Besonders krass scheint das im Bereich Turnen zu sein. Eine Bekannte von mir, die früher sehr ambitioniert und erfolgreich dabei war, hat wegen permanenten Drucks seitens der Trainer, andauernder schmerzhafter Verletzungen, die nie richtig auskuriert wurden und einer daraus resultierenden pschychischen Erkrankung damals komplett damit aufgehört und auch ihr Sportstudium geschmissen. Fußballspieler reden ja eher weniger über solche Themen, obwohl der auf ihnen lastende Druck in manchen Situationen immens hoch sein muss. Richtige Männer eben.
Das die Stigmatisierung der Betroffenen noch nicht in ökonomischen Zusmmenhängen bedacht wurde, ist mehr als erstaunlich. Neulich las in einer Statistik, dass Berliner Arbeitnehmer im Jahr durchschnittlich 27 Arbeitstage wegen Erkrankungen fehlen. Davon leiden bis zu 40% plus an psychischen Erkrankungen oder Störungen, die besonders langwierig und anspruchsvoll in der Behandlung sind. Viele quälen sich lange rum, bis sie sich eingestehen, dass was mit ihnen nicht stimmt. Für die gesamte BRD ergab sich daraus 2021 aus direkten und indirekten Kosten (Produktivitätsverluste, Steuerausfälle) eine Summe in Höhe von 100 Mrd. Euro. Eine Angststörung, wie sie Fabian Klos geschildert hat, gehört mit zu den häufisten Erkrankungen. Die medizinische und psychologische Behandlungssituation ist mehr als katastrophal. Aber andere Themen sind in der Politik offensichtlich wichtiger. Sonst heißt es ja immer: it's the economy, stupid!
Ich finde es gut und sehr mutig, dass Klos seine Erfahrung in der Öffentlichkeit geschildert hat. Ich vermute, dass ihm persönlich Einiges an dem Thema liegt, sonst hätte er nicht so offen darüber gesprochen, denn bei dem Thema kann man sich nicht nur auf Beifall gefaßt machen, denn wer heute Schwäche zeigt, wird immer noch Stärke provozieren. Ich denke, sein Beitrag ist deutlich seriöser als die dieser Jungerwachsenen, die sich bei Tiktok über ihre ADHS-Diagnose echauffieren. Obwohl - ich schau mir gelegentlich diese Videos an, manche sind sehr unterhaltsam. Und auch sie tragen irgendwie zur Gleichstellung der Neurodiversen bei.