Nach den neusten Ermittlungen der Polizei, war es wohl doch kein Rennen was an der Herforder zu dem schrecklichen Unfall geführt hat.
Hier der Bericht von NW-News
"BIELEFELD: "Kein Motorengejaule gehört"
Polizei und Staatsanwalt: Zum Unfallzeitpunkt fuhren Beteiligte nicht gegeneinander
Bielefeld. Alles nur ein ganz normaler Unfall? Nachdem Polizei und Staatsanwaltschaft die Zeugen befragt und ein Gutachter mit den sichergestellten Autos die Unfallsituation nachgestellt hat, sind sich die Ermittler nun relativ sicher, dass der tödliche Unfall am Karfreitag an der Herforder Straße nicht aus einer Rennsituation heraus entstand. Oberstaatsanwalt Harald Krahmüller: "Noch ist das für uns ein normaler Unfall."
Der Unfall hat sich laut Bielefelds oberstem Polizisten, Uwe Flöß, so ereignet: Stadtauswärts auf der Herforder Straße fahren vier Autos mit jeweils 50 Stundenkilometern, auf der linken Spur ein noch unbekanntes, dahinter der orangefarbene Opel Corsa und hinter diesem ein schwarzes BMW Cabrio. Rechts fährt ein silberfarbener BMW.
Hinter dem Unbekannten (eventuelll ein Passat) fährt bereits seit einigen Sekunden der Corsa, mehrfach soll er aufgeblendet haben. Dann zieht der Corsa nach rechts, wo die Lücke aber zu eng ist und er vom silberfarbenen BMW am Heck berührt wird. Corsa-Fahrer Ralf* (21) verliert die Kontrolle und fährt in eine etwa 70-köpfige Menschenmenge – eine 25-jährige Gütersloherin stirbt, ihr Freund und weitere acht Menschen werden schwer verletzt.
Anders als bisher vermutet rammt der 19-jährige Göktan* im BMW-Cabrio den Corsa nicht. Polizist Flöß: "Nach dem Unfall gab es ein Riesenchaos, da sind den Zeugen wohl die beiden BMW durcheinander gegangen."
In Internet-Foren hatten ein Insasse des silberfarbenen BMW und Cabrio-Fahrer Göktan* darauf hingewiesen, dass es weder ein Rennen noch eine Kollision zwischen Cabrio und Corsa gegeben habe.
Ungeklärt ist bisher, ob Ralf und Göktan zuvor ein Rennen gefahren hatten und nur aufgehalten worden waren. Auch, ob Ralf sich vor den silberfarbenen BMW quetschte, um sich der Menschenmenge zu zeigen, ist offen. Flöß: "Dass sie vorher Rennen gefahren sind, kann ich nicht ausschließen." Krahmüller: "Der Corsa mag zwar etwas auffällig gefahren sein, im Zweifel heißt es bei uns aber ,zu Gunsten des Beschuldigten’". Mutmaßen "kann man viel bei dieser Konstellation".
Sowohl Corsa- als Cabrio-Fahrer haben ihre Führerscheine zurückerhalten. Der Cabrio-Fahrer, weil er rechtlich nicht als Unfallbeteiligter gilt. Der Corsa-Fahrer, weil weder überhöhte Geschwindigkeit noch besondere Rücksichtslosigkeit vorliegen. Polizist Flöß: "Beim Corsa-Fahrer prüft der Staatsanwalt noch – der junge Mann ist aber bisher ein unbeschriebenes Blatt, keine Punkte in Flensburg, nichts."
Derweil bemüht sich die AutoSzene um Schadensbegrenzung. Samstag hatte die "Tuning-Scene-Bielefeld" einen Auto-Korso zur Unfallstelle organisiert (mit Schweigeminute), nun soll gespendet werden.
Martin Schilling, er leitet das Internet-Forum der "Tuning-Scene" gibt das Motto vor: "Illegale Rennen – Nein danke." Beim traditionellen "Tuning Day" vom 16. bis zum 17. Juli (2004: 900 Autos, 3.000 Besucher) am Gleisdreieck solle ein Euro mehr Eintritt genommen werden – "entweder übernehmen wir für ein Jahr die Grabpflege oder spenden es Bethel".
Der 31-jährige Monteur kritisiert Rennen scharf, gibt aber zu: "Keiner von uns ist der liebe Gott – mal ein Sprint in den ersten Gängen, das ist doch normal." Dass der Karfreitagunfall Folge eines Rennens war, hält er für unwahrscheinlich: "Keiner hat Motorengejaule gehört."
Bielefeld mit seinen breiten Ausfallstraßen sei in der Szene eine "große Nummer". Schilling: "Die Polizei kriegt nicht alles in den Griff" – weil die Szene die Zivilstreifen kenne, sich über Blitzer per Handy informiere. "Die müssen sich schon besser verstecken." Er und seine Kumpels wollten künftig mit der Polizei zusammenarbeiten – "denn eigentlich wollen wir doch nur über Motoren und Tuning sprechen".