Pressemitteilung vom 04.12.2008
Die DFL hat entschieden: Premiere und die ARD bleiben die wichtigsten TV-Rechteverwerter des deutschen Profifußballs. Die Abstimmung darüber in der DFL-Gesellschafterversammlung von letzten Freitag erfolgte fast einstimmig, nur der FC St. Pauli votierte dagegen und setzte somit einen Auftrag seiner Mitglieder aus dem vergangenen Jahr um.
Für Fans in ganz Deutschland ist diese Entscheidung ein Schlag ins Gesicht, hatte es doch seit Mai diesen Jahres erhebliche Proteste gegen die DFL-Pläne gegeben. Anhänger vieler Vereine hatten sich vielerorts massiv gegen fanfeindliche Anstoßzeiten um die Mittagszeit, die Benachteiligung des Amateurfußballs und die weitere Zersplitterung der Spieltage ausgesprochen.
In der bundesweiten Faninitiative Kein Kick vor Zwei! sind so zum Beispiel bis zum heutigen Tage 600 Fanclubs von 35 Profivereinen sowie Anhänger aus dem Amateurbereich zusammengeschlossen. Diese Gruppen repräsentieren weit über 20.000 Fußballfans in ganz Deutschland - geeint in dem Wunsch, den Fußball als Volkssport zu erhalten und nicht zu einer den Fan ausschließenden Geldmaschine werden zu lassen.
Hiervon nur wenig beeindruckt, setzte die DFL die Kernstücke der angestrebten Spieltagsreform trotzdem um, auf die Fußballfans kommen nun Ansetzungen ab 13.00 Uhr sowie noch mehr unterschiedliche Anstoßzeiten zu.
Sebastian Elbe, Sprecher von Kein Kick vor Zwei!, ist nicht überrascht: "Die DFL wollte anscheinend klar den Partner Premiere stützen, um das Pay-TV in Deutschland am Leben zu halten. Für das Versäumnis, bis heute keine echte Konkurrenzsituation auf dem heimischen Markt organisiert zu haben, müssen nun mal wieder die Fußballfans die Zeche zahlen und weitere Erschwernisse in Kauf nehmen. Aber auch die Vereine wurden dieses Mal alles andere als gut vertreten: Die Einnahmen sind im Wesentlichen stagniert - und dies gar über für eine Vertragslaufzeit von vier Jahren."
Grund genug für eine direkte Antwort der enttäuschten Fans: Unter Federführung von "Kein Kick vor Zwei! - Kaiserslautern" wurde das Zweitligaspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Alemannia Aachen am Freitag von Anhängern beider Vereine genutzt, um den Verantwortlichen für ihr Handeln die Rote Karte zu zeigen. 20.000 dieser Karten wurden im Vorfeld produziert und am Spieltag an die Fans verteilt. Ein überwältigender Teil der Stadionbesucher hat sich an dieser Aktion beteiligt und erneut klar gemacht, dass sich die Pläne der DFL gegen die Interessen von Zehntausenden Fußballfans richten.
Im zweiten Schritt wurde die Mitgliederversammlung des 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Mittwoch dazu genutzt, dem eigenen Verein anzutragen, sich bei der DFL fortan für fangerechte Anstoßzeiten einzusetzen. Ein entsprechender Antrag wurde ohne eine einzige Gegenstimme angenommen. Die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern haben ihrem Verein somit geschlossen einen klaren Auftrag erteilt. Mitinitiator Dominik Scholz ist zufrieden: "Es war uns wichtig, umgehend auf die Entscheidung der DFL zu antworten. Wir sind mehr als zufrieden, dass unser Antrag ohne jegliche Gegenstimmen bestätigt wurde."
Ein Doppelschlag im Sinne der Interessen von Fußballfans und ein weit über Kaiserslautern hinaus sichtbares Zeichen dafür, dass die Proteste unbeeindruckt von der Rechtevergabe weitergehen und sich auch weit in die kommenden Spielzeiten ziehen werden. Neben bereits durchgeführten wirksamen Stimmungsboykotts im Rahmen von Montagsspielen ist der Weg, die Vereine stärker in die Verantwortung zu nehmen, ein Leuchtturm im seit dem Frühjahr währenden Kampf gegen fanfeindliche Anstoßzeiten und reiht sich ein zu verschiedensten Aktionen bei über 30 Zweitligabegegnungen alleine in der nun ablaufenden Hinrunde.
Nicht nur in Kaiserslautern wächst der Unmut gegen die DFL-Pläne weiter an. Dieter Wirth von den Sportfreunden Ronhof und Sprecher des im Umfeld der SpVgg Greuther Fürth gegründeten Arbeitskreises gegen fanfeindliche Anstoßzeiten, fordert mit Galgenhumor: "Wir wollen Spiele dienstags um 09.38 Uhr und mittwochs um 10.57 Uhr. Diese Spieltagszersplitterungen und Anstoßzeiten sind weitere Maßnahmen, um den aktiven Fan aus den Stadien zu vertreiben."
Auch aus der Bundesliga wird Ablehnung formuliert. Jens Petereins, Sprecher des Dachverbandes der Fanclubs von Energie Cottbus, sagt: "Schade, dass die DFL nicht gewillt war, einen für alle Seiten annehmbaren Kompromiss zu finden und damit auf die speziellen Gegebenheiten im deutschen Fußball Rücksicht zu nehmen." Helga Wolf vom Dachverband der aktiven Fanclubs des 1. FC Köln formuliert es so: "Die von der DFL geplante weitere Zerstückelung der Spieltage empfinden wir als Schlag ins Gesicht. Im Mittelpunkt der Spieltagsplanung muss der Fan stehen, der seinen Verein vor Ort unterstützt - und damit Fußball erst zu einem stimmungsvollen Erlebnis macht."
Fans in ganz Deutschland sind also weiterhin bereit, für Ihren Fußball zu kämpfen und werden dies in der Zukunft durch vielerlei Aktionen eindrucksvoll unterstreichen.
Initiative Kein Kick vor Zwei!
http://www.keinkickvorzwei.de
http://www.keinkickvorzwei-kl.de
laut@keinkickvorzwei.de