19.11.2002: Torwart Hain setzt stürmische Signale
Arminias Nummer 1 verlangt die Rückbesinnung auf alte Alm-Tugenden
VON RAINER KLUSMEYER
Bielefeld. Unspektakulär, aber stets souverän-solide-sicher hatte Mathias Hain zwölf Spiele lang seine Arbeit im Tor des DSC Arminia Bielefeld verrichtet. Hatte20 Gegentore kassiert, ohne dass irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, ihm auch nur an einem Treffer eine Teilschuld zu geben. Auch bei der 1:2-Blamage in Cottbus verdiente sich der Keeper noch eine der besseren Arminia-Noten. Und doch ließ sich gerade an Hain der Unterschied zum besseren Dutzend Spiele festmachen.
Erstmals kassierte der Torwart eine gelbe Verwarnungskarte, erstmals versuchte er sich wie die Kollegen Jens Lehmann oder Frank Rost als zusätzlicher Stürmer, erstmals attackierte er die Feldspielerkollegen verbal ("Altherrenfußball"), erstmals aber auch zeigte er leichte Unsicherheiten. Am gesamten Verhalten war abzulesen: Arminias Mann mit der Trikotnummer 1 stand unter Starkstrom, wusste nur zu genau um die richtungweisende Bedeutung der Partie beim bisherigen Tabellenletzten.
"Ich habe vorher schon mal in Cottbus gespielt und mir war klar, dass die für ihre allerletzte Chance auf den Klassenerhalt um ihr Leben rennen würden", sagt Hain. Mit der gleichen Leidenschaft dagegen zu halten, habe er von der Mannschaft erwartet. "Dann zu sehen, dass wir die Situation beim Gegner unterschätzen und dass die Einstellung nicht hundertprozentig passt, macht mich verrückt", beschreibt der Keeper die Beweggründe für sein emotionales Engagement.
Die harsche Kritik am Auftreten der Mannschaft - "und da muss ich mich mit einbeziehen" - sei so verstanden worden, wie sie gemeint war: "Als Hinweis darauf, dass wir die elementaren Dinge des Fußballs beherzigen müssen, wollen wir schnellstmöglich an die vorherigen Erfolge anknüpfen."
In Cottbus erreichte Hain weder mit einer im Gerangel mit Energie-Stürmer Topic provozierten gelben Karte ("Ich wollte ein Zeichen setzen, dass wir uns nicht kampflos ergeben") noch mit dem verzweifelten Versuch, durch Mitstürmen den späten Ausgleich zu erzwingen, den gewünschten Effekt. Umso mehr Hoffnung hat der Torwart, dass als Reaktion auf den Auftritt in Cottbus, "den es in dieser Form nie wieder geben darf", schon beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen am Samstag (Anstoß 15.30 Uhr) eine ganz andere Arminia zu sehen sein wird.
Hain: "Wir müssen uns doch nur an die Siege über Bremen, Wolfsburg oder Schalke erinnern. Da haben wir doch nicht gewonnen, weil wir eine überragende fußballerische Darbietung gezeigt haben. Sondern weil wir mit Einsatz, Zweikampfstärke und einer gewissen Siegermentalität auf den Platz gegangen sind. Wenn das alles wieder stimmt, kommt der Rest von alleine - sowohl das Fußballerische als auch die Siege."