Original von Düsseldorf_Armine
Bei allen taktischen Fehlern, fehlender Abläufe und so weiter, was dem Trainer vorgeworfen werden muss, bleibt doch die entscheidende Frage. Warum müssen Spieler, erwachsene Männer, für so ein Spiel vom Trainer besonders motiviert werden?
Wieso schaffen es (fast) die gleichen Spieler, Sankt Pauli zumindest mit Leidenschaft zu besiegen und spielen dann ein Spiel später so, als wären sie als Kinder in einen Topf mit Valium gefallen?
Man konnte Gerstner an der Seitenlinie doch sehen, er hat nicht verlangt, dass die so spielen.
Die Zeit scheint vorbei, Gerstner verteidigen zu können, denn das Spiel war ein Offenbarungseid. Doch die große Befürchtung ist, dass es nicht allein die Schuld des Trainers ist. Irgendwas im Gesamtkonzept läuft nicht. Der Verein befindet sich in einer sehr gefährlichen Abwärtsspirale, die von einer extrem negativen Grundstimmung befeuert wird.
Daran sind auch wir Fans schuld. Bevor mir dieser Satz um die Ohren gehauen wird, möchte ich es nochmal betonen, ich meine auch, nicht ausschließlich.
Aber man muss sich auch mal in die Situation der Spieler gestern versetzen. Die sind ja auch nicht blöd und bekommen mit, was so passiert. Die Mannschaft findet bei Heimspielen derzeit wahrlich keine Wohlfühlatmosphäre vor, im Gegenteil. Natürlich hat sie zu einem großen Teil selbst dafür gesorgt, aber das ist nicht der Punkt. Die Spirale dreht sich dadurch dennoch weiter nach unten. Spieler spielen schlecht, die Fans sind sauer, die Spieler werden verunsichert und spielen noch schlechter, Fans werden noch übler gelaunt und so weiter. Das mal als ganz simple Zusammenfassung dessen, was in den letzten Spielen passiert ist.
Kommt man da noch raus? Vermutlich nicht, denn selbst Erfolgserlebnisse wie der Sieg gegen Pauli helfen nicht, weder befreit es die Mannschaft, noch die Fans. Es springen keine Funken, nicht von den Spielern zur Tribüne und auch nicht zurück.
Das sind dann wohl die Situationen, in denen "Feuerwehrmänner" engagiert werden. Trainer, die einfach irgendwas anders machen, Krusten aufbrechen. Ob ein Rapolder so ein Trainer wäre, ich weiß es nicht, bezweifle es aber ein wenig.
Ich denke weiterhin nicht, dass Gerstner generell ein schlechter Trainer ist, aber scheinbar ist Arminia seit Jahren auch fast unmöglich zu trainieren. Irgendwie hat es doch mit keinem der letzten Übungsleiter wirklich funktioniert, so funktioniert, dass auch die Fans wirklich überzeugt waren.
Aber die aktuelle Situation scheint so verfahren, dass Gerstner keine Lösungen, er probiert viel, aber es wird nicht angenommen.
Um der Spirale zu entkommen, muss daher vermutlich ein neuer Trainer her, auch wenn das in Bezug auf die Fans ein wenig etwas von Opferlamm hat, um die Massen zu beruhigen. Es wäre erneut ein Erfolg der "Hauptsache raus" Fraktion. Wir müssen uns mal überlegen, wie vieler Leute Köpfe hier in letzter Zeit gefordert wurden: Dammi, Gerstner, der Aufsichtsrat, Schwick, Frontzeck, Geideck, Kentsch, Saftig, die Liste ließe sich fast unentlich fortsetzen, ohne weit in die Vergangenheit gehen zu müssen. Das ist eine Entwicklung, die ganz klar in die falsche Richtung geht.
Also alle raus, neue Leute rein und in einem Jahr läuft es wieder nicht und das Spiel geht von vorne los?
Ehrlich gesagt bin ich derzeit von allem ein wenig desillusioniert. Ich befinde mich in einer Stadt, die zu ihrem Fußballverein ebenfalls eine seltsame Haß-Liebe pflegt und bekenne mich so oft es geht als Fan von Arminia Bielefeld. Manchmal frage ich mich wirklich, warum, denn in Tagen wie diesen gibt es dafür eigentlich keinen Grund, schlimme Stimmung im Umfeld, schlimme Stimmung im Stadion, schlimme Spielweise, alles schlimm.
Lassen wir den Verein doch einfach sterben, wer würde ihn wirklich vermissen, dann können wir uns endlich anderen, schöneren, Sachen widmen, vielleicht mal ein Buch lesen, Bayernfan werden, was weiß ich.