Ohne noch mal auf jeden einzelnen Post einzugehen und die Diskussion wieder von vorne aufzurollen, noch mal mit einigen Posts, die ich parallel bei Facebook zu der gleichen Diskussion geführt habe, kurz mein Standpunkt erklärt. Alles Weitere dann nach dem Gespräch mit Herrn Laufer:
"Das Problem, was ich sehe
(und hier u. A. auch aufzeigen will) ist, dass die "Produkte"
sich inzwischen so weit von ihren Kunden bzw. Fans entfernt haben,
dass sie die Sichtweise, die ich auf die Dinge habe, kaum mehr sehen
(wollen). Ich habe mir halt einfach sehr gewünscht, dass
die
Krise dazu genutzt wird, das wieder mehr in den Fokus zu rücken und
die finanziellen Interessen hinten an zu stellen. Diese Hoffnung
wurde arg zerstört und durch die Handlungen die aufgezeigten
Beispiele teilweise mit Füßen getreten. Diese Enttäuschung liegt
in meinem Text
und meinem Austritt. Ob das immer alles 1:1 kausal
zu Begründungen ist, ist eine andere Sache. Fussball ist eben
emotional und auch manchmal nicht so rational, wie er von vielen
Vereinsvertretern und Funktionäre heutzutage wahrgenommen wird. Eben
deswegen erwarte ich auch, dass man dem bestmöglich Rechnung trägt
und eben keine einfachen rationalen Entscheidungen trifft, sondern
immer die Emotionalität des Themas mit einbezieht.
Ich
arbeite z. B. selbst im Marketing und auch wir haben in unserer
Firma, die Firmenfarbe heller gemacht aus genau den gleichen Gründen,
wie Arminia es getan hat. Bei uns war das aber eine rein rationale
Entscheidung, die keine emotionalen Faktoren von Fans mit ein
berechnen musste. Und genau da ist für mich der Unterschied, was das
Marketing eines Fussballclubs angeht."
"Ich finde, dass Arminia nach
den desaströsen Jahren um Präsident Brinkmann, der (fast)
Vergesellschaftung und verantwortlichen Dilettanten wie Dammeier nun
seit ca. 8 Jahren auch marketingtechnisch sehr viel richtiggemacht
hat. Man hat den Größenwahn unter Kentsch und co. abgelegt und sich
davon distanziert neue Märkte erobern zu wollen. Stattdessen hat man
sich auf sein Kerngeschäft besonnen. Die "Marke" Arminia
regional gestärkt und die Identifikation mit Fans und Gönnen aus
der Region gestärkt. Das war der absolut richtige Weg, der von allen
mitgetragen und teilweise auch begeistert entgegengenommen wurde.
Nun, in der vielleicht sensibelsten Phase der gesamten
Vereinsgeschichte, hat man unnötigerweise diese Baustellen
aufgemacht und diesbezüglich auch die Kluft zu traditionell
geprägten Fans wie mich vergrößert. Damit geht man drei Schritte
zurück und erweist auch der "Marke" einen Bärendienst.
Ich
kenne nicht wenige Fans, die teilweise Jahrzehntelang ihre
Arminia oder andere Vereine bei unzähligen Spielen im Stadion
unterstützt haben und sich nun abwenden. Wenn diese Entfremdung so
weiter geht ist es kein unrealistisches Szenario, dass Ultras und
traditionelle Fans sich immer
mehr zurückziehen und
ausschließlich ein Operettenpublikum wie beim DFB oder RB demnächst
die Tribünen bevölkert. Alle angepasst, brav und kaufwillig.
Schließlich braucht man ja die Kohle... Von wem ist doch egal. Neue
Märkte erschließen und so.."
