Teamcheck: DSC Arminia Bielefeld
Vereinsgeschichte
Als sich am 03.Mai 1905 14 fußballinteressierte Bielefelder versammelten, wurde der 1. Bielefelder Fußballclub Arminia gegründet. Dies war der Grundstein für eine wirklich verrückte Bundesliga-Karriere der Bielefelder Arminia. Bundesweites Aufsehen erregte der Klub der Ostwestfalen mit dem großen Bundesligaskandal von 1971. Vereinsfunktionäre und auch Trainer Piechaczek hatten damals im großen Stil Spiele manipuliert, um in der Liga zu bleiben. „Sportlich“ gelang dies auch, doch eindeutige Tonbandaufnahmen, auf denen Bielefelds Funktionäre sich verrieten, ließen das „Projekt Klassenerhalt“ noch scheitern. Die Bundesliga hatte ihren bis heute größten Skandal und Arminia wurde zum Zwangsabstieg verurteilt. Am erfolgreichsten war der Klub 1982-84. Zweimal konnte Platz acht in der höchsten deutschen Spielklasse gefeiert werden. In den Jahren 2005 und 2006 machte man auf nationaler Ebene mit zwei Halbfinalteilnahmen im DFB-Pokal auf sich aufmerksam. Der Weg nach Berlin wurde jedoch vom FC Bayern München (0:2) und Eintracht Frankfurt (0:1) versperrt. Die internationale Bühne blieb somit weiterhin aus. Heute wird der Verein meist als "Fahrstuhlclub" bezeichnet, der Titel Rekordaufsteiger unterstreicht diese Behauptung. Stück für Stück arbeitet sich der Verein dieses Image allerdings ab. Die Arminia steht vor ihrer vierten Bundesligasaison in Folge, auch wenn man – wie auch die Jahre zuvor – wieder einmal als einer der Abstiegsfavoriten gehandelt wird.
Letzte Saison
Die vergangene Saison begann Standesgemäß mit einem kleinen Fehlstart. Nur 1 Punkt aus den ersten drei Spielen sollte nichts Gutes verheißen. Am vierten Spieltag war ausgerechnet noch der FC Bayern München zu Gast. Innerlich hatte man sich auf Saisonniederlage Nummer drei eingestellt, doch die Partie entwickelte sich dank Toren von Artur Wichniarek und Jonas Kamper anders als erwartet. Van Bommel hatte die Bayern schnell in Führung gebracht. Diese Führung konnte Wichniarek nach Vorarbeit von Jörg Böhme nach 25 Minuten egalisieren. In der 84. Minute legte Jonas Kamper dann seinen Grundstein zum späteren Titel als „Spieler des Jahres“. Mit einem fulminanten Freistoß überwand er Torhüter Kahn und machte den ersten Saisonsieg perfekt. Es folgten weitere erfolgreiche Heimspiele gegen Cottbus, Mainz und Aachen. Zwischen dem 6. und 13. Spieltag blieb man gar ungeschlagen. Zum Ende der Hinrunde kratzte man sogar an einem der begehrten Plätze um das internationale Geschäft.
Doch dann begannen die Unruhen um die Personalien Thomas von Heesen (Gerüchte um einen Wechsel zu Borussia Dortmund) und Heiko Westermann (Borussia Dortmund, FC Schalke 04). Es folgten elf sieglose Spiele (Spieltage 13-23), nach der Auswärtspartie beim FC Bayern München (21. Spieltag, 0:1) musste Trainer von Heesen den Stuhl räumen und für Frank Geideck, dem ehemaligen Co-Trainer Platz machen. Doch auch seine Karriere als Cheftrainer hielt nur vier Saisonspiele an (1 Sieg, 3 Niederlagen). In einer Nacht- und Nebelaktion wurde Jahrhunderttrainer (von den Fans gewählt) Ernst Middendorp verpflichtet. Mit ihm sollte der bevorstehende Abstieg noch verhindert werden. Erste Eindrücke der Besserung konnten bereits bei seinem ersten Auftritt in Aachen gewonnen werden, jedoch missglückte der Auftritt – man verlor 0:2. Es folgten unvergessliche Siege gegen Dortmund, Wolfsburg, Bremen, Leverkusen und Hannover. Nach Spieltag 33 war der Klassenerhalt perfekt. Umso leichter war die abschließende 1:2-Niederlage auf Schalke zu verschmerzen.
