Wenn man es noch irgendwie positiv verkaufen will, erhöht man mit einem kleinen Kader die Durchlässigkeit für junge Spieler. Wie gefordert und jetzt mit einem offenbar starken U17-Jahrgang einen Versuch wert.
Grundsätzlich fehlt mir aber auch noch Identifikationspotenzial, Resistenz und Mentalität. Mutzel und Kniat machen das sicherlich mit besten Absichten, aber ist ihnen klar, dass sie schnell ins offene Messer laufen können? Sobald es ungemütlich wird, werden die Gremien sie fallen lassen, wie heiße Kartoffeln oder sich zumindest klar von ihnen distanzieren. ...
Dass die Gremien dies im Falle des Misserfolgs wohl am liebsten machen würden, sollte (auch Mutzel und Kniat) klar sein. Da sehe ich auch nichts Arminia-Spezifisches, sondern eine Gemeinsamkeit großer Organisationen, ob in der Politik, in der Wirtschaft, in der Kultur oder im Sport: Solange es bei Misserfolg jemanden gibt, den man zum Sündenbock machen kann, wird er auch dazu gemacht. Aber würde Mutzel und Kniat in einem solchen Fall nicht (zumindest für eine im Branchenvergleich überdurchschnittlich lange Zeit) das schützen, was nun wirklich Arminia-spezifisch ist, nämlich kein Geld zu haben? Nochmal Abfindungen und nochmal neuer Sport-Vorstand und neuer Trainer - das bezahlt doch keiner.
Habe ich eher Hoffnung oder Angst? Bezogen auf die Spieler habe ich keine Vorstellung von ihrem Leistungsvermögen. Mir bleibt nur der Eindruck, dass diesmal eine vergleichsweise homogene Mannschaft zusammengestellt wird, so dass wenigstens ein echtes Team entstehen könnte, was schonmal ein Riesen-Fortschritt im Vergleich zur letzten Saison wäre. Aber auch ein funktionierendes Team kann sportlich abschmieren, da habe ich keine Illusionen.
Ansonsten hoffe ich auf Kniat und Mutzel, und zwar in dem Sinne, dass sie doch nicht nur für ihren Arbeitgeber, sondern (legitimerweise) auch für sich selbst das Beste wollen. Kniat musste ja Verl nicht verlassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zu einem neuen Verein wechselt, wo er ein hohes Risiko sieht, hinter seinem alten Club zu landen - dann hätte er doch in Verl bleiben (und auf andere Angebote warten) können. Und Mutzel hat in Bielefeld bestimmt nicht angeheuert, um mit der Fortführung der sportlichen Talfahrt seine Karriere frühzeitig zu ruinieren. Der will doch mit Sicherheit selbst noch weiterkommen und mal bei einem richtigen Profi-Club mit ernsthaften Ambitionen Sport-Vorstand werden. Da kann er aber nur hinkommen, wenn er jetzt bei der Arminia Erfolge vorzuweisen haben wird. Hätte er das hier als Himmelfahrtskommando eingestuft, wäre er doch wohl nicht gekommen - jedenfalls wüsste ich nicht, warum er in Fußball-Deutschland nicht mit etwas Geduld auch anderswo hätte unterkommen können.
Daher ziehe ich meine Hoffnung im Augenblick daraus, dass Kniat und Mutzel überzeugt sind, zu ihrem eigenen Vorteil nach Bielefeld gekommen zu sein. Sollte allerdings Mutzel - wie wir hier im Forum - von falschen finanziellen Vorstellungen ausgegangen und jetzt gezwungen sein, gute Miene zum bösen Spiel zu machen - dann dürfte der Niedergang in der Tat weitergehen und Mutzel insgeheim auch schon an einer Sprachregelung arbeiten, warum es "doch nicht" geklappt hat.