Rapolder bekennt sich zu Bielefeld
Strategiesitzung eröffnet dem Trainer besser Perspektiven - Präsident verspricht Verstärkungen
von Lars Gartenschläger
Berlin - Hans-Hermann Schwick war in Eile. Also bat der Präsident von Arminia Bielefeld gestern mittag um Verständnis dafür, keine Zeit für ausgiebige Telefonate zu haben. Denn Schwick mußte in die Geschäftsstelle der Arminia, die sich an der Spielstätte, der Schüco-Arena, befindet. Dort war er mit Trainer Uwe Rapolder, Sportdirektor Thomas von Heesen und Geschäftsführer Roland Kentsch zu einem Strategiegespräch verabredet. Es galt zu klären, ob Uwe Rapolder, der bereits als Nachfolger für Huub Stevens beim 1.FC Köln gehandelt wird, in Bielefeld bleibt. "Ich wüßte nicht, warum es nicht der Fall sein sollte", sagte Rapolder nach der zweistündigen Unterredung, die er selbst verlangt hatte.
Allerdings hatte der 46jährige, der noch einen Vertrag bis 2006 besitzt, zuletzt immer wieder angedeutet, den Verein zu verlassen, sollte der Ausverkauf von Stammspielern anhalten und die Mannschaft weiter an Substanz verlieren. Letzteres ist zum Leidwesen von Rapolder der Fall. Nach Patrick Owomoyela (Werder Bremen), Benjamin Lense (1.FC Nürnberg) und Erwin Skela (1. FC Kaiserslautern) erklärten zu Wochenbeginn auch Delron Buckley und Matthias Langkamp, daß sie einen neuen Arbeitgeber gefunden haben. Stürmer Buckley wechselt für 425 000 Euro zu Borussia Dortmund, Verteidiger Langkamp unterschreibt beim VfL Wolfsburg. "Am Dienstag habe ich erfahren, daß auch Delron Buckley geht, das ist schon heftig. Ich brauche Rückendeckung und will wissen, ob ich hier weiterhin erfolgreich arbeiten und mir wieder etwas aufbauen kann, ohne daß mir danach wieder die besten Spieler weggekauft werden", sagte Rapolder, der erst im vergangenen Jahr mit Bielefeld aufgestiegen war und durch den offensiven und erfolgreichen Fußball Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz geweckt hatte.
Zwar sind die Verantwortlichen seit geraumer Zeit darum bemüht, den Verlust zu kompensieren, doch ist es nicht einfach, Spieler mit guter Qualität nach Ostwestfalen zu locken. Bisher hat nur Nebojsa Krupnikovic (Hannover 96) in Bielefeld unterschrieben, mit Bernd Korzynietz (Mönchengladbach) und Heiko Westermann (SpVgg Fürth) soll man sich einig sein.
"Was die Planungen betrifft, müssen wir Geduld aufbringen. Damit sind wir hier immer gut gefahren", sagte Sportdirektor von Heesen. Doch auch er hatte zuletzt seinen Unmut über den Aderlaß an Spielern geäußert und laut über einen Abgang ("Lange gucke ich mir das nicht mehr mit an") nachgedacht.
"Eines steht fest", versprach dann aber Präsident Schwick am Mittwoch, "wir werden alles daran setzen, den Kader gut zu verstärken." Es sei zwar nicht schön, daß so viele Spieler gehen würden, dennoch habe er "gelassen" auf die Abgänge reagiert, "weil wir es letztlich nicht verhindern konnten. Wenn am Ende ein anderer Klub mehr zahlt, ist es nun mal so im Geschäft, daß sich Spieler X dafür entscheidet."
http://www.welt.de/data/2005/04/28/710840.html