Alles anzeigenIch hab ne allgemeine Frage an euch bzw. eine Feststellung die ich heute gemacht habe. Wusste nicht in welchen Thread ich das am besten packe, aber hier passt es glaub gut rein, weil es auch um Arminia geht.
Ich habe mich heute, aber auch die letzten Tage, dabei ertappt drüber nachzudenken wieso ich eigentlich Fussball im Allgemeinem und Arminia im Speziellem verfolge. Bisschen getriggert von den letzten schlechten Spielen unserer Arminia und der Serie Ted Lasso die ich fast durch gebinged habe (absoluter Serientipp, falls ihr Comedy im Stil von "Scrubs" etc mögt, nur im Fussball Setting).
In der Serie wird vor allem das Untereinander der Trainer, Spieler, Vereinsmitarbeitern etc. thematisiert. Und ja ich weiß, dass es ne Serie ist und es so niemals in echt läuft. Aber es werden auch taktische Themen und Motivation in unterhaltsamer Weise verpackt.Und wenn ich das so sehe wäre ich echt gerne mal Mäuschen und lauschen was in der Kabine, beim Training und sonst so bei der Arminia (oder auch bei anderen Vereinen) passiert. Wir kriegen ja hier wirklich nur sehr wenig mit von all dem was zwischen Spielern und Staff passiert.
Ich hab mich aufgrund der Serie und anderen Dingen halt in den letzten Tagen gefragt, warum verfolge ich grade Arminia? Warum mag ich generell Fussball?
Die Frage nach Arminia beantworte ich damit, dass ich als kleiner Junge mal Freikarten bekommen hab in der Schule und ein Spiel im Stadion gesehen habe. Es war sportlich ein furchtbar langweiliges 1:1 gegen 1860 München an einem kalten Wintertag im Jahre '98. Ich saß im Block B und war trotz eher durchschnittlicher sportlichen Leistung beeindruckt vom Stadionerlebnis. Und so ging ich wieder und wieder hin. Mir gefiel die Alm, der Verein war mir auch halbwegs sympathisch, auch wenn ich als (kleiner) Junge natürlich nicht wusste was da so im Hintergrund vor sich ging.
So blieb ich all die Jahre, bis auf einer kleinen Pause in der Post-Krämer Ära (war sehr enttäuscht von der Entlassung Krämers) dabei und hab die Arminia mehr oder weniger stark verfolgt. Die meisten Spiele gesehen oder mindestens im Ticker verfolgt.
Und nun befinde ich mich in der zweiten Phase (nach der Post-Krämer Zeit) in der ich mich Frage wieso ich mir die Arminia angucke, warum ich mich eigentlich so sehr über die gebotenen Leistungen auf dem Platz ärgere und ob das "Konzept" des Vereins, bzw. wofür der Verein stehen will, wie er den Fussball angeht überhaupt (noch) zu mir passt.
Kurz: Es geht um Identifikation!
Am Anfang der Saison habe war ich einfach nur gespannt, Neuanfang, neue Spieler, neuer Trainer, vielleicht passt dieser Verein endlich wieder seit 2 Jahren wieder besser zu mir? Dazu ein Junger Trainer, der im selben Jahr geboren ist wie ich. Hab gedacht, der tickt vielleicht ähnlich, wenn er meine Generation ist.
Dazu ein Spieler wie Mizuta, den ich schon vorher gekannt/verfolgt habe und für einen super Spielertypen halte. Und dann gucke ich diese Fussballserie und sehe einen Trainertyp und eine Mannschaft die einfach Spaß am Fussball hat, wo vieles mit Humor genommen wird. Und ja, ich weiß, es ist eine Serie die genau so geschrieben wird damit man dieses gute Gefühl bekommt, das gibt es wohl so im echten Fussball nicht. Leider.
Und dann klappt bei Arminia auf dem Platz wenig, der Verein nimmt mich in dieser Phase auch nicht richtig mit, zeigt mir keine Vision, keine Werte.
Wobei, wenn man ehrlich ist, das am Anfang der Saison (bzw. seit Jahren auch vernachlässigt wurde). Was bleibt ist also dass ich eine Mannschaft verfolge, nur weil ich als Kind mal da war und ich "halt immer Arminia geguckt habe". Sie spielt aktuell weder den Fussball den ich gut finde und bietet mir sowohl von den handelnden Personen als auch von der Vereinsphilosophie keinerlei Identifikation.
Wenn ich allerdings im Profifussball in Deutschland die Vereine durchgehe, sehe ich aber auch keinen der tatsächlich irgendwie zu mir zu passen scheint. Aber da bin ich noch nicht ganz durch mit der Nachforschung.
Und nun sitze ich da und stelle mir die Frage: Warte ich einfach bis Arminia wieder ein Verein ist, mit dem ich mich identifizieren kann und verfolge solange einfach die Spiele halb Emotionslos?
Oder suche ich tatsächlich nach einem Verein mit dem ich mich irgendwie identifizieren kann?
Sorry für diesen langen Beitrag, aber ich wollte mal meine Gedanken teilen. Vielleicht geht es dem ein oder anderem ähnlich oder hatte schonmal so eine ähnliche Phase? Was habt ihr da gemacht? Oder was macht ihr da derzeit wenn es euch ähnlich geht?
Die Historie wird bei allen vermutlich ähnliche Elemente enthalten.
Wie du sagst, es geht um Identifikation. Und die nähert sich bei mir ebenso aktuell nahe 0. Und da sind die sportlichen Leistungen nur das, was man oberflächlich sieht. Ohne Ziele und ein starkes Umfeld und Personen, die einen mitnehmen, muss man vermutlich irgendwann eine Entscheidung treffen und tatsächlich weg bleiben.
Tue ich mich auch sehr schwer mit und der Stadion Besuch ist dann am Ende immer noch auch eine soziale Geschichte mit Freunden/Familie, eine Freizeit Aktivität, die einen ja vom Alltag ablenken soll. Der Mensch will ja was unternehmen. Aber ja, mir gibt das bei weitem nicht mehr das, was es früher mal war.
Das Problem gibt es natürlich auch weiter oben. Bestes Beispiel sind meine auch schon erwähnten "Dortmunder" im Freundeskreis, die permanent jammern, aber rein von Stadion Ergebnissen das erfolgreichste Team in 2023 sind. Während die über Jahre zu verwöhnt waren und nach vollständiger Perfektion lechzen, suchen wir eher nach kurzen Erfolgserlebnissen und mal ner mentalen Erholungspause.
Nen Rat, wie man das am besten für sich moderiert, gibt's vermutlich nicht. Bei der Nationalmannschaft haben einige ja den Cut schon geschafft, was beim lokalen Herzenvereins schwerer fallen dürfte.
Und am Ende landet man wieder an einem Punkt, die hohen Herren (das kann man wieder von Vereinsebene auf Politik, Wirtschaft ins alltägliche Leben übertragen) haben die Basis von unten verloren und keinen Plan mehr, wie man das kittet. Hohle Phrasen, wie "das geht nur zusammen" nimmt doch eh keiner mehr Ernst. Im Stadion sind's horrende Preise für Ticket und Verpflegung und im richtigen Leben dann eben Inflation, die keine normale Lohnerhöhung mehr ausgleichen kann.
So, jetzt schweife ich zu sehr ab. Kurz, ich verstehe dein Problem! Lösen können wir es aber vermutlich alle nicht.