So Leute, nun endlich auch mal meine Arminen-Geschichte.
Mein erstes Spiel auf der Alm war gleich ein besonders wichtiges und - natürlich - besonders trauriges: man schrieb das Jahr 1985, genauer den 17. Juni 1985. Kenner der Historie werden sich bereits mit Entsetzen in ein einsames Eck verkriechen, um den dunklen Erinnerungen zu entfliehen. Für die Jüngeren unter uns: am 17.6.85 gastierte der 1. FC Saarbrücken auf der Alm, um das Rückspiel der Relegation für die 1. Bundesliga auszutragen. Arminia als 16. der 1. Liga hatte im Vergleich mit Saarbrücken als 3. der 2. Liga die Chance, dem drohenden Abstieg zu entgehen. Das Hinspiel hatten unsere Blauen mit 0:2 verloren und waren somit in Zugzwang. Halb Bielefeld hatte sich aufgemacht (naja, so in etwa; aber die Alm war mit damals 34.500 Zuschauern ausverkauft), darunter auch ich im zarten Alter von knapp 6 Jahren, im Schlepptau meines Vaters und meines großen Bruders. Leider verlief das Spiel nicht so wie erhofft und Arminia kam über ein 1:1 nicht hinaus. In diesem Moment stand fest, dass die Blauen das Oberhaus (für insgesamt 11 Jahre, wie sich später herausstellte) verlassen mussten.
Unterm Strich kann ich mich aber nur noch an die allgegenwärtige Traurigkeit in dieser düsteren Stunde erinnern. Im Gegensatz zu den meisten von Euch habe ich keine wirklichen Erinnerungen an Stimmung, Spiel oder Bierstände des ersten Almbesuches...
Vielleicht war ich einfach noch eine Nummer zu jung, um den Reizen der Alm zu erliegen...
Nun ja, die anschließenden Zweiltligajahre habe ich - wenn überhaupt... - nur aus weiter Ferne miterlebt.
Erst als ein junger und ehrgeiziger Trainer namens Ernst Middendorp eine noch jüngere, aber äußerst hungrige Mannschaft in das Aufstiegsrennen der Oberliga Westfalen schickte, flammte mein Interesse wieder auf, um im darauffolgenden Jahr (89/90, das nach dem Trauma von Rheine) lichterloh zu brennen. Man denke nur an das 6:1 gegen den einzigen halbwegs ernsthaften Konkurrenten aus Paderborn...*schwärm*
Für die Aufstiegsrunde musste mein Vater mir dann auch prompt die "Aufstiegsrunden-Dauerkarte" erstehen. Leider hat es - bis auf einen Sponsoren-Gummi-Ball - zu keinem zählbaren Ergebnis geführt: Arminia wurde nur Dritter und musste somit ein weiteres Jahr in der Oberliga spielen.
Die folgenden Jahre liefen für mich wie für die meisten von Euch: jedes Jahr große Hoffnungen, dass Arminia endlich, endlich den Aufstieg in die 2. Liga schaffen würde und jedes Jahr die Enttäuschung, das die Prxx, Verl, Sölde oder sonst ein Club ohne Bedeutung mal wieder besser war.
Die Sache änderte sich erst dann schlagartig, als Rüdi "Überbiss" Lamm auf den Plan trat, Großes zu erreichen. Flugs ein paar BL-Rentner mit Küchenvertreter-Verträgen gelockt und schon konnte ich ein Jahr später mit 15.000 anderen Arminen das 4:0 in Neunkirchen und den damit verbundenen Aufstieg in die 2. Liga auf dem Rathausplatz feiern. Ganz groß.
Noch immer feuchte Augen bekomme ich bei der Erinnerung an das Rückspiel gegen den ärgsten Konkurrenten Rot-Weiß Essen: auf der mal wieder ausverkauften Alm (damals aber offiziell nur 18.500 Zuschauer) putzte Arminia den vermeintlichen Aufstiegsanwärter aus dem Pott mit 4:0 durch Tore von Aufstiegsgarant Armin Eck (dieser Drehschuss zum 1:0... ), Bode (Solo von Mittelline) von Heesen und Tumani. Was für ein Tag!!
Mit dieser Regionalliga-Saison war es um mich endgültig geschehen: nachdem die launische Schöne mich mehrmals mit ihren Reizen gelockt hatte, um mir dann doch einen Korb (in Form von herben Niederlagen und zerplatzten Träumen von Zweitklassigkeit) mitzugeben, genoss ich nun das neue Glück in vollen Zügen: na klar, eine Dauerkarte musste her!!
Diese Dauerkarte blieb nicht allein: bis zu meinem studienbedingten Umzug von Bielefeld nach Heidelberg genehmigte ich mich alljährlich eine. Und so verloren man sich als Arminia-Fan in der Welt manchmal vorkommen mag: überall lauen ähnlich krude Gestalten. Einer der ersten Menschen, die ich in Heidelberg kennen lernte, kam ursprünglich aus Enger und war selbstverständlich Armine...
Mit diesem Leidensgenossen erlebte ich erneute Hochs und Tiefs wie das 1:4 in Mainz (Rote Karte für Ansgar) und (wenn auch nur am Fernseher) das 3:2 gegen Hannover. Am Ende stand ein erneuter Aufstieg und für mich ein Umzug in noch weitere Ferne: zum Auslandsjahr nach Barcelona.
Dort erlebte ich den Abstieg hauptsächlich via Internet mit. Und obwohl man das Nou Camp in Barcelona gemeinhin als eines der beeindruckendsten Stadien der Welt bezeichnet, muss sich die Stimmung auf der Alm nicht verstecken.
Während die Saison mal wieder mit einem Abstieg endete, konnte ich wenigstens einen persönlichen Erfolg verbuchen: mein englischer Mitbewohner Steve war nach vielen Stunden gemeinsamen Leidens um Arminia und Sheffield Wednesday zum wahren Glauben bekehrt...;)
So gingen die Jahre ins Land, bis mit Uwe Rapolder der Trainer nach Bielefeld kam, der uns eine Saison brachte, wie ich sie noch nie erlebt hatte: toller Fußball, Klassenerhalt lange vor Saisonende gesichert (gut, rechnerisch noch nicht) und DFB-Pokal-Halbfinale erreicht. Fragt sich nur, wann der Wecker klingelt und der Blick in die Zeitung bestätigt, dass Arminia sich weiterhin unter Benno Möhlmanns Leitung in Liga zwei befindet...
Das war meine Geschichte. Okay, ich bin ein wenig übers Thema hinausgeschossen, aber ich hoffe, ich habe Euch nicht zu sehr gelangweilt. Seid bloß froh, dass Ihr nicht meine Enkel seid: was die sich eines Tages anhören müssen..."jaja, Opa, Arminia, genau..."
Fritze