Nun werden ein paar Leute das große Kotzen bekommen, wenn ich als Auswärtiger mal kurz die Lage so analysiere, wie sich sich im Groben darstellt und Parallelen ziehe zu meinem Heimatverein aus der Pfalz.
Da ich nun seit Jahren hier in Bielefeld wohne, verfolge ich die Lage bei der Arminia eher mehr als weniger interessiert und erkenne klare Parallelen zur Lage des FCK vor ein paar Jahren.
Hier wie dort stürzten Egomanen den Verein in finanzielle Nöte, indem sie sich ein Denkmal setzen wollten. Ob es da um Tribünen oder ganze Stadien geht, spielt da keine Rolle - beide Bauwerke wurden gegen die schweigende Mehrheit der Fans durchgesetzt um erwiesen sich als erster Sargnagel. Den FCK kostete es das Stadion und die Konkurrenzfähigkeit - bei der Arminia sind die Besitzverhältnisse wohl anders und auch Stadt und Land bieten nicht verschiedenste ungaublich krumme Maßnahmen auf, um den Verein zu retten. Die Konsequenz aber ist bei beiden, dass die Kassen leer und die roten Zahlen lang sind. Das Ende des bisherigen Status im nationalen Vergleich muss dann erst mal verkraftet werden.
Die interessantere Frage ist aber - wie geht es dann weiter? Wieder treten bei beiden Vereinen die gleichen Mechanismen in Aktion. Die Fanwut fegt (zu Recht) die alte herrschende Klasse weg und setzt das ein, was eben noch so rumkriecht. Leute, die sich über Jahre im Verein hochgedient haben, Externe, die ein wenig Geld mitbringen, alternde Politiker oder leitende Beamte, die sich nochmal ins Rampenlicht schieben. Allen gemeinsam ist, dass sie mehr an sich als den Verein denken und weitgehend fachfremd versuchen sollen, eine lahme Karre zusammenzuschrauben.
Beim FCK kam irgendwann Stefan Kuntz. Ein Mann aus dem Fach, welcher schon als Kind in der Kurve stand und dessen Herz eindeutig lauter pochte bei dem Auftrag 'Rettung des FCK'. Top-Sportmanager, ehemaliger nationaler Spitzenspieler und mäßiger Trainer. Wichtiger aber noch: Menschlich passte er perfekt in die Stadt, wurde von allen anerkannt und konnte sich durch die hoffnungslose Lage mit aller Macht ausstatten lassen. Seine Maßnahmen schlugen sofort ein und der Abstieg wurde vermieden. Mit ihm stoppte die jehrelange schleichende Verschlimmerung, als in jeder Saison schlechtere Spieler kamen, weniger Sponsoren anklopften, die Fans unruhiger wurden und man sich rasant in Richtung Amateurfußball entwickelte.
Die aktuelle Lage kennt man: Stadion voll, unterdurchschnittliche aber halbwegs konkurrenzfähige Mannschaft, die Chance, sich in der ersten Liga zu halten sind da. Langfristig wird nicht mehr als Platz zehn drin sein - da aber geht es anderen Vereinen ohne Topsponsor nicht besser.
Was könnte die Armina daraus lernen?
Es ist nicht entscheidend, wer als Trainer kommt. Entscheidend ist, dass sinnvolle Entscheidungen getroffen werden, dass klare Strukturen mit verlässlichen Partnern entstehen - das alles kann niemals mit einer solchen halbgaren Führung passieren, wie sie aktuell am Ruder ist. Der vom Kopf stinkende Fisch ist eine der wenigen Floskeln, die eben nicht nur Floskel ist.
Die Arminia hat einen Mann, welcher das in gleicher Art angehen könnte wie Kuntz beim FCK. Thomas von Heesen hat gezeigt, dass er in allen Bereichen bewandert ist, hat ein Herz für die Arminia und ist in bestem Alter. Ich weiß nicht, ob sein Umgang mit den Finanzen ähnlich verantwortungsvoll ist wie bei Kuntz und ob seine Menschenkenntnis es ihm erlaubt, die richtigen Experten an seine Seite holen - er ist aus meiner Sicht aber der letzte Rettungsanker der Arminia.
Diese Personalie muss geklärt werden und nicht die Trainerfrage. Nur mit einem starken, von allen geachteten Mann an der Spitze, der für längere Zet Vertrauen bekommt, kann man sich aus einer solchen Lage herauskämpfen.