"Die Vereine können sich
ja aussuchen, ob sie weiterhin eine lebendige Fankultur im Stadion
haben wollen oder den ganzen Zirkus noch weiter "amerikanisieren"
wollen. Der Weg ist ja in den letzten 20 Jahren schleichend
eingeleitet worden und hat zuletzt seinen Eskalations-Höhepunkt
gefunden, als die Anti-Hopp Plakate präsentiert wurden. Danach kam
die Pandemie und viele aktive Gruppen haben darauf aufmerksam
gemacht, dass der Fussball in diesen Zeiten seiner sozialen
Verantwortung nachkommen sollte, statt weiter seine Show zu
zelebrieren. Nach einigen Diskussionen ist dieses irgendwann
verstummt. Das liegt u.a. auch daran, dass sich einige der aktiven
Fans abgewendet haben von dem "Produkt Fussball" war
nunmehr nur noch als TV-Unterhaltung läuft. Wie es sein wird, wenn
die Stadien wieder auf machen, kann derzeit kaum
jemand seriös
vorhersagen. Aber die Gefahr ist da, dass man diese Leute für immer
verloren hat bzw. verliert. Und wenn man sich anschaut, welche
Fangruppen in den letzten 15 Jahren den Ton auf den Rängen angegeben
haben und wie groß diese sind, ist das ein enormer Faktor, der
absolut
berücksichtigt werden sollte. Dass man in solch
schwierigen Zeiten dafür nicht die Sensibilität und scheinbar auch
nicht den Willen und die Kapazitäten hat, halte ich für fatal und
traurig. Der Wandel zum möglichen Operettenpublikum ist aus meiner
Sicht leider nicht weit hergeholt. Wenn man die Ultras und
Hardcore-Fans tatsächlich nicht mehr in großer Stärke im Stadien
hat, ist der Weg zu Klatschpappen und Lemmingen, die zur Arminia
gehen, weil es "in" ist und man im Büro
was zu
erzählen braucht, nicht mehr weit. Das habe auch in den vergangenen
Jahren immer wieder die Highlight-Spiele gezeigt, die zum Teil eben
genau dieses Publikum angezogen haben.
Schlussendlich habe ich nie
geschrieben, dass ich mich von Arminia abwenden werde oder möchte,
sondern lediglich, dass ich derzeit nicht mehr bereit bin, den Verein
durch meine Mitgliedschaft zu unterstützen, weil mir bestimmte Dinge
gegen den Strich gehen. Schließlich habe ich mich ja auch in die
offensive Diskussion gewagt, in dem ich diese Begründungen hier und
anderswo öffentlich gemacht habe, obwohl mir völlig klar war, dass
die Mehrheit das anders sieht oder mich gar anfeindet oder beleidigt
(wie hier geschehen). Der Austritt ist letztendlich meine Sache und
ich muss mich dafür vor niemanden rechtfertigen, aber ich wollte
eben genau diese Diskussion anstoßen und wenn das irgendwo im Verein
registriert wird, bin ich gerne bereit das auch im persönlichen
Gespräch zu erörtern und mich aktiv einzubringen. Vielleicht lass
ich mich sogar zum Verbleib oder Wiedereintritt überreden, wenn den
Argumenten entsprechend Rechnung getragen wird oder Kompromisse
ausgehandelt werden. Aber: Ich bleibe bei meinen Standpunkten und
meiner Überzeugung, dass dieser Schritt zum jetzigen Zeitpunkt für
mich persönlich richtig und sinnvoll ist."
"Nehmen
wir doch mal das schwarze Heimtrikot als Beispiel: Ich persönlich
finde es überhaupt nicht schlimm, dass es nicht blau ist, aber es
gab erhebliche Empörung deswegen. Gemacht hat man das aber
ausschließlich aus Vermarktungsgründen. Die schwarzen Trikots haben
sich immer besser verkauft als die blauen und das tun sie auch diese
Saison. Nicht zu Unrecht. Sie sind ja auch sehr schick. Aber das hat
man bereits durch die Blume eingestanden. Das zeigt ja deutlich auf,
wo die Reise hingehen soll und auf welcher Grundlage solche
Entscheidungen inzwischen getroffen werden. Ich finde das legitim,
aber grundsätzlich schade, zumal es genau der Argumentation der
ideellen Vereinsverbundenheit entgegensteht."
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