er uns in der Zweiten Liga übernommen hat. Bei Buckley haben wir es auch gewußt, unser Spiel war auf ihn zugeschnitten." Aber mit all den genannten, auch Skela, Langkamp, Lense und Owomoyela kam es gar nicht erst zu konkreten Verhandlungen - man konnte ohnehin nicht mitbieten. "Die Frage ist nur", sagt Schwick, "ob der Blick auf die Kontoauszüge für alles entschädigt." UM 19.11.2005 http://www.welt.de/data/2005/11/19/805624.html