NW, 01.11.2002: Bastian allein beim Manager
Arminen-Kapitän verlängert seinen Vertrag ohne Berater-Hilfe
VON TORSTEN ZIEGLER
Bielefeld. Wer im Falle eines Erfolges beim samstäglichen Gastspiel in München auf dem Rückflug für die Getränke sorgt, steht seit Donnerstag fest. Kapitän Bastian Reinhardt würde sich nach der endgültigen Einigung mit Arminia Bielefeld über einen neuen Zweijahresvertrag gerne großzügig gegenüber den Teamkollegen zeigen. „Wenn wir bei 1860 punkten, kriegen wir vielleicht spontan was hin“, sagt der Verteidiger, der im Sommer 2000 aus Hannover kommend bei den Ostwestfalen anheuerte.
Kehren die Arminen mit leeren Händen aus der Isarmetropole zurück, so wird Reinhardt sie in der nächsten Woche mit belegten Brötchen oder Kuchen verwöhnen. Einladen möchte der 26 Jahre alte Verteidiger seine Mitspieler auf jeden Fall, um einerseits seine Freude über die Verlängerung der Zusammenarbeit („für mich seit längerem außer Frage“) auszudrücken und andererseits das gute teaminterne Klima zu pflegen.
Von Harmonie und gegenseitiger Wertschätzung waren schließlich auch die Vertragsgespräche zwischen den Partnern geprägt. Arminias Verhandlungsführer Thomas von Heesen berichtete von einem zehnminütigen abschließenden Gespräch am Donnerstag, „das nach zwei Minuten die Einigung brachte“ und in dessen weiterem Verlauf schon „perspektivische Dinge“ behandelt wurden. Konkret diskutierte der Manager mit dem Spielführer über mögliche Neuverpflichtungen für die nächste Saison. Ein besonderer Vertrauensbeweis, durch den sich Reinhardt „geehrt“ fühlt. Allerdings war der Mann, der einst beim FC Magdeburg die Profiklubs aus dem Westen (zunächst Wolfsburg) auf sich aufmerksam machte, auch selbst in Vorleistung gegangen. Hatte seinen Transfer vor zweieinhalb Jahren von Hannover 96 zur Arminia noch der bekannte frühere HSV-Profi Jürgen Milewski als Berater abgewickelt, so begab sich der Abiturient, unüblich für die Kicker-Branche, allein an den Verhandlungstisch beim Arminen-Manager. „Ich habe hier so ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, dass ich mir nicht vorstellen kann, über den Tisch gezogen zu werden“, begründet Reinhardt seinen Entschluss, den er nicht bereut: „Ich bin sowieso keiner, der uferlose Forderungen stellt.“
Zu einem für Arminia Bielefeld wesentlichen Vertragsinhalt zählt auch, dass der lange Verteidiger auf eine Ausstiegsklausel für den Fall des Abstieges verzichtete. So könnte Arminia wenigstens eine Ablöse erzielen, sollte die Einnahmesituation in der Zweiten Liga Verkäufe notwendig machen. Aber so weit mag Reinhardt nicht denken. Er will „daran arbeiten, dass wir auch als kleiner Verein langfristig in der Ersten Liga bleiben“, und hofft, mit seinem Schritt „ein Zeichen gesetzt zu haben“. Für einige Teamkollegen, deren Verträge 2003 auslaufen, sei es wichtig zu wissen, „das ein Gerüst steht“.
Mit Reinhardt und Artur Wichniarek (zu Hertha BSC) ist bei zwei von diesen dreizehn Spielern die Zukunft geklärt. Gesprächsbedarf von höchst unterschiedlicher Dringlichkeit gibt es bei Dirk van der Ven, Heinz Müller, Rüdiger Kauf, Christoph Dabrowski, Detlev Dammeier, Michael Sternkopf, Massimiliano Porcello, Erhan Albayrak, Dirk Flock, Ilija Aracic und Momo Diabang. In den nächsten „zwei bis drei Wochen“ hofft von Heesen auf weitere Abschlüsse. Dabrowski, Diabang und Kauf stehen auf der Prioritätenliste oben. Wobei Trainer Benno Möhlmann auf die Frage, warum es mit Kauf noch keine Verhandlungsrunde gab, den Witz des Tages lieferte: „Das ist wie in der Schule. Da kommen auch immer die Großen zuerst dran.“
Glück für Reinhardt (1,94 Meter), Pech für Kauf (1,70).
BILD: Zwei Fäuste für Bielefeld: Bastian Reinhardt (links) möchte weiter mit Torjus Hansén und anderen Arminen jubeln. FOTO: WOLFGANG RUDOLF