Webcam ist gedreht, jetzt wirds wirklich langsam spannend!

Beiträge von pröpper
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Ich weiß nicht mehr genau, wann ich Ernst Middendorp das erste Mal sah, muss irgendeines dieser Drittliga(damals Oberliga)-Spiele gewesen sein, kurz bevor man in Rheine 1:2 verlor und damit die Aufstiegsrunde zur 2. Liga verpasste. Dieser Typ war ein grundsätzlich im Trainingsanzug rumlaufender, die Nase auffällig hoch tragender Ex-Lehrer(oder so), der kaum irgendwelche Sympathie aufgrund seines Auftretens erntete, wohl aber Respekt angesichts seiner sportlichen Erfolge. Der Durchmarsch einige Jahre später hinterließ in mir endültig den Eindruck, das da ein irgendwie sehr engagierter, wohl ziemlich verrückter, jedenfalls schlummernde Potentiale nach Bedarf wachrufender Kerl rumläuft, der seinerseits irgendwie auf Arminia fixiert zu sein schien.
Jetzt in den letzten Wochen also die Bestätigung: Ernst kam, sah und siegte! Solllte man Skepsis äußern angesichts des Erfolgs?
Allgemein wird das außerordentliche seines Erfolgs betont, doch - mit Verlaub - in gewisser Weise hatte Ernst es leicht: wer hatte noch vor wenigen Wochen einen Pfifferling gewettet auf diese verunsicherte Truppe? Was wäre schon gewesen, wenn auch Ernst letztlich gescheitert wäre, bei den wenigen Spieltagen, die ihm noch zur Verfügung standen? Die, die ihm ohnehin nichts zutrauten, hätten sich bestätigt gefühlt, die , die noch Hoffnung in ihn gesetzt hatten, hätten die Unmöglichkeit betont, in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit die Rettung zu schaffen, man wäre in Frieden voneinander geschieden, und gut wärs gewesen. Er konnte nicht verlieren, nur eigentlich gewinnen!
Und hier meine Skepsis: die Schocktherapie der letzen Wochen war eine Methode, die eben nur in dieser ganz besonderen Situation erfolgreich sein konnte und damit , und nur damit! - angebracht war. Durcheinander würfeln der Hierarchien, bewußtes Provozieren usw. - das das ist nicht die Art und Weise, wie ein Trainer über 34 Spieltage der Saison hinweg agieren kann. Den Beweis einer solchen, das ruhige Arbeiten über Monate beinhaltenden Fähigkeit hat er nicht geführt, natürlich nicht führen können. Sicher weiß er das.
Und hier mein Optimismus(und der kommt von Herzen): Arminia Bielefeld wird immer weit geringere Möglichkeiten haben als - aus tausend Gründen - finanzstärkere Clubs. Zudem wird Arminia immer - ists die Herkunft im drögen westfälischen Milieu, ists die Fixiertheit der Medien auf kurzfristige Erfolge, auf sogenannte "Sympathieträger"? - keine besondere überregionale Aufmerksamkeit in den Medien erwarten können.
Aber vielleicht - nur vielleicht - kommt, bevor man wieder in die Niederungen der zweiten oder dritten Liga verschwinden wird - doch endlich einmal eine Zeit, in der all diese gottverdammten Regeln wenigstens für eine oder zwei Spielzeiten außer Kraft gesetzt werden können. Vielleicht wird diesmal tatsächlich ein irgendwie verrückter Trainer zusammen mit einem klug agierenden Vorstand und über sich hinauswachsenden Fans einmal - wenigstens einmal! - diesen immer wiederkehrenden Hype um Mainzer, Aachener oder sonstwelche ach so sympathisch erscheinenden Jungens durchbrechen können und etwas schaffen, wovon wir noch schwärmen werden, wenn die eigenen Haare längst grau und die Knochen morsch geworden sind. Und man wird erzählen können, man sei dabei gewesen!
Amen
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UNBEDINGT den Bundesliga-Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von heute lesen! Dort wird die Haltung zur eigenen sportlichen Leistung kommentiert, vergleichend am Beispiel von Bayern(negativ) und Arminia(positiv) an diesem Spieltag und überhaupt in dieser Saison. Den Kommentar findet man auf FAZ.net. Oder Zeitung kaufen. Und einrahmen.
