Interessanter Denkansatz. Wobei mich unterm Strich weniger die Ansichten der Gruppierungen interessieren, sondern mehr die Folgen für den Verein. Und solange dieser für die Verfehlungen aufkommen muss sind das für mich de facto Vereinsschädiger, die keinerlei Rechte auf Privillegien haben sollten und darüber hinaus des Stadions verwiesen werden müssen. Straftaten gehören bestraft und nicht geduldet. Mit dem Geld könnte man so viel sinnvolleres anfangen (wobei es ein anderes Thema ist, ob dies unseren Verantwortlichen auch gelingen würde).
Vielleicht solltest du Deine Meinung mal grundsätzlich überdenken, denn offensichtlich haben die Ultragruppen einen sehr großen Einfluss auf die Vereine, und zwar nicht nur bei Arminia Bielefeld. Von Uli Hoeneß hört man ständig, dass man bei weitreichenden Entscheidungen auf die Fankurve in Allgemeinen und die Ultras stets besondere RücKsicht nehmen muss. Der Chefkommentator Sport der "Bild", der in einem kürzlich erschienenen Kommentar im übrigen ähnliche Ansichten wie du vertrat, schrieb neulich, dass der amtierende Präsident von Schalke durch die Ultras in diese Position gehievt wurde und sehr stark durch diese Gruppen unterstützt wird. Ahnliches gilt für die Hertha aus Berlin und sicher für viele weitere Vereine.
Die höheren Beträge, die die Vereine regelmäßig an Strafen zu zahlen haben, scheinen ihnen zumindest von außen betrachtet überhaupt nichts auszumachen,. Zumindest werden von offizieller Seite zwar immer wieder diesbezügliche Verhaltensänderungen angemahnt, jedoch nie nachhaltig durch Stadionverbote oder ähnliches umgesetzt. Von daher ist davon auszugehen, dass der durch die Unterstützung generierte (symbolische) Mehrwert für die Vereine deutlich höher ist, als die zu zahlenden Strafen, die man wahrscheinlich eher als Peanuts sieht. Ansonsten würden sie solche Verhaltensweisen deutlich stringenter und mit Hilfe von außen (durch die Polizei, eine verschärfte Gesetzgebung) unterbinden. In den 80er und 90er ist man ja sehr konsequent gegen die verschiedenen gewaltbereiten Hooligangruppen vorgegangen, so dass diese zumindest im Stadion kaum noch eine Rolle spielen. Zudem ist nach meinem Wissensstand noch nie jemand ernsthaft durch Böller oder Bengalos verletzt worden. Und solange solche Skandale und die sich daraus ergebenden öffentlichen Erregungen ausbleiben, läßt man es aus Vereinsseite einfach laufen.
Ich persönlich kann mit diesen Leuten überhaupt nichts anfangen oder Jemanden von der Persönlichkeitsstruktur nachvollziehen, der sein Leben, seine Identität (fast) vollständig einem Verein oder Star oder whatever widmet/opfert, da ich neben Fußball noch sehr viele andere Interessen und Hobbies habe und mich zudem mein Beruf doch ganz gut ausfüllt. Ich gehe nicht davon aus, dass die Nähe des Präsidiums zu diesen Gruppen rein zufällig ist. Mich selber würden mal die Hintergründe interessieren, wie es zu dieser Symbiose kam, wie weit diese reicht und und wie sich diese konkret auf die Vereinspolitik auswirkt. Von den Investigativjournalisten des WB und der NW erwarte ich jedoch auch künftig wenig Aufklärung diesbezüglich. Wo bleibt z.B. die kritische Distanz der Journalisten zum Verein, wenn diese den Trainer und die anderen Offiziellen in der Pressekonferenz duzen. Wie soll sich ein Außenstehender so ein Bild über die Machtverhältnisse innerhalb des Vereins machen und welche Einflusskräfte darin wirksam sind, wenn die sog. vierte Gewalt so einträchtig mit dem Verein kollaboriert. In dem Fall und wahrscheinlich noch viel weitreichender hat die PR die kritische Berichterstattung verdrängt, so dass die Hintergründe offenbar unterbelichtet bleiben. Offenbar ist das so gewollt. Leider.