Quelle: ftd.de
Kirch droht der Spielabbruch
von Katrin Elger (Frankfurt)
Medienunternehmer Leo Kirch hat den deutschen Bundesligavereinen für sechs Jahre 500 Mio. Euro pro Saison garantiert. Bislang will dafür aber noch keine Bank bürgen. Bleibt das so, platzt der Deal.
Christian Seifert steht zwischen Aufzug und Klotür, umringt von einer Horde Journalisten. In die Ecke gedrängt, weil er es nicht geschafft hat, nach seinem Vortrag im fünften Stock der Frankfurter Zentrale der Deutschen Fußball Liga (DFL) schnell genug zu entwischen. "Ich sag jetzt wirklich nichts mehr zu der Bankbürgschaft", ärgert sich der DFL-Geschäftsführer, bevor es ihm schließlich doch noch gelingt, ins Treppenhaus zu flüchten.
"Fit für die mediale Zukunft" lautete das Seminar, zu dem die DFL am Dienstag geladen hat. Doch die Vorträge zu Digitalisierung und Fußballmarketing interessieren die Pressevertreter weit weniger als die eine, die entscheidende Frage: Wird es Ex-Medienmogul Leo Kirch gelingen, die für sein Geschäft mit der DFL notwendige Bankbürgschaft zu beschaffen?
Vermittelt werden soll den Journalisten in Frankfurt eigentlich, warum die DFL mit ihrer Idee goldrichtig liegt, Medienunternehmer Leo Kirch als Zwischenhändler bei der Vergabe der Bundesligarechte einzuschalten. Klar wird aber vor allem eines: Nach wie vor ist völlig offen, ob sich eine Bank findet, die sich hinter Kirch und seine Agentur Sirius stellt. Bleibt die Suche vergeblich, platzt der Deal. Denn die Bankbürgschaft ist die Voraussetzung für das Geschäft und muss jeweils Anfang des Jahres für die darauffolgende Saison gestellt werden.
Anfang Oktober hatte die DFL mit Kirch und seinem Geschäftspartner und langjährigem Vertrauten Dieter Hahn ein neues Modell für die Fernsehvermarktung der Bundesliga vereinbart: Erlöse in Höhe von 3 Mrd. Euro garantieren die beiden Medienunternehmer den Profivereinen für den Zeitraum 2009 bis 2015 allein aus der Inlandsvermarktung. Die Mindesteinnahmen von 500 Mio. Euro je Saison muss Kirch aber über die Bürgschaft absichern.
Mit der Commerzbank gibt es zwar Verhandlungen, entschieden ist jedoch immer noch nichts. "Liegt keine Bankbürgschaft vor, wird der Vertrag ungültig", beantwortet Seifert die Frage einer Journalistin nach der Zukunft der Kirch-Kooperation, falls sich kein Bürge findet. Verärgert schiebt der DFL-Chef hinterher: "Und morgen kann uns der Blitz treffen oder ein Meteor einschlagen."
Erst vor wenigen Jahren hatte Kirch die Bundesliga in die größten finanziellen Schwierigkeiten ihrer Geschichte gestürzt. Die DFL hat Kirchs Agentur Sirius trotz der heiklen Vorgeschichte als Zwischenhändler bis zum Jahr 2015 engagiert. Rechteinhaber bleiben wie bisher die Vereine selbst. Sie können Seifert zufolge nach wie vor selbst darüber entscheiden, ob die Sportschau wie gehabt um 18:30 Uhr erscheint oder wie vom Bezahlsender Premiere gewünscht erst nach 22 Uhr. Selbst wenn Premiere wesentlich mehr für das 22- Uhr-Szenario böte, könne die Liga die Alternative wählen. "Darüber entscheidet die DFL, nicht Kirch", betont Seifert. Überhaupt sei der neue Vertrag mit Sirius nicht mit dem Vertrag der Kirch-Gruppe zu vergleichen. "Sirius ist lediglich ein Dienstleister", stellt Seifert klar. Die Story des Kirch-Comebacks sei nicht wirklich richtig.
Derzeit nimmt der Dachverband der 36 Bundesligaclubs rund 450 Mio. Euro aus dem Verkauf der Rechte ein. Die TV-Einnahmen machen etwa 25 Prozent des Etats eines Bundesligisten aus. Die DFL und Kirch planen ein gemeinsames Unternehmen, das künftig das Liveprogramm für die Übertragung der Spiele produzieren soll - zum Ärger von Premiere. Die Liga erwartet dadurch bei der Ausschreibung im Frühjahr 2008 wesentlich mehr Bieter.