Irgendwie kann man dem Owo nie so richtig böse sein!
Focus von heute:
In seiner FOCUS-WM-Story erzählt Patrick Owomoyela, was er ganz persönlich von der WM 2006 erwartet.
Meine letzten zweieinhalb Jahre als Fußballprofi habe ich wie einen wunderschönen Traum erlebt. Und ehrlich gesagt, am liebsten würde ich erst am späten Abend des 9. Juli wieder daraus aufwachen – in der Nacht nach dem Finale der Weltmeisterschaft 2006.
Und – Entschuldigung für meinen unbescheidenen Wunsch – mit dem Goldpokal in meinen Händen. Doch der Reihe nach. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich in meinem ersten Profijahr mit meinem damaligen Club Arminia Bielefeld im Mai 2004 mit dem Mannschaftsbus zu unserem vorletzten Zweitligaspiel nach Osnabrück gefahren bin. Im Gepäck die Chance, den Aufstieg in die erste Liga perfekt zu machen. Wir haben ein 0:0 erkämpft und damit die vorzeitige Qualifikation für die Bundesliga gepackt.
Feuchtfröhliches Vergnügen
Die Heimfahrt war ein kurzes, aber relativ feuchtfröhliches Vergnügen, das natürlich nicht mit der Ankunft zu Ende war. Am nächsten Morgen hatte ich komischerweise keinen Kater, sondern war einzig von unglaublicher Vorfreude und Euphorie beseelt. Von der neuen Saison an würde ich also in den tollsten Stadien unseres Landes auflaufen, gegen die Stars von Bayern München, Borussia Dortmund, im Weserstadion oder auf Schalke kicken. Ein Riesending für mich, der bis 2003 für Paderborn noch in der Regionalliga gespielt hatte, der als Hamburger Teenager lange nicht wusste, ob er sein Glück als Basketballer, Eishockey-Crack oder eben als Fußballer versuchen sollte.
War genervt von mir
Im dem darauf folgenden zehntägigen USA-Urlaub während der Sommerpause waren meine beiden Freunde, die mich auf diesem Kurz-Trip begleiteten, denn auch leicht genervt von mir. Ich war so heiß auf Liga eins, dass ich, entgegen meinen sonstigen Urlaubsgewohnheiten, nicht aufs Training verzichten wollte. Aber wie gute Freunde so sind, sie zeigten Verständnis und begleiteten mich bisweilen in die Folterkammern der US-Fitnessgurus.
Mit dem Start der Saison im August 2004 kam ich mir dann vor wie auf einem Zug, der unaufhaltsam schneller rollt und auf dem auch ich immer schneller und, wie andere meinen, auch besser geworden bin. Nach nur einem halben Jahr in Liga eins wurde ich im Dezember 2004 in die Nationalmannschaft berufen und feierte auf der Asienreise beim 3:0 in Japan mein Debüt. Irgendwann 2005 kam dann die Anfrage aus Bremen, ob ich mir nicht vorstellen könnte, bei Werder ... Und schwups, war bald darauf der Wechsel perfekt. Die nächste Herausforderung für mich binnen kürzester Frist. Nun bei einem europäischen Top-Team.
Voller Zuversicht
Und jetzt steht die WM im eigenen Land an – wo soll diese Hochgeschwindigkeitsfahrt bloß für mich enden? Ich bin wie immer in meinem Leben voller Zuversicht, zumal ich in Bremen perfekte Bedingungen habe, um an meinen Qualitäten zu feilen. Wir spielen in der Bundesliga um den Titel mit, stehen in der K.-o.-Runde der Champions League, und mit jedem Spiel auf Top-Level gewinnst du an Sicherheit und Selbstvertrauen.
Summa summarum, alle Rahmenbedingungen stimmen. Wille und Ehrgeiz sind unbändig. Deshalb bleibt auch mein Motto: Bitte nicht wecken vor dem 10. Juli 2006. Ich träume vom Titel ...