Alemannia - Fenerbahce 0 : 0
Das war schon fast Europapokal-Atmosphäre, was über achttausend Fans am frühen Sonntagabend auf dem Tivoli gesehen und erlebt hatten. Trotz drückender Hitze zeigten beide Mannschaften ein flottes Spiel, lediglich die Tore fehlten und so trennten sich beide Mannschaften mit einem gerechten 0:0.
Einen echten Test hatte Cheftrainer Jörg Berger versprochen und dementsprechend eine starke Mannschaftsaufstellung präsentiert. Zwar sagte der Coach im Vorfeld der Partie, dass man deshalb keine Rückschlüsse auf den Saisonbeginn ziehen könne, doch eine gewisse Tendenz konnten die Fans dann doch schon erkennen.
Gut achttausend Zuschauer wollten den internationalen Vergleich sehen und die Fans verteilten sich ungefähr gleich stark auf beide Lager. Von Beginn an spielen beide Mannschaften ohne großes Vorgeplänkel nach vorne, wobei die Schwarz-Gelben nach elf Minuten die erste Chance verzeichnen konnten. Daniel Gomez hatte sich auf rechts schön im Zusammenspiel mit Erik Meijer durchgesetzt, konnte in die Mitte flanken, doch da kam Kai Michalke einen Schritt zu spät und Umit Özat konnte so gerade noch abwehren.
Im Gegenzug dann direkt die erste gefährliche Szene vor dem Aachener Tor. Tuncay Sanli konnte im Mittelfeld von zwei, drei Alemannen nicht entscheidend gestört werden und bediente Marlo Aurelio, der aber mit seinem Flachschuss das Tor um Zentimeter verfehlte. Warum die Bezeichnung Freundschaftsspiel inzwischen immer mehr dem Begriff Testspiel gewichen ist, zeigten nicht nur die folgenden Minuten, sondern eigentlich das ganze Spiel. Besonders Daniel Gomez und Thierry Bayock bekamen jetzt die "internationale Härte" zu spüren und Schiedsrichter Peter Henes hatte alle Hände voll zu tun, das Spiel unter Kontrolle zu halten.
Was sonst noch auffiel in der ersten Halbzeit? Die Kopfballstärke von Erik Meijer, der in vielen Szenen den Ball geschickt verlängern und ablegen konnte (bedarf allerdings noch weiterer Abstimmung). Und bei Fenerbahce die Nummer 10, Tuncay Sanli, der einen viel gefährlicheren Eindruck machte als der mit Spannung erwartete Pierre van Hoojdonk, der bei Alexander Klitzpera in besten Händen war.
Auch in der zweiten Halbzeit setzten beiden Teams das gute Spiel fort. In der 52. Minute verpasste Erik Meijer eine tolle Flanke von Stefan Blank nur ganz knapp, der Rettungsversuch landete fast als Eigentor im türkischen Kasten, auf der anderen Seite strich ein Kopfball von Sergej Rebrov nach einer Sahin-Flanke nur wenige Zentimeter am rechten Pfosten vorbei (58.). Dann stand Stephan Straub zweimal im Brennpunkt des Geschehens, denn zweimal tauchte der schon erwähnte Tuncay Sanli alleine vor ihm im Strafraum auf. Doch unser Keeper war in beiden Szenen glänzend auf dem Posten und rettete famos. Die seit Jahren bekannte Abschlussschwäche türkischer Mannschaften wurde wieder einmal offensichtlich. Die letzte Chance im Spiel hatte der alte und neue Kapitän der "Men in Black", die zum ersten Mal in der neuen Spielzeit mit der neuen schwarzen Kluft antraten, Karlheinz Pflipsen. Gästekeeper Relep Biler konnte eine Flanke nur bis zur Strafraumgrenze wegfausten und Kalla zog aus der Drehung direkt ab. Doch der Torwart von Fenerbahce wehrte den Nachschuss glänzend zur Ecke ab und holte sich in dieser Szene den verdienten Applaus selbst eines Erik Meijer ab.
So endete das Spiel mit einem gerechten Remis, von dem Jörg Berger später meinte, dass es auch 2:2 oder 3:3 hätte ausgehen können. "Für uns war es ein wichtiges Spiel mit wichtigen Hinweisen für die nächsten Tage", meinte unser Trainer. "Unsere Mannschaft ist auf dem Weg sich zu finden und für die Hitze und für diesen Zeitpunkt in der Vorbereitung war es ein gutes Spiel."
So sah es auch Christoph Daum, der ständig umlagert war von einer Schar Journalisten und Kameras. "Es war eine tolle Kulisse und eine gute Stimmung im Stadion. Sicher hätten auch Tore fallen können, doch ich bin mit der Leistung zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung zufrieden. Trotz der hohen Temperaturen war es ein Spiel mit hohem Tempo, lediglich dem letzten oder vorletzten Pass fehlte die Genauigkeit." Doch der Fenerbahce-Trainer weiß auch genau, dass es schwer werden wird, diese Mannschaft wieder auf die europäische Bühne zurückzuführen und so versprach er den zahlreichen türkischen Journalisten und Fans. "Eventuell werden wir in den nächsten Tagen noch den einen oder anderen Neuzugang präsentieren." In dem Moment meinte man, Jörg Berger ein klein wenig neidisch herübersehen zu können.
Das Fazit der meisten Zuschauer war aber eindeutig: "Das Spiel machte Lust auf mehr ..."
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Statistik:
Mannschaftsaufstellung :
Alemannia:
Straub
Landgraf, Klitzpera (ab 83. Brinkmann), Lanzaat, Blank
Bayock (ab 66. Mbwando), Pflipsen, Grlic, Michalke (ab 61. v.d. Luer)
Gomez (ab 66. Krontiris), Meijer
Fenerbahce:
Biler
Luciano (ab 61. Arat), Akyel, Özat, Sahin
Albayrak, Sanli, Aurelio (ab 76. Bayraktar), Sentürk (ab 46. Rebrov)
van Hoojdonk, Aslan (ab 76. Simsek)
Zuschauer : 8.012
Schiedsrichter : Peter Henes (Herdecke)
Tore : keine
gelbe Karte : Alemannia :
Meijer (66.)
Fenerbahce :
Akyel (31.), Aslan (41.), Arat (63.)
Eckbälle : Alemannia - Fenerbahce 2 : 8 (0 : 3)
Und was Erik Meijer nach dem Spiel noch gesagt hat, wollen wir natürlich keinem unserer Fans vorenthalten: "Es war ein sehr lebendiges Spiel, bei 35°C war damit gar nicht zu rechnen. Wir haben hier gegen eine Klassemannschaft mit van Hooijdonk, Rebrov und ein paar türkischen und brasilianischen Internationals gespielt. Da kann man als Alemannia Aachen zufrieden sein, wenn man gegen diese Leute ein Unentschieden hält. Sicher hätten wir gerne ein Tor gemacht, aber es hat ein bisschen Glück gefehlt. Pierre hat keins gemacht, ich habe auch keins gemacht, also 0:0. Seine gefährlichen Freistösse habe ich alle abgewehrt, einen mit der Hand, einen mit dem Kopf. Nach Punkten habe ich gewonnen."