MOD: Das Setzen von Links ist keineswegs verboten, wenn es sich um rechtmäßige Inhalte handelt: http://www.faz.net/s/RubBC20E7…Tpl~Ecommon~Scontent.html
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Dass die Sitzplätze auf der Südtribüne jetzt in Stehplätze umgewandelt werden, bedeutet nichts anderes, als dass der Umbau der Ostribüne in eine reine Sitztribüne feststeht. Oder glaubt irgendjemand, man beseitigt ohne Not Sitzplätze, wo die doch mehr Kohle bringen? Wann nun der endgültige Ausbau stattfindet, ob noch im Herbst oder erst im nächsten Frühjahr, ist wurscht, wirds doch in jedem Fall während der Saison sein. Eigentlich blöd, doch bei näherer Betrachtung halb so wild, weil ja nur bei wenigen Spitzenspielen die Alm ausverkauft ist(leider) und erst dann das Fehlen der alten Osttribüne und der wenigen bisherigen Sitzplätze auf der Südtribüne finanziell ins Gewicht fallen werden.
Mit ein wenig Glück in der nächsten Saison(sieht kadermäßig ja nicht übel aus) und einem dann "fertigen" Stadion wäre Arminia dann mal rundum gut aufgestellt - das erstemal eigentlich, seit man versucht, sich in der 1. Liga zu etablieren.
Persönlich am meisten freut mich, dass Bielefeld dann einen Fussballverein hat, der IN DER STADT zu Hause ist, wo das Stadion ZU FUSS aus der Stadt zu erreichen ist, wo man nach dem Spiel ZU FUSS in die Kneipe gehen kann, ein Bier zischen. Das ist keine Nebensächlichkeit, sondern - war zumindest - lange Zeit ein selbstverständlicher Teil der Lebensart, die für jeden Fan dazugehörte, der zum Fussball ging. Heute jedoch ist es in der 1. Liga die Ausnahme, sind die Stadien isolierte, geschlossene Sphären, getrennt von ihrem Umfeld. Dass Bielefeld lange Zeit in der zweiten und dritten Liga herumkrebste, hatte so auch sein gutes: es hat verhindert, dass auch Bielefeld wie so viele andere Bundesligastädte einen funktionellen, imposanten, gesichts- und charakterlosen Betonkasten auf der grünen Wiese, fern der Stadt, bekam. Sollen die anderen Bundesligastädte ruhig stolz sein auf ihre Stadien, so etwas wie Bielefeld hat kaum noch einer. So etwas haben die Münchner nicht, die Berliner nicht, die Hamburger nicht. Da könne WIR stolz drauf sein. Und ein klein bisschen auch die Anwohner, die sich gewehrt haben (und noch wehren) gegen eine aus ihrer Sicht unzumutbare Baumassnahme. Sie haben (hoffentlich haben sie, ein kleiner Vorbehalt bleibt natürlich, bis die Bagger wirklich rollen) auf ihre Weise auch beigetragen zu einem schließlich guten Ende. -
Mal ganz unabhängig von dem aktuellen Verlauf der Diskussion meine Meinung zum Stadionausbau, ich hol mal n bißchen aus:
Meine Erinnerung reicht dabei vor die Zeit der Errichtung der jetzigen Südtribüne zurück. Gebaut wurde das Teil, als Arminia Mitte der 80er aus der 1. Liga abstieg und noch einige wenige Jahre Zweite Liga spielte, bevor man für längere Zeit die A 2 rauf- und runterdüste. Eben VORHER war die Tribüne, so provisorisch sie auch immer gewesen sein mochte, deutlich größer als heute. Stand man auf der obersten Stufe, konnte man "auf Bielefeld runtergucken", während einem der Wind(durch die offenliegenden Holzplanken auf Stahlrohrgerüst) um die Ohren fegte. War sie vollbesetzt, war das vom übrigen Stadion aus ein beeindruckendes Bild.
Ich bring das hier so ausführlich, weil es vielleicht deutlich macht, wie sehr das Alter und die dadurch gemachten, letzlich zufälligen persönlichen Erfahrungen Zu- oder Abneigung gegenüber irgendwelchen bestimmten Stadion-"Zuständen" oder auch dem Stehen auf bestimmten Blöcken bestimmen. Denn, ihr Liebhaber von Block 5 und 6: Eure "Bushaltestelle" ist nichts weiter als ein Notbehelf, um den man damals nicht herumkam, weil das alte Stahlrohrgestell abgängig war. Durch den Abstieg in die Drittklassigkeit und den Teilabriss vom alten Block 3 war es dann verständlich, dass die Fans auf Block 5 zogen, schließlich hatte man es dort immer schön trocken(keine Ironie, wissen heute auch schon viele nich mehr, was es bedeutet, stundenlang im Regen...) und vor 6000 gegen Buer-Hassel hallte es auch immer recht nett unter der Tribüne. Aber spätestens nach dem Ausbau auch der Südtribüne wurde aus einer ursprünglich verständlichen Haltung eine - sorry - typisch westfälische Sturheit. Nichts, aber auch gar nichts spricht für einen Fanblock AUF DER SEITE. Von Block C und Block 6 aus(ja, ich stand da auch lange Zeit, und auch ich finds schade, dass man nicht mehr für wenig Geld diese nette Sicht haben wird in Zukunft) hörte man so gut wie NIX von dort, dazu kam, dass die Gästefans die Bielefelder nicht sehen konnten, und die Bielefelder die Gästefans nicht, so dass das, was in anderen Stadien selbstverständlich ist, auf der Alm einfach nicht funktionierte: der AUSTAUSCH, das gegenseitige ANPEITSCHEN, das REAGIEREN auf die anderen, was erst die richtig geile Stadionstimmung bringt.
