Als Reaktion auf die erneuten Berichte zur finanziellen Schieflage, habe ich heute meine Vereinsmitgliedschaft gekündigt. Warum genau, könnt Ihr hier nachlesen:
Die (Liebes-)beziehung zu einem Fußballverein basiert immer auf eine
gute und ausgewogene Wechselwirkung. Als Fan des Vereins gebe ich dem
Verein sehr viel in dem ich meine Zeit, mein Geld und mitunter auch mein
Herzblut hinein stecke. Im Gegenzug erwarte ich aber auch etwas von
meinem Verein. Bei Arminia Bielefeld sind das ganz sicher keine
sportlichen Erfolge wie Titel oder sonstige sportliche Top Schlagzeilen.
Stattdessen erwarte ich die Anerkennung, die ich aus meinem
Selbstverständnis als Fan und Mitglied verdiene. Das schlägt sich
bestenfalls im Stadionerlebnis oder auch in der Form von Vorteilen und
kleinen wertschätzenden Gesten nieder, die mir der Verein
entgegenbringt. Nach einem Jahr Pandemie und der damit verbundenen
Abwesenheit vom Stadionerlebnis, muss ich bilanzieren, dass die eben
beschriebene Wertschätzung des Vereins gegenüber den Fans schlichtweg
nicht (mehr) vorhanden ist. Von meinen 96 Euro Mitgliedsbeitrag hatte
ich de facto keinerlei Vorteile. Mir geht es aber nicht um die Rechnung,
dass sich eine Vereinsmitgliedschaft monetär lohnen muss. Vielmehr geht
es mir um die anfangs beschriebene Wertschätzung. Was hat sich der DSC
Arminia Bielefeld in den vergangenen 12 Monaten einfallen lassen, um den
Mitgliedern, die nunmehr vom Geschehen ausgesperrt sind und sich Stück
für Stück vom Profifußball entfremden, seine Wertschätzung auszudrucken?
Genau: Gar nichts! Keine gedruckten (Stadion-)Magazine per Post, kein
exklusiver Online-Inhalt für Mitglieder, keine exklusiven
Online-Veranstaltungen für Mitglieder, nicht mal ein kostenloser Schal,
ein Aufstiegsshirt oder das Aufstiegsmagazin per Post. Sind ein paar
wenige wertschätzende Gesten, die mit wenig Kosten verbunden sind,
wirklich zu viel verlangt für einen hohen Mitgliedsbeitrag, der einem
passiven Mitglied, welches sich keine Fanartikel kauft, exakt keinerlei
Vorteile mehr bietet, wenn es vom Stadiongeschehen ausgeschlossen ist?
Stattdessen habe ich inzwischen das Gefühl, dass der Verein nur noch auf
seine Fans, Mitglieder und Unterstützer zu kommt, wenn es darum geht die
Hand aufzuhalten:
- Im vergangenen Sommer musste ich um due Rückerstattung der Dauerkarte
kämpfen, welche schließlich 4 Wochen später als angekündigt kam.
- Mit dem Kauf einer Dauerkarte für die Saison 20/21 habe ich dem Verein
einen zinslosen Kredit gegeben, dessen Rückzahlung noch immer ungewiss
ist, wenngleich sicher ist, dass in dieser Saison keine Fans mehr in ein
Stadion gelassen werden.
- Mit dem Sondertrikot präsentiert man nun ein sehr teures Trikot, was
uninspiriert und wenig detailreich wirkt und zudem das neue blau
aufgreift, was bei der überwiegenden Anzahl Fans auf Ablehnung trifft.
Das Ganze zwei Tage nach dem ein Bericht über fehlende
Merchandise-Einnahmen in den Medien zu finden war. (Was ist überhaupt
aus der Abstimmung bzgl. der Farbe geworden? Warum kann man die nicht
online druchführen und muss auf die nächste JHV warten?).
- Nun die Bettelei bei den Sponsoren und der versteckte Hinweis auf die
Problematik mit den Rückzahlungen der Dauerkarten:
Mit den nun aufkommenden Berichten über die erneute finanzielle
Schieflage, bin ich nun endgültig zu dem Entschluss gekommen, meine
finanzielle Unterstützung in Form der Mitgliedschaft zu verweigern. Als
ich lesen musste, dass man auf die Unterstützer zugeht, um dort um
finanzielle Unterstützung zu betteln, ist mir fast die Hutschnur
geplatzt. "Die Dauerkartenrückzahlungen seien ein nicht kalkulierbares
finanzielles Risiko!" War dort zu lesen. Bitte? Da frage ich mich, was
die Finanzabteilung in dem vergangenen Jahr gemacht hat. Jeder, der sich
nur halbwegs mit dem Pandemie-Geschehen beschäftigt hat, musste höchste
Zweifel daran haben, dass im Laufe der Saison wieder ein normaler
Betrieb möglich sein würde. Spätestens im Herbst wurde klar, dass die
Situation bis zum Sommer nicht wieder "normal" sein würde. Wie man
diesbezüglich nun zu einem Defizit kommen kann ist mir völlig
schleierhaft. Ich "freue" mich schon jetzt auf die erneuten
Verhandlungen bzgl. der Rückerstattung meiner Dauerkarte oder
gegebenenfalls einer Verrechnung, die im letzten Jahr angeblich noch
nicht technisch umsetzbar war. Gleichzeitig hat weder "das System
Profifussball" noch der Verein Arminia Bielefeld den Willen aufgebracht,
bodenständiger zu werden und sich wieder den normalen Fußballfans
anzunähern. In einer - für uns alle - schwierigen Krisenzeit hätte ich
mir die entsprechende Demut gewünscht, statt des immer wiederkehrenden
Selbstverständnisses, dass der Fußball sein Milliardenschäft am Laufen
halten muss. Es sind nicht nur Katar-Reisen, überhebliche
Verantwortliche von Bayern München oder die Sonderbehandlung der
Europacup-Reisen, die Fans wie mich wütend und unverstanden
zurücklassen. Es sind auch "ganz normale" Profifussballer, Funktionäre
und andere Nutznießer, die noch immer deutlich mehr als jeder normale
Arbeiter verdienen, während eben diese angebettelt werden, das Geld für
Dauerkarten etc. zu spenden, um den "Zirkus" weiter zu finanzieren.
Ich kann und möchte das zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr weiter
unterstützen und lasse mein (ebenfalls reduziertes) Einkommen lieber bei
denen, die es nötiger brauchen. Ich würde mir wünschen, dass sich
tatsächlich jemand diese Argumente durchliest und auch einmal
reflektiert. Sollte sich die Arminia in den kommenden Monaten anders
präsentieren und die gewünschte Wertschätzung gegenüber den Mitgliedern
und Fans auch mal deutlich zeigen, bin ich auch gewillt, wieder
einzutreten. Wenn ich ehrlich bin, fehlt mir aber der Optimismus daran
zu glauben - ebenso wie an ein baldiges Ende der Pandemie.