Gönner `s Analyse der Relevanz der AfD-Politik für die großen Herausforderungen der Gegenwart ist nur zu unterschreiben. Allerdings stößt diese Analyse und andere Analysen hier (mich eingeschlossen) nicht in den Kern des Selbstverständnisses der AfD vor. Was jedenfalls den rechtsextremen Teil der Partei um Höcke und seine Spin-Doktoren Kubitschek und die Identitäre Bewegung betrifft, muss man feststellen, dass diese über eine völlig andere Wirklichkeitsbeschreibung und entsprechende Problemwahrnehmung verfügen. Damit meine ich nicht nur, dass sie den Klimawandel leugnen. Ihr Denken kreist um ganz andere Dinge und Werte (rein deskriptiv gesprochen). Da geht es um die Bedrohung des Volkes durch eine wahrgenommene biologische und kulturelle Vermischung durch Migration aber auch durch global-kulturelle Gleichschaltung (Amerikanisierung, einschl. Wokeness und Genderismus), die jahrtausendealte Identitäten zerstört. Hinter diesen wahrgenommenen Bedrohungen verblassen sämtliche Herausforderungen wie die Digitalisierung. Das ist eine vollkommen imkompatible Denkweise, die sich bei den Völkischen in der AfD keinesfalls nur auf ein Retro-Lebensgefühl reduzieren lässt.
Es ist keine Frage, dass ich das für schwachsinnig halte. Aber man muss erstmal kapieren, wie die Anderen wirklich ticken, bevor man sich fragt, wie man damit umgehen kann.
Mit diesem extremen Teil in der AfD gibt es m.E. 0 Diskurs-Chancen. Man muss die isolieren und versuchen, diejenigen AfD-Wähler und nach Möglichkeit auch AfD-Mitglieder, die ideologisch nicht so ticken, von denen zu trennen.
Siehst Du denn auf der anderen Seite die Bedrohung unserer Werte durch ungebremste Zuwanderung von jungen Männern, die biografisch, kulturell und religiös geprägt im großen Stil Frauenverachtung, Antisemitismus und Bereitschaft zur religiösen Radikalisierung und Fanatismus mitbringen? Oder ist das auch nur eine "wahrgenommene" und keine reale Bedrohung?