Generell ist nicht (nur) die Preispolitilk bei Arminia, sondern die des gesamten Systems Fussball zu hinterfragen. Vor Corona war die Arroganz vieler Funktionäre so weit in den Himmel gewachsen, dass sie immer wieder beteuert haben, dass die Zuschauereinnahmen keinen wirklich relevanten Teil des Etats mehr ausmachen. Stattdessen hat man komplett auf die Vermarktung und TV-Erlöse gesetzt und die Zuschauereinnahmen als Sahnehäubchen oben drauf mit genommen. Siehe auch hier (von 2016):
https://fussballwirtschaft.de/umsaetze-der-bundesliga
Als das ganze System nun letztes Jahr ins Wanken geriet und völlig zu Recht krititsiert wurde, hat man noch und nöcher beteuert, dass man nun etwas ändern wolle und es nicht so weitergehen dürfe. Was ist seit dem passiert? 100 Mio-Transfers, Rekordverträge für die Bayern-Topstars, halbherziger Gehaltsverzicht (der bspw. in Mainz mit einer Trainerentlassung konterkariert wurde), Milliarden-Schulden der spanischen Top-Vereine, das "traurige"-Messi-Dilemma und nun der Aufbau der neuen "Galaktischen" bei PSG. Da kann man mal klatschen. Hat toll geklappt mit der viel beteuerten Rückkehr zur Bodenhaftung.
Was hat das mit Arminia zu tun? Im Grunde alles! Denn jeder Verein, der in diesem System mitspielt, ist abhängig davon und profitiert letztendlich auch davon. Mir ist klar, dass Rejek nicht als einziger bei der DFL vorsprechen und sagen kann "wir machen da nicht mit und zahlen unseren Spielern nur Gehälter bis Summe X und Ablösesummen maximal 6-stellig". Da muss schon die Mehrheit der Ligen austehen und sich dagegenstellen. Und selbst dann werden am Ende immer die Großen gewinnen, die dann im Zweifel wieder mit der nächsten Super League drohen.
Arminia hat übrigens aktuell eine Transferbilanz von -4,65Mio Euro. Das dürfte meines Wissens nach absoluter Vereinsrekord sein. Und das eben in Zeiten einer Pandemie.
Für mich ist das System daher auch am Ende und in einer Sackgasse gefangen, aus der es kein Entkommen mehr gibt, wenn man das nicht selbst forciert.
Zitat
Was
ist bereichern denn für ein bescheuerter Ausdruck? Auch wenn ein Verein
dahinter steht, die DSC Arminia Bielefeld GmbH & Co. KGaA ist ein
Wirtschaftsunternehmen, welches einen wesentlichen Teil seines
Geschäftsfeldes immer auf Gewinnmaximierung ausrichten sollte. Das mag
manch ein Fußballromantiker nicht wahr haben wollen, ist aber nicht erst
seit gestern so.
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Wir kommen hier wohl nicht mehr zusammen. Daher macht die Diskussion an
dieser Stelle vermutlich auch wenig Sinn. Du scheinst ja jemand zu sein, der die oben genannten Auswüchse achselzuckend akzeptiert und im Sinne des Lieblingsvereins vielleicht sogar noch begrüßt. Das passt leider ganz und gar nicht zu meinen Vorstellungen. Ein Fussballverein sollte m.E. immer noch den gemeinnützigen Gedanken im Herzen tragen und vordergründig umsetzen. Dabei kann dann natürlich auch gut verdient werden, aber das sollte mit einem gewissen Maß passieren und so, dass es für die Normalbevölkerung noch darstellbar ist.
Ob man gleich Fussballromantiker sein muss, wenn man nicht bereit ist, mehr als 100 Euro für 2 Fussballspiele im Moment auszugeben, lasse ich mal dahin gestellt. Aber das schwarz/weiss-Denken macht es halt einfacher - wie so oft in dieser Zeit.
Persönlich finde ich auch nicht, dass 32 Euro der Preis ist, den man in der Bundesliga für ein Sitzplatzticket mit guter Sicht bezahlt. Was mich aufregt ist, dass man auf die Tickets mal eben 10 - 12 Euro drauf geschlagen hat. Wenn das Einzelticket vorher 32 kostet und jetzt 36 oder 37, dann sagt wahrscheinlich keiner was. Ich glaube auch nicht, dass es um "finanziell bereichern" oder "sanieren" geht, dennoch fühle ich mich abgezockt. Insbesondere, weil die maximale Erhöhung auf den teuersten Plätzen stattgefunden hat, frei nach dem Motto:"Das sitzen die Bonzen, die zahlen das schon." Da sitzen aber auch viele Rentner und Malocher in den 50ern, die zahlen das wahrscheinlich nicht mehr. Persönlich habe ich das Glück, dass ich jetzt nicht rechnen muss, ob ich die Erhöhung mitgehen kann, aber ich habe schon den Punkt erreicht, wo ich überlege ob ich das mitgehen will.
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Entweder weiche ich demnächst wieder auf Block J aus oder ich weiche in den meisten Fällen auf Sky aus.
Wenn dann hier immer wieder
angeführt wird, dass die Preise nur unterer Durchschnitt sind, zeigt das
aus meiner Sicht auch noch einmal den Irrsinn des Systems auf. Ich
denke schon, dass ein Preis von vielleicht 30-35 Euro für Block H durchaus ein sinnvoller Preis sind für 90 Minuten Fussball. Es ist - wie gesagt - in meiner Welt kein Event, was man sich alle paar Monate einmal leistet, sondern gewisserweise eine alltägliche Begleitung. Und ich vertrete due Auffassung, dass Fussball auch weiterhin bezahlbar sein muss und nicht (wie in England) aufgrund der Preise dann in die Kneipen verlegt wird. Ich möchte nicht so ein Publikum wie bei der "Mannschaft" oder bei Rattenball auf der Alm haben. Ansonsten ist der Gedanke bei mir inzwischen wirklich nicht mehr so weit weg, dass ich demnächst auf den Profifussball verzichte.