Hat jemand eine Antwort darauf, warum Kniat seine Spielweise bei Verl ebenfalls in Liga 3 erfolgreich umsetzen konnte (auch mit Anlaufschwierigkeiten und am Ende hagelte es dann auch wieder Niederlagen) und bei Arminia bisher keinerlei Fortschritt zu erkennen ist?
Haben wir am Ende die falschen Spieler, die entweder für dieses Spielsystem ungeeignet oder einfach nicht weiter entwicklungsfähig sind? Ist es die hohe Erwartungshaltung des Umfelds und der ungewohnte Druck, der uns von Verl unterscheidet? Müssen wir uns noch vier Spieltage in Geduld üben, um Sichtbares und Zählbares zu sehen? Ich bin da ehrlich gesagt ratlos.
Ich habe letzte Saison viele Spiele des SC Verl gesehen und zwar nicht, weil ich ein eingefleischter SCV-Fan wäre, sondern weil die weit und breit den besten Fußball gespielt haben, zumindest wenn man unter gutem Fußball versteht, dass eine Mannschaft planvoll, nach einem ausgeklügeltem System, technisch und taktisch sauber zusammenspielt und auf diese Weise mehr und besser ist, als die Summe der Einzelspieler. Ich kann nur sagen, beim SCV hat das Kniat'sche System mit einem ebenfalls fast völlig neu formierten Kader super funktioniert, allerdings auch erst nach erheblichen Anlaufschwierigkeiten mit fünf Niederlagen in Folge zum Saisonstart. Zum Schluss, nach geschafftem Klassenerhalt und einer Saison am Leistungslimit, war dann einfach die Luft raus. Fußballerisch war der SCV unter Kniat nach meiner Einschätzung unter den Top-5 der Liga. Soviel zu den vielen Kommentaren hier, die Kniat als "Versager", "Luftpumpe", "Nichtskönner", "Anfänger" u.ä. bezeichnen. Wer sehen möchte, wie Kniat-Fußball aussieht, wenn eine Mannschaft das umsetzen kann und sich das auch durchgängig zutraut (und das ist ganz entscheidend), sollte sich mal ein paar Spielzusammenfassungen (von Magenta auf YT) aus der Mitte der letzten Saison ansehen.
Der Hauptunterschied zur jetzigen Situation bei Arminia ist m.E., dass in Verl seit jeher ALLEN Beteiligten (Trainer, Spieler, Vereinsführung, Fans) völlig klar ist, dass man in der Liga nur mithalten kann, wenn Kaderplanung, Spielsystem und Teamgeist überdurchschnittlich gut funktionieren. Es gibt dort zu geduldiger (und manchmal auf nervenzehrender) Aufbauarbeit, mit Rückschlägen und Durststrecken, schlicht keine Alternative und alle akzeptieren und unterstützen das.
Trotz oftmals gegenteiliger Behauptungen, sieht das bei einem Großteil des Arminia-Umfeldes doch deutlich anders aus, wenn man ehrlich ist.
Mutzel hat doch völlig recht mit seiner Aussage, dass die Pfiffe von den Rängen für eine sehr junge, neuformierte Mannschaft, die sich noch finden und stabilisieren muss, äußerst kontraproduktiv sind. Spieler und Trainer bekommen das doch natürlich mit, wenn das Spielsystem, die Ligatauglichkeit des Kaders oder einzelner Spieler oder pauschal die richtige Einstellung bereits nach einigen erfolglosen Spielen von allen Seiten in Frage gestellt wird.
Wenn man sehen möchte, was überzogene Erwartungshaltung und allzu leichtfertiges Reagieren auf öffentlichen Druck, bei einem großen, "wuchtigen" Traditionsverein anrichten können, kann sich mal mit der jüngeren Geschichte von RW Essen beschäftigen. Da hat man jahrelang auf jede sportliche Durststrecke mit Rausschmiss des Trainers (meist schon im Herbst) und Verpflichtung möglichst namhafter Spieler reagiert und ist damit 14 Jahre lang, trotz hervorragender Voraussetzungen, am angepeilten Aufstieg gescheitert.