Zuletzt stand Thomas von Heesen häufiger in den Schlagzeilen als ihm lieb war: Er wurde als Nachfolger von Thomas Doll gehandelt, angeblich ist er sich nun mit Dortmund für die neue Saison einig. Fakt ist nur: Der 45-Jährige verlängert seinen am 30. Juni in Bielefeld auslaufenden Vertrag nicht. Vorm Spiel seiner Arminia gegen den HSV, mit dem er 1983 Europapokalsieger der Landesmeister wurde, sprach die MOPO mit von Heesen.
MOPO: Warum bleiben Sie nicht in Bielefeld?
von Heesen: Weil sich die Grundstruktur hier nicht ändert. Arminia hat immer nur das Ziel, besser zu sein als drei andere Klubs. Die Mittel, die Etatgrößen sind immer gleich. Es gibt kein Risiko. Das muss ich akzeptieren. Arminia braucht einen Trainer, der bereit ist, das mitzutragen. Vielleicht auch mal einen Abstieg mitzumachen. Ich kann das nicht. Ich habe andere Ambitionen, möchte mich mit meiner Mannschaft sportlich weiterentwickeln.
MOPO: Kritiker werfen Ihnen vor, Sie hätten Arminia zu lange hingehalten, weil Ihr Wechsel nach Dortmund längst feststehen soll.
von Heesen: Was für Schlaumeier! Der Zeitpunkt ist doch nie der richtige. Hätte ich es im Herbst verkündet, hätte man gesagt: "Ausgerechnet jetzt!" Solche Entscheidung trifft man nicht aus der Hüfte. Und: Ich habe mich an alle Abmachungen und Fristen des Klubs gehalten.
MOPO: Muss man nicht befürchten, dass man Sie im Falle des Misserfolgs feuert?
von Heesen: Ich mag diese Frage nicht. Für mich ist das Geschwätz, negatives Denken. Ich bin ein positiv denkender Mensch. Ich habe in solchen Momenten immer Erfolg gehabt. Warum soll das jetzt anders sein? Ich konzentriere mich hundertprozentig auf Arminia, die Mannschaft zieht voll mit.
MOPO: Zu Ihrer Zukunft ...
von Heesen: Die ist offen. Ich habe nirgendwo unterschrieben.
MOPO: Das tun Sie angeblich am Freitag in Dortmund.
von Heesen: Quatsch! Aber ich möchte zu meiner Zukunft erst dann was sagen, wenn ich mich entschieden habe. Vielleicht irgendwann im Mai ...
MOPO: Dann zur Vergangenheit: Hatten Sie eine Anfrage oder gar ein Angebot vom HSV?
Von Heesen: Auch über solche Dinge möchte ich mich nicht äußern. Ich weiß, dass man das entsprechend auslegen könnte. Aber damit kann ich leben.
MOPO: War es denn richtig, an Doll festzuhalten?
von Heesen: Absolut - nicht nur, weil ich mit ihm befreundet bin. Manchmal leidet ein Trainer. Weil er das, was er im Kopf hat, aus verschiedenen Gründen nicht umsetzen kann. Das braucht manchmal Zeit. Gut, dass der HSV ihm sie gibt.
MOPO: Wie eng sind Sie mit Dolly befreundet?
von Heesen: Wir telefonieren unregelmäßig, oft auch in größeren Abständen. Entscheidend ist, dass wir uns immer freuen, wenn wir uns sehen.
MOPO: Wie groß ist Ihre Angst als Ex-HSVer, dass die Hamburger absteigen könnten?
von Heesen: Ich wünsche es dem HSV nicht, und ich bin auch sicher, dass er nicht absteigt. Irgendwie geht das auch gar nicht. Ich denke, dass fast alle bald wieder an Bord sind. Dann gehts wieder aufwärts.
MOPO: Vielleicht ja schon durch einen Sieg in Bielefeld.
von Heesen: Das glaube ich nicht. Wir wollen gewinnen.
MOPO: Was erwartet den HSV am Sonnabend?
von Heesen: Wir sind super vorbereitet, alle sind topfit, wir werden draufgehen. Die Spieler sind genauso heiß wie unsere Fans.
MOPO: Es scheint, als ließen Sie sich nicht verbiegen. Fällt das schwer im Haifischbecken Bundesliga?
von Heesen: Mir nicht! Ich bin einfach nur authentisch, da ist überhaupt nichts aufgesetzt. Ich bin auf der Welt, um anderen Leuten Freude zu bereiten. Das gelingt natürlich nicht immer ...