Fußball: Ein Sport und zwei Welten
Ende Mai 2012. Die im Jahr 2009 stattgefundene Fusion zwischen dem DSC Arminia Bielefeld und dem SC Paderborn trägt Früchte: Der DSC Ostwestfalen 07 ist erstmalig deutscher Meister.
Wilfried Finke, Clubpräsident und Aufsichtsratsvorsitzender des DSC: "Diese Entwicklung haben wir uns nicht träumen lassen" sagt der Chef des größten europäischen Möbelhauses nach IKEA, "aber nachdem nach der Fusion auch noch Bertelsmann bei uns eingestiegen ist, hatten wir plötzlich den größten europäischen Etat überhaupt zur Verfügung." Der DSC Finanz-Vorstand Roland Kentsch ergänzt: "Das verschaffte uns natürlich auch die finanziellen Möglichkeiten, um den Grundstein dieses Erfolges zu legen."
Die auf 58.000 Zuschauer ausgebaute ehemalige 'Paragon Arena' bietet einen Komfort, den die ostwestfälische Oberschicht zu schätzen weiß. Das nun "Schücodrom" genannte Stadion an der A33 bietet neben gehobener Gastronomie sogar eine eigene Sauna und Massage-Salons, deren Besuch für Besucher der VIP Lounges und der 'MIELE Business Seats' frei sind.
Schwarz-weiß-blaue Fahnen wehen im weiten Rund des 'Schücodrom'. Mit diesem Stadionnamen setzt sich der DSC deutlich von den Arenen der Republik ab und hat dadurch einen nicht zu verachtenden zusätzlichen Werbeeffekt.
Hörbar aber dennoch verhalten skandiert die 'Wincor Kurve' den Gesang 'Deutscher Meister ist nur der DSC'. In der Nahaufnahme sieht man deutlich Gruppen asiatischer Touristen zwischen den Zuschauern. Gut die Hälfte der 58.000 Tickets steht Sponsoren und Reiseveranstaltern zur Verfügung. Die restlichen 29.000 Plätze sind durchweg als Dauerkarten vergeben.
Eine TNS/Emnid Studie aus März 2012 hat festgestellt, daß der durchschnittliche DSC Fan in der Regel überdurchschnittlich gebildet ist und über ein Jahreseinkommen verfügt, welches deutlich über dem Durchschnitt der deutschen Bevölkerung liegt. Diese Konsumentengruppe garantiert ein erfolgreiches Merchandising. Beliebtester Fanartikel ist der 'Paderhase', ein gerade bei den zahlreichen jüngeren Fans beliebtes Plüschtier. Produziert zu Stückkosten von EUR 1,58 in Bangladesh von der Firma Steiff, garantiert der 'Paderhase' einen Umsatz von 59,90 EUR pro verkauftem Stück. Der 'Paderhase' ist seit der Fusion auch das Maskottchen des Clubs. 10 vor den verschiedenen Tribünen des Schücodroms postierte Animateure regen im Paderhasen-Kostüm die Stimmung an und sorgen dann und wann für rythmisches Klatschen und vereinzelt auch einen abwechselnden 'Wen lieben wir' - 'den DSC' Gesang zwischen 'Wincor Kurve' und ''Benteler Stand'.
Schon vor den Heimspielen des DSC Ostwestfalen 07 sorgen eine Mischung aus Cheerleadern, Dance-Performance und jede Menge Action für ein unvergessliches Event. Kaum jemand hier denkt noch zurück an die alten Zeiten im Hermann-Löns Stadion oder auf der Bielefelder ALM. Dort hat allerdings auch kaum jemand, der heute im 'Schücodrom' weilt je ein Spiel gesehen...
Auf der Bielefelder ALM spielt übrigens seit dem Umzug der vor dieser Saison gerade in die oberste Indie-League aufgestiegene VfB 03 Bielefeld. "Wir haben uns nach dem Aufstieg bewußt für unseren alten, traditionsreichen Vereinsnamen entschieden", sagt Christian Venghaus, seit 2.009 Präsident der 'Hüpker'. Nach der Fusion von Arminia Bielefeld und des SC Paderborn ist der komplette Arminia Supporters Club zum alten Stadtrivalen übergewechselt. Venghaus war einer der Hauptbegründer des im Jahr 2.010 gegründeten deutschen Indie-League Systems. 39 Vereine aus den damaligen obersten 4 Ligen haben sich daraufhin vom DFB los gesagt.
Zu diesen Vereinen gesellte sich noch eine weitere Neugründung: Nach der Fusion zwischen dem damaligen 1.FC Nürnberg und Greuther Fürth zu 'Greuther Nürnberg' spaltete sich ein Großteil der Fans beider Lager ab und gründete den Nürnberger FC.
Der VfB 03 kickte zunächst neben Fortuna Köln, Arminia Hannover, Rot-Weiß Oberhausen und einigen anderen altbekannten Clubs nur in der zweiten Indie-League. Dennoch wurde das 'Stadion Rußheide' dem Ansturm der Besuchermassen alsbald nicht mehr gerecht. So war man froh, daß der Ausbau des Schücodroms an der A 33 vor den Toren Paderborns den Weg bereitete, zur Saison 2011/12 auf die ALM umzuziehen.
Nord- und Südtribüne, sowie die Gegengerade wurden wieder komplett in Stehplätze umgewandelt. Das enge, reine Fußballstadion garantiert 'Atmosphäre pur' auch für den kleinen Geldbeutel. Das Stadion liegt mitten in der Stadt und die umliegenden Kneipen und Biergärten laden zu einer ausgiebigen 'dritten Halbzeit' ein.
Am letzten Spieltag sicherte sich der VfB 03 auf der ALM durch einen leidenschaftlich erkämpften 3:2 Sieg gegen den VfL Osnabrück vor 35.000 fanatischen und begeisterten Zuschauern den Klassenerhalt. Meister der Indie-League wurde knapp St. Pauli, mit nur 1 Punkt Vorsprung vor Vize-Meister Eintracht Braunschweig. Absteiger sind Prxn Mnstr, Kickers Emden, Hessen Kassel und Westfalia Herne.