Da mir einfach nur noch die Worte fehlen, stelle ich das Interview vom Westfalenblatt mit RK unkommentiert hier rein.
Bielefeld (WB). Nach dem Abstieg des DSC Arminia Bielefeld aus der 1. Fußball-Bundesliga fokussiert sich die Kritik auf Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch. Im Interview mit dem WESTFALEN-BLATT bezieht der 52-Jährige Stellung zu seiner Außenwirkung, seiner Einflussnahme auf sportliche Belange und zu seiner Zukunft im Verein. Die Fragen stellten Friedrich-Wilhelm Kröger, Dirk Schuster und Jens Brinkmeier.
Herr Kentsch, wie erklären Sie sich Ihr Feindbild-Dasein in der Öffentlichkeit?
Roland Kentsch: Das ist für mich relativ schwer nachvollziehbar, weil ich weder die Mannschaft zusammengestellt, noch auf dem Platz Fußball gespielt habe. Ich bin seit zehn Jahren mitverantwortlich, davon haben wir sieben Jahre in der 1. Liga gespielt. Als ich in den Vorstand gewählt wurde, war auf der Südtribüne unseres Stadions ein Erdwall. Die Entwicklung der letzten Jahre war für Arminia nicht so schlecht. Ich glaube, dass die hohe Emotionalität nach dem Abstieg auch dadurch begründet ist, dass wir mit fünf Jahren Dauer eine relativ lange Erstligazugehörigkeit hatten und sich das Umfeld hierauf wie selbstverständlich eingestellt hatte. Die Grundbedingungen, die nicht ganz einfach sind, waren ein bisschen in Vergessenheit geraten.
Haben Sie in den vergangenen Tagen in Erwägung gezogen, die Brocken hinzuwerfen?
Kentsch: Ich bin grundsätzlich keiner, der bei Schwierigkeiten davonläuft. Und wenn das Herz an Arminia hängt, dann erst recht nicht. Dass Fußball auch mal schwierigere Phasen beinhaltet, ist Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Fans sind heute anspruchsvoller geworden, teils emotionaler, vielleicht weil die wirtschaftliche Situation insgesamt schwieriger geworden ist. Fußball ist Katalysator für Vieles.
Haben Sie Fehler gemacht?
Kentsch: In der Ursachenforschung für den Abstieg zu behaupten, dass man fehlerlos sei, wäre vermessen. Am Ende zählt ohnehin das Ergebnis, und wir sind abgestiegen. Ich glaube, dass mein Einfluss auf bestimmte Dinge bei Arminia von außen maßlos überschätzt wird. Ich habe mich zum Beispiel nicht ein einziges Mal in irgendeine Spielerauswahl eingemischt.
Nach den Spielen setzen Sie sich allerdings sehr deutlich und kritisch mit der sportlichen Situation auseinander, obwohl es nicht in Ihren Verantwortungsbereich fällt.
Kentsch: Das stimmt nicht. Sie werden von mir nur in Ausnahmefällen und dann sehr gezielt Meinungsäußerungen zu sportlichen Ereignissen finden.
Könnten Sie sich vorstellen, darauf in Zukunft gänzlich zu verzichten?
Kentsch: Nein, das geht gar nicht. Wenn man in der Geschäftsführung ist, hat man eine gewisse Gesamtverantwortung auch nach Recht und Gesetz. Am Ende muss ich dafür auch den Kopf hinhalten.
Ist das Bild des starken Mannes Roland Kentsch so nicht richtig?
Kentsch: Nein, natürlich nicht. Es gibt eine sportliche Zuständigkeit, die ganz klar definiert ist. Detlev Dammeier, dessen primäre Aufgabe zurzeit das Finden eines Trainers ist, hat diesbezüglich das primäre Vorschlagsrecht. Ich würde, wenn nicht ganz besonders gravierende Dinge dagegen sprechen, überhaupt keinen Einfluss nehmen an der Stelle. Und was die Auswahlprozesse der Geschäftsführung angeht, gibt es ebenfalls eine klare Spielregel. Dafür ist der Vorstand von Arminia Bielefeld verantwortlich. Die Entlassung des ehemaligen Sportgeschäftsführers Reinhard Saftig ist von den Vorstandskollegen Hans-Hermann Schwick und Andreas Mamerow umgesetzt worden.
Wäre es Ihnen umgekehrt recht, wenn Detlev Dammeier das finanzielle Vorgehen bei Arminia kommentieren würde?
Kentsch: Wenn er Recht hätte, kein Problem.
Der Klassenerhalt 2008 war schon ein Glücksfall und es deutete sich an, dass es in diesem Jahr noch schwerer werden würde. Jetzt existiert ein Widerspruch: Die sportliche Seite sagt, auf dem Verstärkungssektor sei nichts möglich gewesen. Die finanzielle Seite behauptet, es wurde gar nichts gefordert. Was stimmt denn nun?
Kentsch: Das ist eine Diskussion, die in erster Linie der Präsident geführt hat. Aus dieser Diskussion habe ich mich weitgehend rausgehalten, zumindest öffentlich. Die Wahrheit wird wahrscheinlich irgendwo in der Mitte liegen. Seit ich im finanziellen Bereich die Verantwortung trage, ist es trotz eines engen Korsetts nie so gewesen, dass eine Verpflichtung mit realistischem Hintergrund an den Finanzen gescheitert wäre, egal ob vor zehn Jahren der Wichniarek-Transfer für drei Millionen Mark oder jetzt der Katongo-Transfer für eineinhalb Millionen Euro. Auch im vergangenen Winter wäre es möglich gewesen, die Mannschaft zu ergänzen. Die sportliche Leitung hat im Winter unabhängig von den Finanzen entschieden, dass die Mannschaft soweit komplett ist, um die Klasse halten zu können.
