"Vorgaben nicht verhandelbar"
INTERVIEW: Roland Kentsch zum Stadionausbau
Quelle: nw-news.de
Bielefeld (cos). Im Sommer will der DSC Arminia eine neue Osttribüne bauen, der Endausbau seines zu drei Vierteln fertigen Stadions. Im Interview mit dem Arminia-Magazin Halb Vier beschreibt Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch den Stand der Dinge.
Vor zwei Monaten hat der DSC das "Projekt Stadionausbau" vorgestellt. Was ist seitdem passiert?
ROLAND KENTSCH: Wir haben beim Bauamt eine Bauvoranfrage gestellt. Es sieht so aus, als sei in Kürze mit einem positiven Vorbescheid zu rechnen, der dann auch den Anwohnern zugestellt wird. In einem zweiten Schritt werden wir aus der Voranfrage einen formellen Bauantrag stellen, damit das Bauamt das Erforderliche auf den Weg bringen kann, ohne dass wir weitere Zeit verlieren.
Mit den Anwohnern gab es die ersten Gespräche.
KENTSCH: Das Bauamt hat die Anwohner über das Vorhaben und über das Verfahren informiert. Natürlich gibt es in einigen Punkten auf Seiten der Anwohner anders gelagerte Interessen, so dass wir in Kürze in weitere Gesprächsrunden gehen werden.
Es scheint, als gäbe es Missverständnisse bezüglich der vorgestellten Pläne.
KENTSCH: Hinsichtlich der Tribünenhöhe ist ein unrichtiger Eindruck entstanden. Korrekt ist, dass wir zur Melanchthonstraße hin die jetzige Höhe von 22 Metern einhalten werden. Das Dach ist so konzipiert, dass es zum Stadioninneren hin eine Höhe von 26 Metern erreichen wird. Das hat vor allem statische Gründe. Sonst bestünde nicht die Möglichkeit, diesen Teil offen und modern als freitragende Konstruktion zu gestalten. Von den Häusern aus wird man diesen Höhenunterschied praktisch nicht wahrnehmen.
Irritationen herrschen auch bezüglich des "Immissionsschutzes".
KENTSCH: Im Grunde befinden wir uns in einem Dilemma. Zum einen muss Arminia wegen der Bundes-Immissionsschutzverordnung einen Lärmschutz gewährleisten, der eigentlich nur durch den Bau einer größeren Tribüne erfüllt werden kann. Andererseits erklären die Anwohner nun, dass sie sich von dem sehr punktuellen Lärm, höchstens 20-mal im Jahr, gar nicht so sehr behelligt fühlen. Zwar kann ich diesen Sinneswandel nachvollziehen, allerdings sind wir gezwungen, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.
Diese Vorgaben sind also definitiv nicht verhandelbar?
KENTSCH: Nein. Zwar wurde dies nie öffentlich, doch hat sich Arminia wiederholt mit den Anforderungen, insbesondere des Staatlichen Amtes für Umweltschutz und des Regierungspräsidenten, bezüglich der Lärmschutzauflagen beschäftigt. Es ist Fakt, dass die vielfältigen Ausnahmegenehmigungen, die die Behörden immer wieder erteilt haben, nicht unbegrenzt sind.
Gibt es eine Alternative zum Stadionausbau?
KENTSCH: Nur in Form einer 22 Meter hohen Lärmschutzwand. Das wäre eine massive Konstruktion, architektonisch und ästhetisch nicht zumutbar.
Wie wird das Thema Flutlicht bei einem Ausbau behandelt?
KENTSCH: Durch die jetzige Konstruktion – hohe Flutlichtmasten, die noch Stunden nach dem Spiel den Stadtteil erleuchten – dürfte sich der eine oder andere Anwohner belästigt fühlen. Darum wollen wir ausschließlich den Innenraum beleuchten, wie es bei allen modernen Stadien gängig ist.
Manche Anwohner haben bereits ihre Vorstellungen bezüglich Ausgleichszahlungen geäußert.
KENTSCH: Ausgleichszahlungen können wir uns kaum vorstellen. Im Übrigen: Sollten die bisher von uns vernommenen Summen zum Maßstab von möglichen Ausgleichsregelungen gemacht werden, wäre das Bauwerk für uns nicht mehr finanzierbar.
Stichwort Finanzen. Es wurden Stimmen laut, die vor einer wirtschaftlichen Schieflage des Clubs warnten.
KENTSCH: Die Sorge, dass sich der DSC bei der Finanzierung des Stadionausbaus übernehmen könnte, kann ich nachvollziehen. Allerdings bieten der sportliche Erfolg der letzten zwei Jahre sowie die zu erwartenden Mehrerlöse aus dem neuen TV-Vertrag eine gute Basis für die Finanzierung.
Was würde passieren, wenn kein Endausbau zustande käme?
KENTSCH: Im Extremfall könnte das Staatliche Amt für Umweltschutz die Einstellung des Spielbetriebes erwirken oder zumindest eine wesentliche Reduzierung der Zuschauerkapazität einfordern. Damit wäre unsere wirtschaftliche Basis unmittelbar gefährdet.