Würde das Stadion nicht baulich verändert, und auf diese Weise der Umzug auch der Unwilligen nicht erzwungen, es würde wohl auf Dauer diese bescheuerte TRENNUNG der Fans geben. Dabei kann sich so etwas eigentlich kein Verein leisten, zur optimalen Unterstützung bedarf es der KONZENTRATION aller Supportwilligen. Das ausgerechnet in Bielefeld, einem der kleinsten Stadien der Liga mit einer der kleinsten(nochmal sorry, aber so isses nun mal) Fanblöcke man seine Kräfte über Jahre verzettelte, ist eigentlich nicht zu fassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die neue Stehplatzsüdtribüne endlich einen Support schaffen kann, die der alten "Block 3" -Situation entsprechen oder ihn hoffentlich(größere, steilere, überdachte Tribüne) noch verbessern wird.
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Hier mal meine Story, vielleicht auch deshalb ganz interessant, weil sie von einem alten Sack stammt und von Zeiten handelt, als die Mehrheit derjenigen, die sich hier äußern, nurn Gedanke waren:
Es war so Mitte der 70er, ich war 15 geworden und scharf auf ein Mofa. Als ich es dann endlich hatte, war die Gelegenheit da, endlich einmal die Alm live zu erleben. Heiß geworden war ich durch die Stimmung in der Region, die mir damals selbstverständlicher als heute den lokalen Fußballclub zu unterstützen schien(ist mir rätselhaft, wie die Kids heutzutage auf die bescheuerte Idee kommen, irgendwelchen weit entfernt kickenden Multimillionären die Daumen drücken zu müssen, aber das nur nebenbei). An irgendeinem Spieltag der Saison 75/76(glaub ich, bin nicht ganz sicher), machte ich mich also auf, von Lemgo nach Bielefeld zu juckeln, nicht ohne vorher noch einen Kumpel aus Hohenhausen abzuholen, den ich zog(er auf dem Fahrrad, noch heute schmerzt die Schulter beim erinnern). Das Spiel: Arminia - Wuppertaler SV. Endete vor 14000 Zuschauern 1:1, so stands bereits zur Halbzeit. Johnny Hey, damals Bielefelds Kapitän, hatte die Führung durch einen Kopfball besorgt(wieder bin ich mir nicht ganz sicher, vielleicht gibts ja Experten), und ein gewisser Pröpper durch einen wirklich dämlichen - abgefälschten - Freistoß von halblinks aus mindestens 35 Metern den Ausgleich.
Der Eindruck war außerordentlich! Stadion, Stimmung(damals aus dem Fanblock hauptsächlich: Olé, olé und - seligen Angedenkens: "Immer wieder, immer wieder..."), die "alte" Alm, zu der Zeit kurz vor dem endgültigen "Stahlrohrausbau", nur Block 8 und 9 fehlten noch, das sind die heutigen Blöcke A und B, die ganze geile alte Holzbude mit ihren Gerüchen nach Bier, Zigarettenrauch und Menschenmassen... Tjaja, das haute rein.
Und dann mein absolutes Highlight: das 4:0 gegen 1860 im Aufstiegspiel zur 1. Liga(es spielten damals die beiden zweiten der 2. Liga Nord und Süd in zwei Entscheidungspielen den dritten Aufsteiger aus), wie alle anderen auch ging ich danach vom sicheren Aufstieg aus, fuhr im Sonderzug nach München und musste mir die 0:4 - Niederlage im Olympiastadion vor 60.000 Zuschauern(war NICHT ausverkauft, selbst die Münchner hatten nicht mehr an den Erfolg der eigenen Truppe geglaubt) antun. Übrigens wär Arminia beinahe doch noch aufgestiegen, doch Ewald (ja ja, Lienen!) schoss beim Stand von 0:4 an die Latte. Ein Jahr später stiegen sie dann ja doch noch auf. Und dann wieder ab. Und auf... und ab... und auf.....
Das war also der Beginn "meiner" Liebe zur Arminia.