Es ist völlig normal, dass in einer Mannschaft Spieler, die wenig Einsatzzeiten haben, unzufrieden sind. Auch dass Fehler erst mal bei anderen gesucht werden, trifft auf die ganz überwiegende Mehrheit der Menschen zu. Ferner nimmt die Unzufriedenheit bei Misserfolgen ebenfalls zu. Wenn sich ein Team "offen aussprechen" will, kommen selbstverständlich auch die Defizite der anderen auf die Tagesordnung. Da würde ich dem Sportbildartikel nicht allzuviel Bedeutung beimessen.
Die Wahrheit erleben wir aber auf dem Platz, wenn Wimmer Serra angiftet, weil er ihn nicht angespielt hat oder Pieper nach einem Fehler nicht getröstet wird. Eine Fehlentwicklung, wie beim DSC, entsteht nicht von heute auf morgen. Sie läuft zunächst schleichend ab, weil niemand offen ins teaminterne Abseits geraten möchte. Dann verfestigt sich eine Lagerbildung, die dann irgendwann offen ausgelebt wird. Anders als zur Zeit als Staude Klos dissen wollte und sich damit ein Eigentor schoss, haben wir in dieser Saison keine starke Trainer-Kapitän-Achse wie zwischen Neuhaus und Fabi. Dazu hatten wir einen Trainer, der weder eine Hierarchie implementiert hat, noch selbst dazu in der Lage war, die unterschiedlichen Strömungen für das gemeinsame Ziel Klassenerhalt zu bündeln (ein Ziel, das nach Prietls Aussage auch nicht von allen geteilt wurde). Eines von beidem braucht man aber, sonst kriegst du niemals Ruhe in ein Team. Das liegt daran, dass bei unklaren Machtfragen immer der eigene Status in Frage steht und daher psychisch gesehen, immer eine Anspannung da ist. Die hier gebundene Energie fehlt dann bei der eigentlichen Aufgabe im Training und am Spieltag. Die über ihren Status verunsicherten Spieler müssen kein Sauhaufen sein, wie einige meinen. Unter anderen Bedingungen können sie freundlich und kollegial zueinander sein.
Arminia versucht es nun mit dem Moderator Kostmann, der bei allen anerkannt zu sein scheint. Hertha ist es mit einem autoritären Trainer angegangen. Für die neue Saison wäre ein Trainer ideal, der sich aufgrund früherer Erfolge eine natürliche Autorität erarbeiten konnte und der gleichzeitig in der Lage ist, junge Spieler auf kooperative Weise zu führen.