Zitat
Ein
ganz wichtiger Punkt ist vor allem auch der, dass man selbst bei einem
lokalen Investor mit ehrenwerten Absichten (wieso kann man die
eigentlich nicht wie früher unter bringen ) nie sicher sein kann, ob man später nicht doch die Kontrolle verliert. (Erben, Verkauf, etc.)
So
ist es! Auch wenn in Bielefeld immer bereits viele einen feuchten
Schlüpper kriegen, wenn der Name Dr. Oetker fällt, darf sich jeder an
dieser Stelle mal vor Augen führen, wie eine solche Investor-Beziehung
mittel- oder langfristig aussehen würde.
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Es
gibt für Clubs eigentlich keinen vernünftigen Grund Anteile über 50+1
hinaus zu veräußern, außer wenn man der puren Gier nacheifert und dazu
noch gerne mit dem Feuer spielt. Selbst der Primus aus München hat bis
jetzt nur Minderheitsanteile verkauft und das auch noch ziemlich
geschickt. Da herrscht quasi 70+1.
Jein! Wenn man den immer
größeren Wahnsinn von Transfersummen, Gehältern und CL-Prämien sieht,
kann ein externer Geldschub durchaus Sinn ergeben, um die
Wettbewerbsfähigkeit zurück zu erlangen. Derzeit können wir eigentlich
in jede große europäische Liga schauen und sehen immer nur 1-3 Clubs,
die wirklich oben mitspielen (können). Ausnahmen (wie Leicester)
bestätigen die Regel. Das große Problem sind dabei vor allem die
CL-Millionen, die "die fetten Schweine immer weiter füttern". Wenn
andere Vereine dann merken, dass sie sportlich keine Chance mehr haben
in diese Gefilde vorzustoßen, ist ein Investor fast unausweichlich, um
diese Lücke zu stopfen. Das beste aktuelle Beispiel ist der AC Milan,
welcher völlig von der Bildfläche verschwunden war und jetzt mit einem
Investor aus China und New Yorker Hedgefonds (!) den stolzen
italienischen Calcio in der Modestadt wiederbeleben will. (Das ist doch
einfach nur noch abartig..!)
Das Problem, was sich daraus ergibt,
ist aber, dass das Rad immer weiter überdreht wird, Transfersummen noch
weiter steigen, die Fernsehvermarktung und die Zerteilung der Spieltage
voranschreiten und am Ende niemand langfristig etwas davon hat. Wenn
die Branche nicht bald merkt, dass das zu einer völligen Eskalation der
Lage führt, dann sind Verhältnisse wie in anderen (Event-)Sportarten
vorherbestimmt: Es gewinnt immer der Club, der gerade den besten
Investor hat, während andere vor die Hunde gehen, bei denen dieser (mal
wieder) ausgestiegen ist. Im Eishockey, Basketball und mittlerweile auch
im Handball ist dieser Weg selbst in Deutschland nicht neu.
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Auf
langfristige Sicht (30 Jahre ++) ist der eV die stabilste und
erfolgreichste Form eines Fussballclubs. Meine Meinung. Einerseits weil
er so unabhängig von persönlichen Eskapaden des Eigentümers bleibt und
andererseits weil er als "öffentliche" Rechtsform immer die allerletzte
Möglichkeit hat die Lokalpolitik "anzubetteln". Und drittens ein eV
immer attraktiver für Sponsoren ist als ein Investorclub wo sich in
stürmischen Zeiten jeder Sponsor zurückziehen kann mit dem Verweis "das
soll mal der Eigner machen, wozu wir?". Und zuletzt schwebt über einem
Investorclub immer das Damoglesschwert des "was ist, wenn der Eigner
nicht mehr ist, oder nicht mehr will"? Was kommt danach?
Bei
einem Verein wie unserem mit über hundertjähriger Tradition werden
selbst 30 Jahre ++ ein überschaubarer Zeitraum. Manch einer wird
vielleicht sagen: "Egal, in 30, oder 35 Jahren kann man viel Spass
haben". Richtig, aber ist Tradition nicht die Weitergabe des Feuers,
anstatt von Asche? Will man nicht auch der nächsten Generation die
Möglichkeit geben, "viel Spass" zu haben? In Uerdingen oder Ahlen hat
man diese Möglichkeit jedenfalls nicht mehr, so wie es dort aussieht.
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Eben!
Und genau deshalb wäre es an der Zeit, langfristiger zu denken und den
schnellen Erfolg und/oder das schnelle Geld zu vernachlässigen. Und
genau das ist übrigens auch das Argument, warum RB Leipzig den Fussball
in Deutschland nachhaltig nicht verbessert, sondern schrittweise
zerstört.
Das Thema "langfristig und vorausschauend denken" ist
aber kein Problem was der Fußball exklusiv hat. Viel mehr ist das ein
gesamtgesellschaftliches Problem. Da könnte ich jetzt zig Beispiele
aufzählen. Angefangen von der Weltpolitik bis zu Entscheidungen und
Arbeitsweisen in kleinen regionalen oder lokalen Unternehmen... Ich
denke, die meisten kennen das..!
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Letztlich
hängt alles an vernünftigem Wirtschaften der Clubs. Hätte 1860 sich da
solide verhalten, dann hätte man sich auch nicht mit Haut und Haaren dem
nächstbesten Investor ausliefern müssen. Es hat also jeder Club selbst
in der Hand.
Wie oben schon geschrieben: Jein! Klar kann
jeder Club sagen "ich reiße mich am Riemen und investiere nur was ich
habe". Allerdings muss er dann auch mit der Konsequenz leben, ewig die
graue Maus zu bleiben, (in der Regel) nichts erreichen zu können und an
Attraktivität einzubüßen. Schaut Euch mal Heribert Bruchhagen an, der
Jahre lang seine Linie in Frankfurt verteidigen musste und dafür immer
wieder angegriffen wurde .... oder: Schaut mal auf unseren Club! Als
nach der Saison verkündet wurde, dass der Etat verkleinert wird, war das
Gemurre (verständlicherweise) groß. Es ist ein Teufelskreis, der nicht
aufzuhebeln ist, wenn die Verteilung der Gelder nicht ganz schnell
anderweitig verläuft. Der einzige Segen des heutigen Fußballzeitalters
sind Erfolge von Underdogs wie Darmstadt, Regensburg oder auch
Leicester. Wenn wir ehrlich sind, wird es in absehbarer Zeit keinen
anderen möglichen Meister als Bayern, Dortmund oder Leipzig in
Deutschland geben...