Darf ich auch mal? Danke.
Zunächst darf ich Crimes resumierenden letzten Absatz noch einmal zitieren:
Die Hauptfrage, die sich mir immer wieder auftut ist, ob sich ein Verein der Grössenordnung Arminias einen Sportmanager leisten kann, der permanent den Eindruck entstehen lässt, zu wenig Engegement, Kreativität, Durchsetzungs- und Überzeugungskraft einzubringen.
Alles Dinge, die übrigens unser Trainer aus meiner Sicht verkörpert.
Tja, dem ist wohl so. Aber... ziehen wir wirklich die richtigen Schlußfolgerungen daraus?
Was die Außendarstellung von RS anbetrifft, so herrscht weitgehende Übereinstimmung. Kann ich also ’außen vor’ lassen. Bezüglich der Kritiken an der Kernarbeit unseres Sportdirektors wurde inzwischen selbst von Hardcorekritikern zugegeben, dass sie zum großen Teil auf Vermutungen und Interpretationen basieren. Angesichts der faktischen Informationslage sah ich denn bislang für mich auch weder einen Grund zu helfen, auf ihn einzuschlagen noch, zur großen Verteidigung auszuholen. Ich möchte mir hier lediglich erlauben, ein klein wenig auf die Schwierigkeiten seiner Aufgabe in einem gegebenen Umfeld hinzuweisen. Auch wenn die Argumentationen in diesem Thread im Laufe des Tages bereits den Weg aus der Eindimensionalität herausgefunden zu haben scheinen.
Es ist inzwischen allen klar, dass sich der Job des Sportdirektors vornehmlich auf der Lichtung zwischen dem Hochwald Finanzen und jenem des Trainerstabs abspielt. Hier die wirtschaftlichen Vorgaben, dort massive, sportliche Wünsche. In diesem Zwischenraum hat sich RS zu verwirklichen, muss er die gewünschten Pflöcke einschlagen und die unterschiedlichsten Dinge ausbalancieren (auch aushalten). Dafür wird er bezahlt. Zieht er einen gewünschten Spieler an Land, ohne den maximal zugestandenen Finanzrahmen auszuschöpfen, wird ihm dafür öffentlichkeitswirksam niemand obendrein eine Krone aufsetzen. Bekommt er den Spieler nicht, steht er jedoch gleich für alle sichtbar am Pranger. Just fair enough (und ein wenig ‚Schmerzensgeld’ dürfte in seinem Gehalt mit drin sein).
Mit welchen Mitteln aber - jenseits des schnöden Mammons und objektiv nachvollziehbarer Vorteile unseres Vereins - könnte der Sportdirektor bei ’Wunschspielern’ in diesem Umfeld zusätzlich wirklich punkten? Mit Seriosität? Vielleicht. Mit Charisma? Eher nicht. Mit dem gutem Draht zu einem wohlwollenden Fußballgott?
Machen wir uns nichts vor. Ist der Finanzrahmen einmal definitiv ausgeschöpft und sind obendrein alle anderen, objektiv nachvollziehbaren Vorteile unseres Vereins aufgetischt, dann kann eigentlich nur noch der Trainer (so dieser denn fest im Sattel sitzt) einen zögernden Spieler durch persönliche Intervention/ im direkten Gespräch 'über die Linie ziehen'. Nur dann, wenn zwischen ihm und dem Spieler die Chemie richtig 'passt' (in der täglichen Arbeit nicht ganz unwichtig) können hier noch mal ein paar Euronen, zur meist besser gestellten Konkurrenz, wettgemacht werden. Vom zukünftigen Trainer, nicht vom Sportdirektor, möchte der Wechselkandidat hören, wie sehr dieser von ihm überzeugt ist und wie wichtig der Spieler für die neue Mannschaft ist oder sein wird (das gilt insbesondere im Vergleich zum, sicherlich besser zahlenden, Alternativverein). Nur der Trainer selbst kann hinreichend glaubwürdig versichern, dass er den Spieler in seiner Entwicklung weiter bringen wird (wie kein anderer), ihm den Weg für eine spätere Karriere in der Nati (und damit zu Werder, den Bayern, etc) bereitet. Nur über ihn führt der Weg, den Trainer der Arminia.