Die Erfolgsstory hätte beinahe ein nahes Ende gefunden. Nach der Partie in Wolfsburg (3:2) wurde Ernst Middendorp alkoholisiert und schlafend in seinem Auto vorgefunden. Doch der Vorstand stand hinter Middendorp und der Vorfall wurde schnell geklärt, sodass man sich wieder mit voller Konzentration auf das nächste wichtige Spiel vorbereiten konnte – mit Erfolg. Der 12. Tabellenplatz und der somit gesicherte Klassenerhalt wurden wieder einmal ausgiebig gefeiert.
Aktuelle Lage
Die Erwartungshaltung in Bielefeld wächst, die Euphorie ist für die sonst als störrisch bekannten Ostwestfalen groß. Die Anzahl der Mitglieder kratzt mittlerweile an der 10.000er-Grenze. Mindestens genauso viele Dauerkarten wurden bereits abgesetzt. Darüber hinaus wird derzeit eine neue Haupttribüne errichtet, die sich auch im europäischen Vergleich nicht verstecken braucht. Beste Voraussetzungen also für eine erfolgreiche Saison.
Die Mannschaft bezog abermals ihr Trainingslager in Österreich am Walchsee, wo Trainer Middendorp in guter Umgebung konzentriert sein Trainingsprogramm durchziehen konnte. In den Vorbereitungsspielen wussten die Bielefelder ebenfalls zu überzeugen. Mit einem 2:1 konnten sogar die Blackburn Rovers bezwungen werden. Im Gegenzug verlor man jedoch gegen 1860 München mit 0:1. Unterklassige Gegner wurden deutlich und zu null besiegt. Trotz alledem muss auch hier die teils fehlende Kaltschnäuzigkeit bemängelt werden. Gerade Leonidas Kampantais, der derzeit noch verletzt ist, wusste hier häufig nicht zu überzeugen. Die Verletztenliste ist glücklicherweise kurz, der angesprochene Kampantais soll schon bald wieder das komplette Training absolvieren, Rüdiger Kauf stößt im September wieder zur Mannschaft. Leichte Unruhen gab es um die Person Ahanfouf. Trainer Middendorp plant nicht mehr mit dem Stürmer, ein neuer Verein konnte jedoch noch nicht gefunden werden.
Neuzugänge
Für den nach Dortmund abgewanderten Torhüter Ziegler ließ Ernst Middendorp seine Kontakte spielen und verpflichtete Rowen Fernandez (29) von den Kaizer Chiefs, wo Middendorp zuvor als Trainer aktiv war. Fernandez zeichnet sich durch seine guten Reflexe und vor allem die Präzision in der Spieleröffnung aus.
Für die Abwehr verpflichtete man mit Oliver Kirch (Borussia M'gladbach, 24), Matthias Langkamp (Grasshoppers Zürich, 23 Jahre) und Andrej Mijatovic (SpVgg Greuther Fürth, 27) gleich drei Spieler, die aller Wahrscheinlichkeit nach auch in der Anfangsformation stehen werden. Ein besonderes Augenmerk wird hier auf Matthias Langkamp gelegt, der In der vorletzten Saison von Bielefeld nach Wolfsburg wechselte (1,3 Mio. €), sich dort aber nie durchsetzen konnte.
Als Perspektivspieler wurde der junge Shootingstar Stefan Aigner (Wacker Burghausen, 19) verpflichtet. Aigner gab in der vergangenen Saison sein Profidebut in der zweiten Liga und avancierte direkt zum Stammspieler und Leistungsträger. Mit Siyabonga Nkosi (25) verpflichtete man einen weiteren Spieler von den Kaizer Chiefs. Er wird in seiner Heimat von der Spielweise her häufig mit Michael Ballack verglichen.
Auch für den Sturm konnte man mit dem 25-jährigen Leonidas Kampantais (AEK Athen) einen weiteren Spieler verpflichten. Der Grieche erzielte in der abgelaufenen Saison in 21 Begegnungen 8 Tore. Zunächst wird sich jedoch mit einem Platz auf der Bank begnügen müssen.