Hat es einen Zeitpunkt in der Saison gegeben, zu dem Sie Herrn Dammeier gesagt haben: Dieser Betrag steht zur Verfügung, sehen Sie zu, dass Sie dafür einen Spieler finden, der uns hilft, die Klasse zu erhalten?
Kentsch: Das wäre eine Einmischung in den sportlichen Bereich gewesen. Wenn, dann muss das umgekehrt laufen. Wir sind aus Gesprächen aber immer so herausgegangen, dass es nicht notwendig ist, den Kader zu ergänzen. Und es unterstreicht an dieser Stelle das Verantwortungsbewusstsein der sportlichen Seite, dass sie die Grundbedingungen bei Arminia akzeptiert hat. Es wäre als sportlich Verantwortlicher ja leicht, sich zu entschuldigen, indem man Forderungen aufstellt, von denen man weiß, dass sie sowieso nicht erfüllbar sind, einem am anderen Ende aber das Leben erleichtern.
Sie kritisierten in dieser Woche die Stadt Bielefeld und Oberbürgermeister Eberhard David, den Verein beim Stadionbau finanziell nicht unterstützt zu haben. War das ein Fehler?
Kentsch: Ich habe niemanden kritisiert, ich habe nur auf eine Tatsache hingewiesen und darauf, dass Arminia der weitaus größte Imageträger der Stadt und der Region ist. Die Stadt Bielefeld hat nun mal ein Imageproblem, das ist unstrittig. Mir steht doch nicht an, die Entscheidung der örtlichen Kommune zu kritisieren, keinen Euro Zuschuss in den Stadionbau des Imageträgers Nummer eins zu geben. Ich habe lediglich auf die Tatsache hingewiesen, dass es in anderen Kommunen anders ist.
Ist es eigentlich für alle Tage abgehakt, die großen Firmen wie Dr. Oetker, Miele, Bertelsmann als Sponsoren zu gewinnen?
Kentsch: Nein, und ich bin der Meinung, dass wir auf dem Weg der Rückgewinnung dieser Sponsoren ein Stückchen vorangekommen sind. Durch den Abstieg ist das womöglich wieder erschwert worden.
Mannschaftskapitän Rüdiger Kauf hat nach dem Rauswurf von Trainer Michael Frontzeck die Führungskräfte des Klubs kritisiert. Ihnen wird jetzt vorgeworfen, Kauf daraufhin gedroht zu haben, er werde nicht mehr für Arminia spielen, wenn er diese Vorwürfe in der Öffentlichkeit wiederholt. Was sagen Sie dazu?
Kentsch: Ich habe Herrn Kauf klargemacht, dass er, wenn er seine Vorgesetzten öffentlich wiederholt angeht, mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen muss. Das ist in jedem anderen Unternehmen auch so.
Wie bereiten Sie sich auf die Jahreshauptversammlung am 22. Juni vor?
Kentsch: Wir haben eine Satzungsänderung vorgenommen, die davon geprägt ist, das Demokratieprinzip weiter zu stärken. Zwei Mitglieder des Aufsichtsrates sollen direkt aus dem Kreis der Mitgliederversammlung zu wählen sein, zwei weitere Mitglieder sollen aus dem Verwaltungsrat in den Aufsichtsrat entsandt werden. Es geht um eine weitere Verzahnung der Gremien. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Dreiviertelmehrheit bekommen werden.
Ihre Doppelfunktion als Geschäftsführer und Vorstandsmitglied wird sehr kritisch gesehen. Wie stehen Sie dazu?
Kentsch: Ich bin sicher, dass es bei der Jahreshauptversammlung viele kritische Menschen geben wird, die eine Generaldebatte führen wollen. Und das ist auch in Ordnung so. Es war jedoch schon im Ausgliederungsprozess der KGaA nach reiflichen Überlegungen Konsens, dass Personen in zwei Gremien vertreten sind. Das muss man nicht so beibehalten, aber es spricht vieles dafür, das zu tun. Das trifft ja nicht ausschließlich auf meine Person zu. Es gibt einen Antrag aus dem Kreis der kritischen Arminen, die Ämtertrennung in der Satzung zu verankern. Darüber wird zu diskutieren sein, dann wird es eine Abstimmung geben, und dem Ergebnis, so ist nunmal Demokratie, wird gefolgt. Jeder kann mit seinen Argumenten werben.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass es dem Wohl des Vereins dienen könnte, würden Sie sich dann von einem Ihrer beiden Ämter trennen?
Kentsch: Es wundert mich schon, dass dieses Thema ausschließlich in Bezug auf mich diskutiert wird.
Durchleben Sie derzeit die schwierigste Phase während Ihrer Amtszeit?
Kentsch: Nein. Wir hatten existenzbedrohendere Phasen als diese. Im letzten Abstiegsjahr 2003 mussten wir darum kämpfen, die Insolvenz zu vermeiden.
Spüren Sie momentan Rückendeckung?
Kentsch: Ich habe in vielfältiger Weise Rückendeckung erfahren und darüber habe ich mich gefreut.
Aus dem Aufsichtsrat?
Kentsch: Mehr ist dazu im Moment nicht zu sagen.
Ihr Vertrag als Finanzgeschäftsführer läuft bis 2012. Sehen Sie Ihren Posten in Gefahr?
Kentsch: Nein.
Quelle: Westfalenblatt