@Ewig und distro, ihr schreibt teilweise so sehr schön differenziert, dass ich nicht so ganz weiß, was ich von euren Zusammenhängen der Verteufelung von Geiseterspielen (und die damit verbundene Entkoppelung von Fußball und Gesellschaft) und Forderungen bezüglich der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit halten soll.
Ich glaube beides ist deutlich weniger miteinander verwoben, als ihr das mitunter darlegt und teilweise von einigen anderen deutlich pauschal einfacher kritisiert wird. Und zwar aus einer zeitlichen Betrachtung. Meiner Ansicht nach ist der Versuch, die Saison mit Geisterspielen zu Ende zu führen, reines kurzfristiges Krisenmanagement, wie es jedes Unternehmen, dessen Einnahmen plötzlich wegbrechen, tun muss. Hiermit wird lediglich versucht, den wirtschaftlichen Schaden zu minimieren. Den Oberen im bzw. „Dem“ Fußball damit die Vollendung der Entkopplung der Gesellschaft zu unterstellen, wo sie einfach nur rein unternehmerisch handeln kann ich mich daher nicht anschließen.
Auf der anderen Seite ist ein Vorhandensein dieser Entkopplung aber im Blick auf die existierende Kostenstruktur im Profifußball, explizit die aberwitzig hohen Spielergehälter, Ablösesummen, Beraterhonorare etc., nicht von der Hand zu weisen. Auch die Forderung, dass von einem weiteren Aufblähen dieser Strukturen abgewichen werden muss, kann ich folgen. Allerdings ist meiner Meinung jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um in dieser Richtung Ergebnisse präsentieren zu können. Einfach weil es nicht geht, niemand weiß momentan, wie die Finanzierung in Zukunft aussieht und wie man diese Einnahmen nach (hoffentlich abgesenkter) Kostendeckung in nötige Investitionen, Nachhaltigkeit und Ausgaben für den sportlichen Erfolg unterteilen kann. Wer klug ist (und anscheinend wird das ja unter anderem bei Arminia gemacht), redet momentan nicht nur darüber, dass man sich Gedanken über das „Nach Corona“ machen müsse, sondern tut dies auch und erarbeitet Konzepte für diese Zeit. Aber mehr geht momentan einfach nicht, sonst würde man den zweiten Schritt vor dem ersten (überhaupt erst einmal durch die Krise kommen) machen.
Zusammenfassend also meine zeitliche Einordnung der obigen Themen: Die Entkoppelung von Fußball und Gesellschaft im Zusammenhang mit den völlig aufgeblähten und fehlgewichteten Finanzstrukturen ist ein Problem der Vergangenheit, dass hoffentlich in der Gegenwart den Verantwortlichen überdeutlich vor Augen geführt wird und bei dem wir daher (und auf Grund diverser Aussagen der Verantwortlichen) hoffentlich auf eine Lösung in der Zukunft bauen dürfen. Demgegenüber ist die Frage nach Geisterspielen Ja oder Nein Risikomanagement im reinen hier und jetzt und hat daher allenfalls Einfluss darauf, unter welchen Voraussetzungen die Vereine die Aufgaben der Zukunft angehen können.
Beaker say no ore: Ich schätze mal, die Folgen werden die gleichen sein, wie für Unternehmen sonst auch. Unter normalen Umständen natürlich sportliche Konsequenzen wie Punktabzug oder Abstieg, je nach Liga bzw. Landesverband. Diese sind aber momentan bekanntermaßen ausgesetzt. Man sollte also meinen es wäre eine gute Zeit für die Vereine, in Insolvenz zu gehen und die Schulden aus ihrer vergangenen Misswirtschaft abzubauen. Hört sich ja erst mal gut an. Folge dürfte allerdings sein, dass sie zukünftig wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig sein werden. Denn in Zukunft dürfte der wirtschaftspolitische und imagemäßige (negative) Aspekt einer Insolvenz durchschlagen. Sponsoren, Gönner, Spender und alle anderen, die im Rahmen der Insolvenz Geld verloren haben, werden sich Zukunft genau überlegen, ob sie erneut in den Verein investieren oder mit diesem Geschäfte machen werden. Daher werden die Einnahmen und Finanzierungsmöglichkeiten in diesen Bereichen für die Zukunft deutlich eingeschränkt sein sowie Ausgaben durch gewisse Absicherungen von Vertragspartnern steigen, was dann in der von 33615 angedeuteten sportlichen Bedeutungslosigkeit enden dürfte.