Im Interview mit Uli Zwetz hat Kniat in meinen Augen ungewollt einen abermaligen Offenbarungseid geleistet.
Den Matchplan auch mit der Erkenntnis des Spiels so massiv und uneingeschränkt zu verteidigen liegt entweder an mangelnder eigener Überzeugung, an einer kindlich trotzigen Haltung gegenüber aufkommender Kritik oder an mangelnder Lernfähigkeit.
Souverän wäre eine Antwort gewesen wie: „Im Nachhinein muss man sagen, dass der Plan nicht aufgegangen ist, wir mussten dann auch nach dem frühen Rückstand reagieren und haben deshalb in der 20. Minute umgestellt.“
Konnte er natürlich nicht sagen, weil ja nicht reagiert wurde, was angesichts der nächsten Aussage Kniats, dass der Matchplan in der 2. Minute hinfällig war, fast absurd erscheint.
Was Kniat hier übersetzt sagt, ist: Unser Plan wurde durch den Rückstand über den Haufen geworfen, da wir aber keinen Plan B hatten, haben wir an ihm festgehalten.
Damit kommen wir zum nächsten Punkt, der ja auch schon häufig genannt wurde: Was kann das für ein Plan gegen eine Spitzenmannschaft sein, die Tore am Fließband schießt, der keinen frühen Rückstand und ein Reagieren darauf beinhaltet? Da erwarte ich nicht einmal, dass Kniat von außen eingreifen muss. Jeder Spieler muss sofort wissen, was dann zu tun ist. Gestern? Nichts!
Der größte Offenbarungseid besteht aber darin, dass Kniat immer wiederholt, wie schwer es nach einem Rückstand ist (und natürlich, dass man keinen Plan dafür hat).
Gibt es hier niemanden, der sich ein bisschen tiefer mit Erfolg, Motivation, Glauben, Überzeugung etc. auseinandersetzt? „Dann wird es schwer“ ist ja nur die sichtbare verbalisierte Ebene seiner eigenen inneren Haltung, die dann auch noch bis an die Ohren der Spieler immer wieder vordringt. Mit anderen Worten: Er impft den Spielern - und das war ja nicht zum ersten Mal - schwere Beine bei Rückstand ein.
Ich erwarte nichts anderes von einem Trainer, als dass er auch in der 80. Minute wie Rumpelstilzchen am Spielfeldrand der festen Überzeugung ist, dass das Ding noch gedreht werden kann. „Männer, 10 Minuten noch, das reicht auch noch für 3 Tore“!
Stattdessen kommen dann, damit bloß jeder Spieler auch versteht, dass da nichts mehr geht, Signale wie die Einwechslung von Kunze oder vorher Hagmann (zur Not noch verständlich, weil Lannert auch nicht performt hat).
Und zum Schluss noch die üblichen Floskeln: Er kenne seine Mannschaft lang genug und wisse, dass die jetzt ne nachhaltige Reaktion zeigen werden und oben wieder dran kommen.
Das ist absolute Realitätsverdrängung oder er bezieht sich damit auf uns nicht zugängliche Beobachtungen im Training. Die Mannschaft hat aus so einer Situation seit Jahren keine Reaktion gezeigt. Auch unter Kniat nicht. Da waren allenfalls mal einzelne überzeugende Spiele, auf die sofort wieder ins Jammertal zurückgekehrt wurde.
Gut möglich, dass in Dortmund wieder ein Sieg der Moral mit 2 Toren in Hälfte zwei nach Rückstand und dem Siegtreffer in der Nachspielzeit folgt. Und dann keimt wieder, wie unzählige Mal, die Hoffnung auf, dass es jetzt aber wirklich wirklich wirklich bergauf geht.
Herr Kniat, da scheine ich Ihre Mannschaft besser als Sie zu kennen. Bisher ist die Mannschaft den Nachweis unter Ihnen schuldig geblieben, dass da nachhaltig eine positive Richtung eingeschlagen wird.
Ich glaube nicht mehr daran, dass ich oder irgend jemand anderes - LeckerKnoppers betet ja förmlich seit Jahren darum - hier Lügen gestraft wird.
Wie lange will der Verein uns noch mit seiner Tatenlosigkeit quälen?