Ob die Zahlen jetzt so korrekt sind, weiß ich nicht, aber es ist doch klar, dass die Impfung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vor schweren Verläufen schützt und für Risikogruppen empfehlenswert ist und viele Daten das belegen. Ich habe deshalb ja auch in einem früheren Beitrag die Impfung für Menschen ab 50 empfohlen und meine Eltern waren mit die ersten, die sich Mitte Oktober eine Auffrischungsimpfung geholt haben, weil ich ihnen dazu geraten habe.
Aber dass die Impfung die Symptomatik lindert rechtfertigt in keinem Fall den Umgang mit Ungeimpften, noch das Verschweigen von Nebenwirkungen noch die Zensur kritischer Beiträge und schon gar nicht die auch durch verfälschte Zahlen wie in Bayern und Hamburg herbeigeführte, tiefe Spaltung der Gesellschaft, die jetzt von Herrn Scholz auch noch geleugnet wird und Ungeimpfte von ihm als kleine extremistische Gruppe von Spinnern bezeichnet werden. Immerhin ist diese kleine Randgruppe größer als die Anzahl der Menschen, die ihn bzw. seine Partei gewählt haben.
Peilett, ich erkenne gerne an, dass Du Dich mit solchen Äußerungen eindeutig (wieder) im Bereich der Diskursfähigkeit bewegst. Du erkennst die Wirksamkeit der Impfung an und dass bestimmte Gruppen geimpft werden sollten. Deine Kritik richtet sich vor allem auf den Umgang mit Ungeimpften. So wie ich es sehe, beruht Dein Argument dabei darauf, dass diese Personen selbst von ihrem jeweiligen Risikoprofil nicht unbedingt geimpft werden müssten. Bei diesen Personen überwiegt Deiner Meinung nach der INDIVIDUELLE Nutzen einer Impfung nicht unbedingt das INDIVIDUELLE Risiko. Ab diesem Moment wird aus dieser Argumentation eine rechtspolitische Debatte, keine medizinische mehr. Es ist die Frage bei der allgemeinen (oder auch der berufsgruppenbezogenen) Impfpflicht, ob der letzte Maßstab das Individuum und seine Rechte sind. Oder ob Individuen auch dann zur Impfung verpflichtet werden können, wenn ihnen selbst das individuell nicht unbedingt so klar nützt (sondern evtl. sogar Risiken aussetzt), die Maßnahme aber dafür geeignet ist, die Pandemie abzumildern, zum Nutzen von Risikogruppen und zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems. Diese Frage ist nicht trivial und es ist nicht möglich, hier mit vermeintlicher Eindeutigkeit zu argumentieren. Beide Standpunkte kann man vertreten. In der FDP (nicht meine Partei, aber sie ist eindeutig demokratisch) verläuft im Moment parteipolitisch in dieser Frage genau die Linie der Kontroverse. Aber damit muss auch klar sein, dass man diejenigen nicht verteufelt, die einen anderen Standpunkt vertreten als man selbst. Und am Ende wird es eine politische Mehrheitsentscheidung dafür oder dagegen geben in einer repräsentativen Demokratie, die danach dann ggf. (bei Mehrheit pro Impfpflicht) noch verfassungsrechtlich abgeklopft werden wird. Das Ergebnis sollten dann aber auch diejenigen akzeptieren, die sozusagen unterliegen.