Früher haben wir bei 'Wunschspielern' häufig, die für den Verein längerfristig unvorteilhaften Optionen in den Vertrag gepackt. Dieses 'von der Hand in den Mund leben' wollen wir nicht mehr und haben wir nicht mehr nötig. Von Heesen hat zudem gelegentlichen über öffentlichen Druck auf die Vereinsführung versucht, den Finanzrahmen für Spielerverpflichtungen doch noch mal auszuweiten. Auch nicht das gelbe vom Ei, das Geld fehlt dann an anderer Stelle. Einmal hat er den Verwaltungsrat vielleicht auch mit komplizierteren Finanzstrukturen für eine Verpflichtung ganz einfach überfordert (es könnte aber auch andere Gründe für dessen 'Njet' gegeben haben).
Was bleibt wenn die Finanzen ausgeschöpft sind, ist alleine der Übungsleiter. Einen Masmanidis, im Blickpunkt etlicher 'etablierter' Vereine, hat TvH dem Vernehmen nach tatsächlich genau in der oben beschriebenen Art, durch seinen ganz persönlichen, unbedingten Einsatz als T r a i n e r der Konkurrenz abspenstig gemacht und zu uns holen können (wovon zunächst alle begeistert waren, bevor man sich dann in Pfeifkonzerten für jenen übte, bevor..., Ende offen). Als Trainer kannst du (al)so immer noch eine kleine Chance haben, wenn der Sportdirektor, mit dem letzten Heller des Budgets auf dem Tisch und den immer noch fröhlich klimpernden Groschen der Konkurrenz im Ohr, längst am Ende seiner Fahnenstange angelangt ist.
In meinen Augen bleibt für den Sportmanager eines kleineren Vereins ganz allgemein - und für den der aktuellen Arminia im Besonderen - der Handlungsspielraum ziemlich begrenzt. Das gälte auch für eine stärkere Persönlichkeit als sie RS sein mag.
Der entscheidende Punkt bei der Besetzung dieses Postens in unserem Lieblingsverein ist für mich das notwendige Zusammenspiel mit zwei so starken Persönlichkeiten, wie sie Kentsch und Middendorp sind (mit mehr oder weniger jenen Eigenschaften, die viele an RS vermissen). Für eine dritte Persönlichkeit mit ähnlich ausgeprägtem Ego sehe ich da jedoch wenig Platz. Es gäbe neue Probleme, anders gelagerte, klar, aber es gäbe sie. Und ob die dann für den Verein in der Summe besser wären? Oder ob wir vielleicht nicht doch, in unserer speziellen Situation, mit einem leidensfähigen Altruisten, der die beiden Alphatiere um sich herum auch ruhig mal auf seiner eigenen Wiese grasen lässt, gerade recht aufgestellt sind?
Ich formuliere das ganz bewusst als offene Frage.
Den Kentschie habe ich auf alle Fälle noch nie wirklich über RS ablästern hören und auch die Dissonanzen, die einige hier aus Middendorps Äußerungen (Montag versus Donnerstag) ableiten, stehen für mich längst nicht als solche fest. Weshalb auch sollte sich Ernst mit einem weiteren Alphatier als Sportdirektor, eine eigene spätere Rückzugsmöglichkeit auf diesen Posten verbauen? Und würden wir, die Fans, das in der Mehrheit wollen?
Wie auch immer. Ich masse mir hier nicht an, zu sagen so oder so sei es richtig. Es reicht mir, wenn ich den einen oder anderen dazu animieren kann, seine Position noch einmal kritisch zu überdenken. Ansonsten nehmt es ganz einfach als bescheidenen Versuch zur (weiteren) Versachlichung dieser Diskussion.
Und, Hitch, auf keinen Fall will ich hiermit eine erneute TvH Diskussion einläuten. Den guten Tommy sollten wir uns für einen späteren Einsatz als Trainer zumindest noch ein wenig trocken halten und nicht gleich wieder zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort sinnlos verbrennen. In dem Zusammenhang vielen Dank für dein Verständnis und die entsprechende Zurückhaltung.
Schönen Abend allerseits.
Valdano