Meine sehr verehrten Damen und Herren -
ich begrüße den Ansatz des gegenseitigen Siezens.
Zunächst ist es absolut verständlich, das wir uns angesichts ENDLICH positiver sportlicher Erlebnisse wieder dem Eigentlichen zuwenden wollen.
Zum anderen sind Ermüdungsbrüche nach mittlerweile Jahren eines sinnlos erscheinenden vereinspolitischen Verschleißkrieges unvermeidbar.
Allerdings ist es dennoch illegitim, den, der nach wie vor das Politische vom Sportlichen trennt und das Offensichtliche hinterfragt, als Verschwörungstheoretiker oder Querulanten zu brandmarken. Das kennen wir nun seit langem aus der Öffentlichkeitsarbeit von und um Arminia. Und wurde hier im Forum doch zum Glück meist anders gehandhabt. Lasst uns dabei bleiben.
Rasengrüns Fragen sind mehr als berechtigt und bedeuten keinesfalls, dass es ihm morgen an Siegeswillen fehlen wird oder an Arminiaherz oder dass eine Veränderung seines Geisteszustandes stattgefunden hat. Dieses Phänomen kennen wir aber schon lange: Es wird immer darauf spekuliert, sich hinter positiven sportlichen Ergebnissen verschanzen zu können, um von den Mitgliedern nicht befragt zu werden.
Die letzte JHV zeigte ja, dass man es auch schon fast geschafft hat, wieder in den alten Zeiten anzukommen, als sich 300 Unentwegte gegenseitig beim Bier versicherten, wie gut alles läuft. Die kleine Zahl der erschienenen Mitglieder ist angesichts der Gesamtmitgliederzahl von um die 10000 allerdings im Gegensatz zu früher erschreckend und belegt, dass der Großteil der Öffentlichkeit sich aufgrund der Vorgänge in unserem Club von ihm abgewendet hat.
Denn das alles macht mürbe - bedeutet aber noch lange nicht, dass wir aufgeben sollten, Fragen zu stellen. Die wiederum ja nicht gleich bedeutend sind mit Misstrauen, sondern nur mit Kontrolle. Oder Neugier. Obwohl auch ersteres nach wie vor angebracht wäre, sind wir doch immer noch deutlich uninformiert. Ist doch nach wie vor eine entsetzlich arrogante Aussendarstellung vorhanden, sind nach wie vor die Zahlen intransparent und - im Gegensatz z. B. zu 1860 - auch noch nicht in wahrer Höhe ultimativ benannt. Ist die wirkliche Situation um die Anleihe und die Ausgliederung der Stadiongesellschaft, sind die Gründe für die unterschiedlichen Ansichten des alten Schatzmeisters und des Finanzgeschäftsführers noch nicht bekannt. Etc. pp.
Aber sogar unabhängig von dieser wackligen und diffusen Finanzsituation muss man doch zur Kenntnis nehmen, dass es offenbar einen Krieg um Arminia gibt, in dem es um Einflussnahme und Machterhalt geht - und womöglich aufgrund der Vorgänge um den Tribünenbau auch um Vertuschung strafrechtlich relevanter Taten.
Für die Sponsoren war 2009 ein Schock, weil sie nur mit kriminellen Mitteln verhindern konnten, dass die Mitglieder ein nicht von den Geldgebern vorab zusammen gestelltes Präsidium wählen. Daraufhin wurde die Satzung geändert - doch erneut parierten die Mitglieder nicht, sondern demokratisierten den Verwaltungsrat. Dessen Versuch, dem Verein endlich wieder die Führung der Arminiagruppe zu verschaffen, durch Personalwechsel und / oder Führungsstärke im Präsidium, scheiterte offenbar, auch an der übergroßen Machtfülle der Geschäftsführung in der KgaA, die nicht nur das alte Präsidium ignoriert hat (was man teilweise natürlich nachvollziehen konnte), sondern momentan auch zu verhindern scheint, dass der Club eine neue Führung erhält. (was völlig inakzeptabel ist)
Der Club wird finanziell ausgeblutet, die Budgets der Abteilungen verstümmelt, das Stadion ausgegliedert, die Lizenzgebühren an den e.V. auf ein Minimum reduziert etc. pp. Der Verein wird damit zu einer lächerlichen Luftnummer, einer Art Schleier, oder noch besser: Zum Feigenblatt. Die Macht und das Geld und die Immobilie befinden sich ausschliesslich im Einflussbereich der KgaA, von deren Geschäftsführung und, qua Aufsichtsrat, auch der Sponsoren. Die in dessen Besetzung ja jetzt dem Verwaltungsrat wieder demonstriert haben, was sie von ihm und seinen gewählten Mitgliedern halten.
Hier muss man leider zur Kenntnis nehmen, dass die angeblichen positiven Nachrichten das Gegenteil bedeuten. Ein sympathisches Übergangspräsidium, das sich selbst aber offenbar für eine Dauerlösung hält und Plätze im Aufsichtsrat beansprucht. Ein Verwaltungsrat, der wenige Tage nach seiner Wahl bereits übergangen und damit lächerlich gemacht worden ist. Wegen Sponsoren, die nur ein Ziel haben: Die Mitgliedschaft aus allen Prozessen fernzuhalten, die ihren eigenen Einfluss gefährden könnten.
Bei 1860 geht der arabische Investor ähnlich vor. Allerdings hat Arminia keinen derartigen Geldgeber. Wir haben Sponsoren, die 1. wesentlich weniger Geld einbringen. Und 2. Gegenleistungen erhalten. Der Jordanier hat sich bei seinem Versuch, ein eigenes Präsidium installieren zu lassen, gerade ein blutige Nase geholt. Aber unsere Provinzgönner können machen, was sie wollen?!
Der Krieg ist noch nicht vorbei, so leid es mir tut. Aber es wird nicht mehr lange dauern. Insbesondere, wenn wir uns mit der Berufung eines Thomas Helmer in den Aufsichtsrat zufriedenstellen lassen. Oder einem angekündigten, aber nicht vollzogenen Präsidium Stein, zu dessen Team wir nach vor nichts wissen und auch nicht, warum es nicht eingesetzt wird. Gute Nachrichten sehen anders aus. Der Verwaltungsrat wird sicher seit seinem Misstrauensvotum im Januar personelle Alternativen haben. Man darf sich schon fragen, wer warum verhindert, dass sie eingesetzt werden.
Wir wollen alle Fussball gucken, wir wollen alle gewinnen und alle wieder mit Haut und Haaren dabei sein können. Ob jeder bereit ist, dafür auch sein Herz zu verkaufen, muss sich jeder selber fragen. Ich persönlich werde das nicht tun. Mein Verein wird nicht geleitet von irgendwelchen Herren in irgendeiner selbst ernannten Task Force ohne jede Legitimation ausser einer monetären. Mein Verein lebt von anderem. Ich hoffe, dass das auch unser Verein ist.