Schlüsselspieler
Das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive – Radim Kucera – ist für das schnelle Spiel der Arminia ein enorm wichtiger Spieler. Zum einen soll er für die nötige Stabilität vor der Abwehr sorgen, andererseits war er in der abgelaufenen Saison mit 6 Saisontoren auch einer der erfolgreichsten Schützen in Reihen der Bielefelder. Im Sturmzentrum ist mit Artur Wichniarek, der eine überzeugende Vorbereitung spielte, ein weiterer Schlüsselspieler zu finden. Der erfolgreichste DSC-Schütze in der Spielzeit 2006/07 glänzte zudem auch als Vorbereiter. Ob sich Ioannis Masmanidis auch zu einem solch wichtigen Spieler entwickeln wird, ist noch offen. Der ehemalige Karlsruher spielt nun endlich auf seiner favorisierten Position und hat von Middendorp die Freiräume zugesprochen bekommen, die er benötigt. Nun liegt es an Masmanidis (trägt seit dieser Saison die Nummer 10), das geschenkte Vertrauen in gute Leistungen umzusetzen.
Taktik
Auch in der kommenden Saison setzt Ernst Middendorp auf sein bewährtes 4-4-2. Im Tor steht zunächst Mathias Hain, jedoch spielte Neuzugang Fernandez eine sehr gute Vorbereitung und hat wahrscheinlich nur aufgrund der Kapitänsbinde am Arm Hains nicht den Vortritt erhalten. In der Abwehr könnte der größte Umbruch stattfinden. Auf der linken Seite hat Tobias Rau die Nase vorn. Bereits zum Ende der abgelaufenen Saison hatte Markus Schuler seinen Stammplatz an den ehemaligen Nationalspieler verloren. Die Innenverteidigung setzt sich aus dem Westermann-Nachfolger Mijatovic und Heimkehrer Matthias Langkamp zusammen. Auch der rechten Seite sieht es ebenfalls nach einer Wachablösung aus. Der aus Gladbach gekommene Kirch wird wohl Bernd Korzynietz beerben.
Im Mittelfeld lässt Middendorp mit einer Raute spielen. Über links soll weiterhin Jörg Böhme Druck ausüben, jedoch ist man weiterhin an Hawar Mohammed interessiert, der ebenfalls auf dieser Position spielen könnte. Vor der Abwehr wird Radim Kucera auflaufen, der eine bärenstarke letzte Saison spielte. Youngstar Robert Tesche, seines Zeichen Lieblingsspieler von Ernst Middendorp (dieser warf ihn in der abgelaufenen Saison gegen Borussia Dortmund ins kalte Wasser), soll über den rechten Flügel für ausreichend Schwung sorgen. Auf der Spielmacherposition wird Ioannis Masmanidis gesetzt sein, der unter Middendorp regelrecht aufblüht.
Um die zwei zu vergebenen Plätze im Sturm streiten sich Artur Wichniarek, Sibusiso Zuma, Christian Eigler und Leonidas Kampantais. Die beiden erstgenannten haben die besten Karten und werden wahrscheinlich zum Saisonauftakt beim VfL Wolfsburg auf Torejagd gehen. Auch ein mögliches 4-3-3 ist vorstellbar und schnell umzusetzen. Hier würde dann Edel-Joker Jonas Kamper in die erste Elf rutschen.
Stärken & Schwächen
Mit Heiko Westermann verlor man die Stütze der Innenverteidigung. Der schnelle und kopfballstarke Abwehrspieler hinterlässt eine Lücke in der Defensive, doch mit Mijatovic steht sein Nachfolger bereits in den Startlöchern. Als große Stärke ist der Zusammenhalt der Mannschaft hervorzuheben, ebenso die Breite des Kaders. Dies könnte sich jedoch auch als vermeintliche Schwäche erweisen. Sollten Spieler, die sich einen Stammplatz erhofften, wenig oder gar nicht zum Einsatz kommen, könnte es schnell zu Unruhen kommen. Dass eben solche Kleinigkeiten erheblichen Einfluss auf das sportliche Geschehen haben können, ist bekannt. Die Unruhen der vergangenen Saison um die Person Heiko Westermann unterstreichen dies.
Ebenfalls bedenklich ist die Abschlussschwäche, mit der sich die Bielefelder im Grunde seit Jahren durch die Saisons quälen. Ob diese abgestellt werden kann, ist noch nicht absehbar, obwohl man nominell im Sturm mit Wichniarek, Zuma, Eigler und auch Kampantais gut aufgestellt ist.
Prognose
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