Wo es hier nun schon um die bundesweite Dialogbereitschaft geht: Im Moment liegt es nicht an den Fans, dass der Dialog nicht zielorientiert stattfindet.
Über den Dialog gäbe es reelle Aussichten, vor Ort einzelfallgeprüfte (also von zuständigem Sicherheitsbeauftragten, Verein, Ordnungsdienst, Polizei, Feuerwehr etc. des jeweiligen Spiels, bei dem eine Pyroaktion von Fans/Fanbeauftragten beantragt wird) Pyroaktionen auch aus DFB- Sicht zu genehmigen.
Eine solche Genehmigungsfähigkeit braucht natürlich einige wichtige Voraussetzungen, zum Beispiel an das eingesetzte Material, die Personen, die die Aktion durchführen und die räumlichen Gegebenheiten. Diese Voraussetzungen wurden auch im Dialog mit den Verbänden von den beteiligten Fanorganisationen sehr detailliert berücksichtigt.
Die öffentliche Erklärung der Verbände, der Dialog sei beendet, ohne dies zuvor mit den beteiligten Fangruppen besprochen zu haben, hat ein Fass aufgemacht, das ein Zurückkehren zum sachlichen Dialog extrem schwer macht - das bezieht sich dabei nicht nur auf den Pyrodialog, sondern insgesamt auf das Vertrauen in Zusagen und allgemein Gespräche mit Verbandsvertretern. Das hier auseinanderzunehmen, führt allerdings zu weit.
Die Vorschläge der "Fanseite", Fans durch ausgebildete Feuerwerker zu schulen, eventuell auch ausgebildete Feuerwerker vor Ort zu haben, den Bereich, in dem Bengalfackeln gezündet werden, ausschließlich für die Personen zu öffnen, die in die Aktion aktiv involviert sind und je einen Sandeimer für jede Person bereitzustellen, damit bei eventuellen Störungen sofort gelöscht werden kann bis hin zu der Überlegung, von einem Hersteller eine speziell für Sportgroßveranstaltungen geeignete Bengalfackel entwickeln zu lassen (hell genug, weniger Rauchentwicklung und geringere Hitze) zeigen deutlich, dass es sehr wohl verantwortungsbewußte Kräfte in dieser Debatte gibt und dass Lösungen nicht ausgeschlossen sind.
Der ganz große Vorteil wäre, dass bei möglichen Genehmigungen der illegale Umgang vermieden werden kann (auch von den Fangruppen selbst) und damit für alle Beteiligten die Sicherheit verbessert wird. Das Vermischen von Pyrotechnik, Gewalt, Randalen auf der einen Seite und ureigenen Interessen von Polizeigewerkschaften (u.a. Budget/Personalaufstockung), Medien und Politik machen eine für die direkt Beteiligten sinnvolle Lösung deutlich schwerer, als wenn zielorientiert in der Sache diskutiert werden könnte.
Auch für die Vereine ist es mitunter extrem schwer, eine Balance zu finden. Chemnitz zum Beispiel unterstützt die Kampagne "Pyrotechnik legalisieren" aktiv, da in dem dortigen Stadion alle Vorausstzungen für legale Aktionen vorhanden wären und die Strafen für den Verein vermieden werden könnten, wenn der DFB zulassen würde, dass Chemnitz einzelfallgeprüfte Genehmigungen ausstellen bzw. beim DFB beantragen kann.
Lösungen, die im Stadion tatsächlich Aussicht auf einen kontrollierbaren Umgang haben, können jedoch nur im Dialog gefunden werden. Selbst wenn der aktuell laufende Protest der Kampagnenunterstützer allen verdeutlicht, dass durch Verbot allein die Problematik kaum gelöst werden kann, ist der öffentliche Druck auf Verbände und Vereine so groß, dass sie Schwierigkeiten haben, eine Rückkehr an den Tisch vor der empörten Masse zu rechtfertigen - selbst wenn es objektiv gesehen der erfolgversprechendste Weg ist.
Im Kern bleibt, dass die letzten Wochen für die Organisationen nicht der gewünschte Ligaalltag ist und dass die Möglichkeit einer Lösung nicht endgültig begraben werden sollte - dass eben die Verbände an den Tisch zurückkehren sollen, um sachlich einen Weg aus dem Konflikt zu suchen. Das hat dann auch nichts mit "Einknicken vor Idioten" oder ähnlichem zu tun, sondern einfach mit dem Interesse an mehr Sicherheit im Stadion.