Original von @Gott (http://www.foros.de)
Zwei Jahre haben sie es vergebens versucht, konnten traditions- und fanreichere Vereine wie RW Essen, der VfL Osnabrück oder eben Dynamo verhindern, dass die Ostwestfalen die Zweite Liga erreichen. Im Mai dieses Jahres war es dann aber doch soweit. Dank eines 4:0-Auswärtsterfolges bei den Amateuren des VfL Wolfsburg stieg die Mannschaft des damaligen Trainers Pavel Dotchev verdientermaßen auf.
Und ganz ehrlich, im Gegensatz zu Braunschweig oder Offenbach hat der SCP das Prädikat besonders bereichernd für Liga 2 nicht wirklich verdient. Ganz im Gegenteil, die Westdeutschen sind der lebende Beweis, dass man in der heutigen Zeit nur noch einen reichen Präsidenten braucht um Erfolg zu haben.
Andere Indikatoren wie Fanpotential oder Tradition spielen keine Rolle mehr.
Apropos Tradition. Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass der Verein seit 1907 besteht und damit doch ein gewisses Maß an Tradition in die Wagschale werfen könnte. Aber kann man wirklich von Tradition reden, wenn der jetzige SC Paderborn 07 aus sage und schreibe 11 Vorläufervereinen entsprungen ist, die innerhalb der letzten 98 Jahre in schönster Regelmäßigkeit fusioniert, sich neu gegründet oder von einander abgespaltet haben ? Die Chronik des Vereins ist dementsprechend auch ellenlang und hat für einen Außenstehenden schon etwas von Provinzposse.
Um die Entwicklung des Paderborner Fussballs zu verfolgen, muss man sich neben der Stadt Paderborn noch deren Ortschaft Schloss Neuhaus zuwenden, deren beider fussballerische Entwicklung parallel lief. Im besagten Jahre
1907 wurde in Neuhaus der SV 07 gegründet, der sich 63 Jahre später mit einem noch kleineren Verein zum TuS 07/10 Neuhaus vereinigte, welcher 1982 gar in die Zweite Liga auf-, nach nur einer Saison aber wieder abstieg.
In Paderborn wurde in der Silvesternacht 1908/09 der FC Preußen gegründet, der sich nach diversen Abspaltungen, Umbenennungen und Fusionen ab 1969 nur noch FC Paderborn nannte. Trotz sportlicher Rivalitäten fusionierten 1985 der TuS 07/10 und der FCP zum TuS Paderborn/Neuhaus. Dieser Verein konnte als größte Erfolge den Gewinn der Westfalenmeisterschaft 1994 und den Aufstieg in die Regionalliga feiern. Um die Identifikation mit den Menschen der Region zu stärken folgte 1997 die bislang letzte Umbenennung in SC Paderborn 07.
In der vergangenen Saison schaffte der Verein dann also den Aufstieg in das Fussballunterhaus. Vater des Erfolges war der Bulgare Pavel Dotchev, selbst jahrelang Spieler bei den Ostwestfalen. Aber auch in der westdeutschen Provinz gelten alte Sprichwörter, wie beispielsweise „Undank ist der Welten Lohn“. Entgegen des Willens der entsetzten Fans und Spieler wurde Dotchev entlassen und Jos Luhukay als neuer Trainer präsentiert. Schuld daran war Präsident Wilfried Finke, seines Zeichens Mäzen des SC. Der Besitzer der gleichnamigen Möbelkette mit 1100 Mitarbeitern und Stammsitz in Paderborn sowie Brustsponsor der Mannschaft traute dem Bulgaren den Klassenerhalt nicht zu und verpflichtete dafür Luhukay, der unter Huub Stevens Co-Trainer beim 1. FC Köln war.
Wilfried Finke ist der Typ „Nimmersatt“, ein großer Visionär. Die Zukunft seines Vereines sieht er ganz klar in der Bundesliga, spätestens in drei Jahren sollen Bayern München und Schalke 04 dauerhafte Gäste sein. Dafür erbaut Finke derzeit etwas, auf was wir Dresdner neidisch schielen: Ein neues Stadion. Die alte Heimstätte ist mit einem Fassungsvermögen von nicht einmal 10.000 Zuschauer natürlich ungeeignet für erstklassigen Fussball.
Deswegen entsteht derzeit die „paragon-arena“. Dass 15.000 Fans fassende Stadion soll im Januar kommenden Jahres eingeweiht werden.
Wenn die neue Arena steht müssen sich die Paderborner nur noch ein paar Fans backen. Finke prophezeit zwar, dass die Zuschauer dem SCP im neuen Stadion die Türen einrennen werden, aber ob er wirklich daran glaubt ?
Selbst beim viel gepriesenen aber doch fast schon höhnisch klingendem „ewig jungem Traditionsderby“ gegen den LR Ahlen kamen keine 7.000 Zuschauer ins alt-ehrwürdige Hermann-Löns-Stadion. Aber woher sollen die Zuschauer auch strömen ?
Immerhin gibt es in der unmittelbaren Umgebung Erstliga-Fussball in Bielefeld, das Ruhrgebiet mit Dortmund, Schalke, Bochum und Duisburg ist keine 70 km entfernt und selbst Regionalligist Osnabrück, ebenfalls nicht weit von Paderborn gelegen, begrüßt bei Heimspielen fast doppelt so viele Fans. Deswegen wird der SCP in der Region sogar ein wenig verspottet mit Sprüchen wie „Der liebe Gott in seinem Zorn schuf den SC Paderborn“.
Übrigens werden auch für den Sonntag nicht mehr als 15 auswärtige Anhänger erwartet.